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Wirtschaft: Bildschirme, Rasenmäher – und Plüschpuppen

Technisch überlegen und weltweit gefragt: Beispiele für Erfolgsgeschichten ostdeutscher Unternehmen

Berlin - Da hat der Bundeskanzler vor Staunen die Augenbrauen hochgezogen: Im März besuchte Gerhard Schröder auf der Computermnesse Cebit den Stand von X3D Technologies . Das Unternehmen entwickelt und produziert Bildschirme mit dreidimensionaler Anzeige. Autos, Cola-Dosen, Karatekämpfer – die Objekte auf den Schirmen scheinen im Raum zu schweben und sich auf den Betrachter zuzubewegen. Nur eine Hand voll Wettbewerber weltweit konkurrieren mit der Firma aus Jena. „Wir sind Marktführer und werden es in den kommenden Jahren auch bleiben“, sagt der kaufmännische Leiter Dirk Heinrich.

Neben den Paradebeispielen Jenoptik oder Rotkäppchen gibt es im Osten viele kleinere Firmen, die wenig bekannt, aber dennoch erfolgreich sind. So plant die 1998 gegründete X3D in diesem Jahr mit 25 Mitarbeitern zwar nur einen Umsatz von fünf Millionen Euro – will aber immerhin 130000 Euro Gewinn machen. Zu den Kunden gehören große Konzerne wie Siemens Medizintechnik oder die französische Kaufhauskette Carrefour, die die Displays in der Werbung einsetzen will. Auf 150 Schutzrechtanmeldungen verweist die Firma stolz, das sei seit der Gründung ein Patent pro Mitarbeiter und Jahr.

Nicht nur mit High-Tech erzielt der Osten Erfolge. „Wenn Sie einem unserer Braunbären nachts im Wald begegnen, rennen Sie, so echt wirkt er“, sagt Helmut Schache, Chef der Kösener Spielzeug GmbH. Die Firma aus Bad Kösen in Sachsen-Anhalt hat sich auf Plüschtiere spezialisiert, die den tierischen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich sind. Schache hat den DDR-Hersteller nach der Wende gekauft. „1992 hatte ich keinen einzigen Auftrag“, sagt er. Heute beschäftigt er 39 Mitarbeiter und will bis Jahresende 2,5 Millionen Euro umsetzen. 85000 handgefertigte Spielzeuge verkaufen die Kösener jährlich, jedes Dritte Plüschtier wird ins Ausland geliefert. „China und Japan wollen hochwertige Handarbeit, das ist ein wachsender Markt“, sagt Schache.

Deutschlands zweitgrößte Yachtwerft liegt in Mecklenburg-Vorpommern. Das Yachtzentrum Greifswald beschäftigt 220 Mitarbeiter und macht jährlich 35 Millionen Euro Umsatz - davon 80 Prozent im Ausland. Etwa 400 Segelboote, zwischen 8,5 und 15 Meter Länge, werden pro Jahr hergestellt. Der Kaufpreis liegt zwischen 45000 und 350000 Euro. In Deutschland sind die Greifswalder Bootserzeuger nach der Bavaria Yachtbau in Giebelstadt bei Würzburg die Nummer zwei.

Neben Rotkäppchen-Sekt und Spreewald-Gurken haben auch andere DDR- Traditionsmarken bundesweit Erfolg. Kathi aus Halle an der Saale stellt Backmischungen her – vom Tortenmehl bis zum Ciabatta-Brot. 17 Millionen Euro setzte Kathi im vergangenen Jahr um – 1991 waren es erst 1,9 Millionen Euro. Kathi arbeitet profitabel und wächst schneller als der Markt, fanden die Marktforscher von AC Nielsen heraus. Der Marktanteil liegt bei 13,4 Prozent. Nur Dr. Oetker liegt vor Kathi – aber mit einem Anteil von 62 Prozent. In den neuen Ländern blieb Kathi mit 41 Prozent jedoch die Nummer eins, Oetker folgt mit 38,5 Prozent. Seit der Wende hat Kathi neun Millionen Euro investiert, 2005 soll in Halle noch ein Logistikzentrum für fünf Millionen Euro gebaut werden.

Nicht nur jede Kommune in Ostdeutschland hat mindestens ein Fahrzeug von Multicar aus Waltershausen in Thüringen. Sogar auf dem Grundstück von Russlands Präsident Wladimir Putin mäht ein Multicar den Rasen. 220 Mitarbeiter bauen 1500 Spezialautos pro Jahr – Schneepflüge, Kehrfahrzeuge und eben auch Rasenmäher für große Flächen. Der Umsatz lag 2003 bei 50 Millionen Euro. Mittlerweile hat Multicar in Deutschland einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Es sei kein leichter Weg gewesen seit dem Mauerfall, sagt Marketingchef Herbert Hellmann. „Aber wir haben durchgehalten.“ Schweres durchhalten müssen auch die Fahrzeuge: Im vergangenen Jahr testete die Bundeswehr ein Multicar, ließ es aus zwei Metern Höhe fallen, mit Maschinengewehren beschießen und auf Minen fahren. Die Multicars zeigten sich robust. Ab Dezember soll Multicar nun 398 Minitransporter „Mungo“ liefern.

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