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Wirtschaft: Binnenschiffer fordern gleiche Chancen

BERLIN ."Wir wollen keine Subventionen, wir wollen kein 100-Millionen-DM-Sofortprogramm - wir wollen nur Chancengleichheit", forderte Gerhard von Haus, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschiffahrt (BDB) am Freitag.

BERLIN ."Wir wollen keine Subventionen, wir wollen kein 100-Millionen-DM-Sofortprogramm - wir wollen nur Chancengleichheit", forderte Gerhard von Haus, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschiffahrt (BDB) am Freitag.Mit Chancengleichheit meinte er vor allem, die Wettbewerbsnachteile, denen sich die deutschen Binnenschiffer ausgesetzt sehen, aufzuheben.

Subventionen, die an den Konkurrenten Deutsche Bahn fließen, müßten beispielsweise eingestellt werden, forderte der Bundesverband.Zudem müßte der Straßengüterverkehr, möglicherweise über eine Steuer, verteuert werden.Solange der Transport mit Lkw noch so günstig für die Unternehmen sei, würde sich nichts ändern, monierte von Haus.Binnenschiffahrt sei nicht nur das verkehrsmäßig sicherste Transportmittel, sondern darüber hinaus auch das umweltverträglichste."Umweltpolitik muß in der Verkehrspolitik eine Rolle spielen", forderte der Hauptgeschäftsführer.

Studien zufolge könnten weit mehr als 55 Mill.Tonnen Fracht von der Straße und den Schienen auf die Schiffahrt verlagert werden.Dennoch gäbe es keinerlei Maßnahmen von seiten der Regierung, dieses Verlagerungspotential in Bewegung zu bringen.Dies sei einer der Gründe, weshalb der Marktanteil der deutschen Binnenschiffer an den Transporten auf den heimischen Wasserstraßen von früher 56 Prozent auf jetzt 40 Prozent zurückgegangen sei.Derzeit werden gut 1,5 Mrd.Tonnen quer durch die Bundesrepublik befördert, davon 61,3 Prozent auf den Straßen, 22,3 Prozent auf den Schienen und 16,4 Prozent zu Wasser.

Die Regierung habe 1994 im Vorgriff auf die Liberalisierung inländische Frachttarife freigegeben.Dies habe allerdings zu einer Benachteiligung gegenüber ausländischer Konkurrenz geführt, kritisierte der BDB.Zudem gäbe es noch weitere Wettbewerbsnachteile, besonders gegenüber niederländischen Anbietern - den stärksten Konkurrenten der deutschen Schiffahrer.Diese hätten zum Beispiel erhebliche steuerliche Vergünstigungen, ihre Abgaben an die Berufsgenossenschaften seien deutlich geringer als die der deutschen Kollegen, und bei der Unterbringung von Kindern der Schiffer in Internaten zahle der niederländische Staat hohe Beihilfen."Unser Wettbewerbsnachteil gegenüber den Niederlanden beträgt zwischen 60 000 un 100 000 DM pro Jahr und Schiff", sagte von Haus.Daher ginge die Zahl der deutschen Schiffsbetreiber von rund 1400 im Jahre 1994 auf voraussichtlich weniger als 1000 gegen Ende dieses Jahres zurück.Insgesamt zählt die Branche etwa 6000 Beschäftigte.

Für die Schiffahrt zwischen Elbe und Oder forderte der Verband, das sogenannte Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 17 so schnell wie möglich fertigzustellen.Damit würde der Elbe-Havel-Kanal, die Havel, der Sacrow-Paretzer-Kanal und der Telkow-Kanal "den Erfordernissen der modernen Schiffahrt angepaßt" werden.Schlechte Wasserhältnisse würden dazu führen, daß die Schiffe nur unvollständig beladen werden könnten und somit geringere Einnahmen erzielen würden.Ästhetische Gründe - etwa sechs Großmotorgüterschiffe würden täglich an den historischen Schlössern und Gärten bei Potsdam vorbeischippern - müßten hinter den volkswirtschaftlichen Aspekten zurücktreten, ist Gerhard Oswald, Leiter der BDB-Geschäftsstelle Berlin, überzeugt.Darüber hinaus verlangte der Verband den unverzüglichen Baubeginn an der Schleuse Charlottenburg.

CATRIN BIALEK

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