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Bildung: Nicht für die Schule, sondern fürs Konto lernen wir

Wer in seine Bildung investiert, kann damit eine höhere Rendite erzielen als mit dem Kauf von Finanzprodukten, Immobilien oder Aktien. Außerdem ist er weniger gefährdet, im Laufe seines Lebens arbeitslos zu werden, sagen Forscher.

Berlin - Wer in seine Bildung investiert, kann damit eine höhere Rendite erzielen als mit dem Kauf von Finanzprodukten, Immobilien oder Aktien. Außerdem ist er weniger gefährdet, im Laufe seines Lebens arbeitslos zu werden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Sie erscheint am Mittwoch und liegt dieser Zeitung bereits vor.

Allgemein gilt, dass Hochschulabsolventen die geringste, Personen ohne Berufsabschluss die höchste Arbeitslosenquote aufweisen – in Deutschland ist in dieser Gruppe jeder Fünfte ohne Stelle. Wer Geld für Bildung ausgibt, muss allerdings auch länger lernen, zahlt später höhere Steuern und muss womöglich Studiengebühren einkalkulieren. Alle diese Faktoren eingerechnet, bringen Bildungsinvestitionen im internationalen Vergleich in Schweden und Deutschland eine höhere Rendite als in den USA und Großbritannien. Die DIW-Forscher haben für ihre Studie Daten der Langzeiterhebung ausgewertet, des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Dazu haben sie die Bruttostundenlöhne von Personen zwischen 26 und 65 Jahren herangezogen.

Wie die Forscher herausfanden, sinkt nicht nur während der Arbeitslosigkeit das Einkommen. Auch wer danach wieder einen Job findet, verdient weniger. Selbst wenn man die geringere Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden, herausrechnet, lohnen sich laut DIW Bildungsinvestitionen eher als Investitionen in Realkapital. Dabei ergibt eine Investition in mittlere Bildung die höchste Rendite. Zudem ist der Effekt in den neuen Bundesländern am höchsten, hier vor allem bei Frauen: Sie kommen dem Berliner Institut zufolge auf eine Bildungsrendite von 18 Prozent. Die Männer mit mittlerem Bildungsabschluss kommen im Osten indes nur auf eine Rendite von sieben Prozent. Die Ökonomen begründen dies damit, dass der Lohn, den Frauen mit einem Pflichtschulabschluss erreichen können, sehr gering ist. Hier steigert Bildung das spätere Einkommen also umso stärker.

Auch der Staat profitiert von höherer Bildung, da er höhere Steuern einnimmt und Besserverdienende weniger Sozialtransfers in Anspruch nehmen – sie sind seltener arbeitslos und verursachen geringere Gesundheitskosten. Entsprechend bringen Investitionen in Bildung dem Staat mehr, als er dafür ausgibt. Die Rendite des Staates sei „relativ hoch und dürfte deutlich über den Finanzierungskosten“ liegen, schreiben die Autoren der Expertise. Es sei daher effizient, mehr Geld für Bildung auszugeben.

Die DIW-Experten leiten aus ihren Ergebnissen aber auch die Empfehlung ab, Studiengebühren beizubehalten oder einzuführen. Es gebe „ausreichende finanzielle Anreize für private Bildungsinvestitionen“. Es sei also gerechtfertigt, Private stärker an den Ausgaben zu beteiligen. Carsten Brönstrup

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