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Wirtschaft: Billige Wohnungen werden knapp

Besonders in Großstädten gibt es hohen Bedarf.

Berlin - In Deutschland wird mehr gebaut, doch billige Wohnungen werden knapp. Bezieher niedriger Einkommen hätten zunehmend Probleme, bezahlbare Wohnungen zu finden, warnte der Präsident des Deutschen Städtetages, der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am Freitag. „Die steigenden Mieten bringen vor allem Geringverdiener und einkommensschwache Familien in Schwierigkeiten.“

Billiges Baugeld und die Flucht von Investoren in das als sicher geltende „Betongold“ beflügeln derzeit den Wohnungsbau. Im ersten Halbjahr genehmigten die Behörden den Bau von 114 000 Wohnungen. Das waren 4,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.

Allerdings verlangsamt sich das Wachstum: Im ersten Halbjahr 2011 hatte es noch einen Zuwachs von 27,9 Prozent gegeben. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) rechnet aber mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends. „Die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte ZDB-Chefvolkswirt Andreas Geyer. „Nach einer langen Durststrecke wird der Wohnungsbau weiter wachsen, aber nicht mehr so stark wie 2011.“ In einigen Bundesländern – darunter Bayern und die neuen Bundesländer mit Ausnahme von Berlin – sei die Zahl der Genehmigungen zurückgegangen. Dagegen gebe es in Ballungsräumen und Großstädten Wohnungsknappheit, besonders preisgünstiger Wohnraum fehle dort.

Das kritisierte auch der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, GdW. Gerade in den unteren Mietpreissegmenten, wo vor allem in Ballungsgebieten ein hoher Bedarf bestehe, passiere derzeit zu wenig. Der Bund müsse die Wohnraumförderung auch ab 2013 fortsetzen – in mindestens gleicher Höhe von 518 Millionen Euro pro Jahr, forderte GdW-Präsident Axel Gedaschko. „In Zukunft wird es mehr und mehr Single-Haushalte geben und die Altersarmut wird durch das sinkende Rentenniveau und fehlende Altersvorsorge zu einem immer größeren Problem“, erklärte Gedaschko. Günstige Wohnungen würden daher immer wichtiger. Münchens Oberbürgermeister Ude kritisierte, dass der Bestand an Sozialwohnungen seit 2002 um rund ein Drittel gesunken ist, obwohl die Zahl der Anspruchsberechtigten steigt. Die Städte seien jedoch nur mit Hilfe finanziell angemessener Wohnraumförderprogramme der Länder in der Lage, das Wohnen bezahlbar zu halten, erklärte Ude.

Denn Ude zufolge steigen die Mieten insbesondere in den Großstädten. 2011 legten sie im Vergleich zum Vorjahr teilweise um fünf bis zehn Prozent zu. In diesem Jahr sei mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. In den fünf teuersten Städten müssen Mieter den Angaben zufolge inzwischen durchschnittlich neun bis zwölf Euro je Quadratmeter zahlen. Auch die Preise für Eigentumswohnungen legten bundesweit zwischen 2003 und 2011 einer Studie des arbeitgebernahen IW-Instituts zufolge um rund 10,5 Prozent zu, in Berlin sogar um 39 Prozent.

So machen es die gestiegenen Mieten und Eigentumspreise für Bauträger wieder attraktiv, zu investieren. Doch es gibt auch Risiken. „Was passiert, wenn einerseits ein Überangebot entsteht und andererseits eine schwächelnde Konjunktur die Nachfrage dämpft“, sagte Andreas Schulten, Immobilienforscher der BulwienGesa AG. „Dann werden möglicherweise nicht alle geplanten Wohnungen verkauft oder vermietet.“ Darunter würden vor allem teure Projekte und die an schlechteren Standorten leiden. dpa/rtr

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