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Wirtschaft: Billigflieger beflügeln Berlin-Tourismus

Zahl ausländischer Gäste steigt deutschlandweit – Berlin beliebtestes Ziel für Städtereisen/Fußball-WM soll neuen Schub bringen

Berlin - Schon ein Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft ist die Anziehungskraft Deutschlands auf ausländische Besucher deutlich gewachsen: Im ersten Halbjahr 2005 kamen sechs Prozent mehr Gäste ins Land als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag nach vorläufigen Zahlen mit. Die Reiselust inländischer Touristen und Geschäftsleute bleibt dagegen gedämpft – hier gab es kaum eine Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Vor allem Städte waren gefragte Ziele für Besucher aus fernen Ländern. „Städtetourismus liegt im Trend“, sagte Ulrich Spörel, der Tourismusexperte des Statistikamtes, dieser Zeitung. Immer mehr Besucher kommen aus China.

In der Gunst der Gäste liegt Berlin dabei mit weitem Abstand vorn – vor Konkurrenten wie Hamburg oder Bremen. In den ersten sechs Monaten stieg die Zahl ausländischer Gäste in Berlin nach Angaben des Statistischen Landesamtes um knapp 18 Prozent auf 853 000. Die meisten kamen aus Großbritannien, den USA und Holland (siehe Grafik).

Und es sollen noch mehr werden: „Wir sind optimistisch, dass wir das Rekordjahr 2004 toppen können“, sagte Natascha Kompatzki, Sprecherin der Berlin Tourismus Marketing GmbH, dieser Zeitung. Das zweite Halbjahr sei erfahrungsgemäß immer stärker als das erste. „Die MoMa hat im vergangenen Jahr für große Aufmerksamkeit gesorgt, in diesem Jahr setzen wir vor allem auf Goya und die Internationale Funkausstellung.“ Allein die Kunstausstellung Moma, vom New Yorker Museum of Modern Art als Leihgabe an die Spree geschickt, hat Berlin 1,2 Millionen Besucher beschert, davon kamen Schätzungen zufolge 70 Prozent aus dem Ausland.

Attraktionen wie diese lockten im vergangenen Jahr insgesamt sechs Millionen Hotelgäste in die Stadt – und damit mehr als jemals zuvor. Alles in allem hätten Touristen und Geschäftsleute 2004 knapp sechs Milliarden Euro in der Stadt gelassen, sagt Marketingfrau Kompatzki. Wie groß der Anteil ist, der auf Geschäftsleute entfällt, erfassen die Statistiken nicht.

Berlin profitiert nicht nur von seinen vielen Museen, zahlreichen Clubs und der Messe, sondern auch von der wachsenden Zahl der Flugverbindungen von und nach Berlin, darunter viele Billiganbieter: Mittlerweile wird die Spreestadt von 150 Orten der Welt angeflogen, vor drei Jahren waren es 50 noch weniger. Außerdem, sagte Tourismusmanagerin Kompatzki, habe Berlin weltweit ein hervorragendes Image aufgebaut, das vor allem junge Leute anzieht.

Doch nicht nur Berlin ist bei ausländischen Reisenden gefragt, auch deutschlandweit verbuchten Hotels steigende Übernachtungszahlen ausländischer Urlauber und Geschäftsreisender. Nach dem Rekordjahr 2004 zählte das Statistische Bundesamt von Januar bis Juni 20,8 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland. Das waren sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Von Besuchern aus dem Inland seien dagegen wie im Vorjahr 131 Millionen Übernachtungen gebucht worden – ein Zuwachs von knapp einem Prozent. Die Statistiker erklären das vor allem mit der schwachen konjunkturellen Entwicklung aber auch mit dem regenreichen, kalten Wetter.

Doch trotz steigender Übernachtungszahlen konnten die Hotels den Umsatz nicht, wie erhofft, steigern. Das liegt nach Angaben von Hotelverbandschef Fritz Georg Dreesen daran, dass die Zimmerpreise in den ersten sechs Monaten im Schnitt um ein Prozent gesunken sind. Auch für das Gesamtjahr sind die Hoteliers nicht sehr optimistisch. Das dürfte sich spätestens im nächsten Jahr ändern, wenn Zehntausende von Fußballfans aus aller Welt ins Land strömen: Von der Fußball-WM 2006 erwartet die Deutsche Zentrale für Tourismus einen weiteren Schub für den Deutschland-Tourismus. Schon 2004 war die Zahl ausländischer Gäste erstmals auf mehr als 45 Millionen gestiegen.

Maren Peters

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