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Ausgezeichnet. Für seinen Kampf gegen Armut und Krankheiten erhält Bill Gates einen Preis der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland.

© Eventpress Radke

Bill Gates in Berlin: Der gute Mensch von Microsoft

Die Amerikanische Handelskammer zeichnet Bill Gates in Berlin für sein soziales Engagement aus. In ihrer Laudatio adelte Sabine Christiansen Gates als einen, der beweise, dass es doch möglich sei, wirtschaftlich zu handeln und dabei Gutes zu tun.

Er hat die Hände vor sich verschränkt und schweigt. Der dunkelgraue Anzug ist zugeknöpft, unter dem Sakko leuchtet eine fliederfarbene Krawatte. Bill Gates wartet. Um ihn herum wuseln Sabine Christiansen, Assistenten, Journalisten, Lobbyisten und Politiker, und er wartet geduldig. Er hat Dinge zu sagen, die ihm wirklich wichtig sind: zum Beispiel, dass eine Impfung gegen Kinderlähmung ganze 13 Cent kostet. Denn sein wichtigstes Ziel ist, diese Krankheit in den nächsten Jahren ganz auszurotten. Fast sei es schon geschafft, nur noch in vier Ländern gebe es die Krankheit: in Indien, Nigeria, Pakistan und Afghanistan. Jetzt gelte es, sie auch dort ganz zu vertreiben.

Rund 500 Gäste aus Wirtschaft und Politik applaudierten, als der Gründer von Microsoft den Saal am Mittwoch betrat. Die Amerikanische Handelskammer in Deutschland (Amcham) verlieh Bill Gates für seine Stiftung und den Kampf gegen Armut und Krankheiten einen undotierten Preis, den „Transatlantic Partnership Award“ . Die „Bill and Melinda Gates Foundation“ ist die größte Privatstiftung der Welt. Mit einem Stammkapital von rund 30 Milliarden Dollar und Projekten für jährlich rund vier Milliarden Dollar ist sie größer als das Internationale Komitee des Roten Kreuzes oder die Weltgesundheitsorganisation.

Christiansen hielt als Vertretung für den Unternehmer Michael Otto die Laudatio – sein Zug hatte sich zu stark verspätet. Bill Gates sei der eine Mensch aus Bertolt Brechts Theaterstück „Der gute Mensch von Sezuan“, den die Götter vergeblich als Beweis suchten, dass es doch möglich sei, wirtschaftlich zu handeln und dabei Gutes zu tun, trug die Fernsehmoderatorin vor. Bei seiner anschließenden Rede wollte Gates diesmal nicht die Reichsten des Landes dazu überreden, Geld zu spenden, wie er es jüngst in China und Indien versucht hatte und mit dem „Giving Pledge“ von rund 40 Milliardären in den USA schon geschafft hat. Diesmal richtete er seine Bitte an das ganze Land: dass Deutschland wie viele andere Länder auch sein Versprechen einhalte, bis 2015 die Höhe seiner staatlichen Entwicklungshilfe von zurzeit rund 0,4 Prozent auf 0,7 Prozent seiner Wirtschaftsleistung zu erhöhen. Damit könne vielen Menschen geholfen werden: Das Einkommen von vier Millionen Bauernfamilien könne verdreifacht werden, Bildung für 69 Millionen Kinder finanziert oder sauberes Trinkwasser für 250 Millionen Menschen bereitgestellt werden.

Nicht zuletzt sprach Gates auch die deutsche Forschung an: Erfindungen, wie die Entwicklung neuer Medikamente, könnten große Veränderungen bewirken. „Ich komme mit einer einfachen Botschaft nach Deutschland: Intelligente Hilfe wirkt“, sagte Gates. Auf seinen Charts und in seiner Rede unterstrich er, dass der Kampf gegen Kinderlähmung vorankommt, die Kindersterblichkeit in den letzten 50 Jahren um mehr als 50 Prozent gesunken ist und sich zwischen 2000 und 2008 in Afrika die Todesfälle durch Masern um 92 Prozent verringert haben. „Wir haben Fakten und Zahlen als Beleg, dass unsere Investitionen wirken“, sagte er. „Die geretteten Leben und die Zukunftsperspektiven der Menschen, denen geholfen wurden, sind dafür der lebende Beweis.“

Nach Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsidenten Christian Wulff hatte seine Bitte um mehr Entwicklungshilfe am Nachmittag auch schon einen Erfolg: Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) versprach, der internationalen Impfinitiative GAVI in diesem Jahr zusätzliche 14 Millionen Euro zu überweisen. Bislang waren im Bundeshaushalt nur sechs Millionen Euro dafür vorgesehen. Die Gates-Stiftung will ihre Zuwendungen an die GAVI um die gleiche Summe aufstocken.

Simon Poelchau

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