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Wirtschaft: Bilfinger sieht sich bei Walter Bau im Aus

Konzern will jetzt eine eigene Verkehrswege-Sparte in Deutschland aufbauen

Mannheim - Deutschlands zweitgrößter Baukonzern Bilfinger Berger muss einen erheblichen Rückschlag beim Aufbau einer Straßenbausparte in Deutschland verschmerzen. „Wir haben zwar nach wie vor Interesse an einer Übernahme der Walter Heilit Verkehrswegebau, einer Tochter der insolventen Walter Bau“, sagte Bilfinger-Chef Herbert Bodner auf der Bilanzpressekonferenz. Doch werde Bilfinger wohl nicht zum Zuge kommen, da der Walter-Bau-Insolvenzverwalter Werner Schneider „unerfüllbare Bedingungen“ gestellt habe. Am heutigen Freitag ist bereits Insolvenzeröffnung. Bodner hat auch wenig Hoffnung, dass die Gläubigerversammlung am 6. April auf das Angebot von Bilfinger eingehen wird. Zumal keine Kontakte mit den Gläubigerbanken bestehen, wie er sagte.

Nach einer Absage will Bilfinger die Straßenbausparte in Eigenregie aufbauen. Bodner räumte ein, dass dies erheblich langsamer gehen werde als mit einer Großakquisition. Heilit kommt auf einen Umsatz von 350 bis 400 Millionen Euro. Bilfinger habe weiterhin Interesse an Übernahmen und sei offen für Allianzen. Im Auge hat Bodner nun „andere mittelständische Firmen“. Für Zukäufe stehen mehr als 200 Millionen Euro zur Verfügung.

Im Straßenbau locken in den kommenden Jahren eine Reihe von Großaufträgen in Deutschland, insbesondere beim Bau von Maut-Autobahnen. Erste Projekte hat die Bundesregierung bereits auf den Weg gebracht.

Interesse bestehe auch nach wie vor an der Walter Bau Technik-Tochter DSI, sagte Bodner, deren Verkauf noch nicht eingeleitet wurde. Auch Hochtief will die DSI kaufen. Der Kaufpreis dürfte ein Vielfaches des Betriebsergebnisses von 20 Millionen Euro betragen.

Wie in der vergangenen Woche bereits Hochtief-Chef Hans-Peter Keitel monierte Bodner vor allem, dass sich der Insolvenzverwalter bereits frühzeitig auf die österreichische Strabag als Käufer für Teile der insolventen Walter Bau und der Heilit in einem Paket festgelegt habe. Eine Prüfung der Ergebnisqualität (Due Diligence) von Heilit zur endgültigen Preisfestsetzung sei Bilfinger von dem Insolvenzverwalter aus Zeitgründen nicht ermöglicht worden. Bilfinger habe daher lediglich ein „indicative offer“ in Höhe von 80 Millionen Euro abgeben können. Schneider spricht dagegen von einer Interessensbekundung. In Branchenkreisen war indessen über das Motiv des späten Bilfinger-Angebots spekuliert worden. Den Mannheimern wurden „Störfeuer“ vorgeworfen, die den Konkurrenten Strabag fern halten sollen.

Kein Interesse habe Bilfinger an einem Erwerb des Stuttgarter Konkurrenten Züblin, bekräftigte Bodner dagegen. Abgestimmt mit dem Mehrheitsaktionär von Züblin, der Familie Lenz, habe Bilfinger aber ein Angebot für die 4,9 Prozent der Züblin-Anteile vorgelegt, die noch beim Insolvenzverwalter liegen. Dies sei aber nur erfolgt, um den Vorstellungen Schneiders zu folgen, „nur das auf die Strabag abgestimmte Paket zu verkaufen“. Insgesamt bezifferte Bodner das Bilfinger-Angebot, das noch die Übernahme einiger kleinerer Gesellschaften umfasst, auf über 100 Millionen Euro. Eingeschlossen sei auch die Fertigstellung der rund 60 nicht gekündigten Walter-Baustellen. Bilfinger tue sich mit dem Aufbau der Straßenbausparte erstaunlich schwer, heißt es indessen in Branchenkreisen. Bodner bestätigte, dass Bilfinger einen ehemaligen Heilit-Manager als Berater engagiert habe. Er wies aber Vorwürfe zurück, dass Bilfinger massiv Personal von Heilit abwerbe und damit den Verkauf störe.

Die Bauleistungen stiegen im Jahr 2004 um neun Prozent auf 6,11 Milliarden Euro. Beim Auftragseingang gab es ein Plus um zehn Prozent auf 6,13 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand lag bei 6,33 Milliarden nach 6,27 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2003. In den ersten Monaten des Jahres 2005 sei der Auftragseingang überdurchschnittlich hoch gewesen, teilte der Vorstandschef mit. Bodner bekräftigte das Ziel, bis 2007 eine Verdopplung des Konzernergebnisses auf mindestens 100 Millionen Euro zu erreichen. Die Aktien des Baukonzerns stiegen bis zum Handelsschluss um 0,84 Prozent auf 38,37 Euro. HB

Axel Granzow

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