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Prima Klima.

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Bio-Kerosin: Airlines wollen künftig grüner fliegen

Die Luftfahrtbranche will zunehmend auf Bio-Kerosin setzen. Dabei geht es den Fluggesellschaften, zu denen auch Air Berlin gehört, nicht nur um eine saubere Umwelt.

Das größte Problem beim Bio- Kerosin ist nicht, wie man es nutzen kann – sondern dass es nicht ausreichend zur Verfügung steht. Um die Entwicklung auf dem Gebiet voranzutreiben, haben 20 Initiatoren am Mittwoch in Berlin die Luftfahrt-Initiative für erneuerbare Energien in Deutschland (AIREG) gegründet. Schließlich hat sich die Branche weltweit das ehrgeizige Ziel gesetzt, ab 2020 schadstoffneutral zu wachsen und die CO2-Emissionen bis 2050 zu halbieren.

Dazu muss dringend etwas geschehen. Zwar produziert der Luftverkehr global nur drei Prozent der Treibhausgase. Doch ohne Gegenmaßnahmen wird sich angesichts der erwarteten Zuwachsraten der CO2-Ausstoß bis 2050 verdreifachen, sagte Klaus Nittinger. Der frühere Technik-Chef der Lufthansa und ehemalige Deutschland-Boss des Triebwerksherstellers Rolls-Royce, ist einer der beiden Präsidenten des neuen Verbandes.

Die Bahn und die Autoindustrie seien natürliche Wettbewerber bei der Beschaffung von Biomasse, betonte Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz. Doch die Luftfahrt ist stärker darauf angewiesen als andere Verkehrsträger. Bei Kraftfahrzeugen und Bahnen sei Strom eine Alternative, beim Auto auch die Brennstoffzelle, sagte Jean Botti, Chief Technical Officer des Airbus-Mutterkonzerns EADS. Für das Flugzeug gebe es dagegen bisher keine andere Antriebsmöglichkeit als das Verbrennungstriebwerk.

Auf der Luftfahrtausstellung ILA ist im vergangenen Jahr ein Kleinflugzeug gezeigt worden, das bereits ausschließlich mit aus Algen gewonnenem Sprit flog. Einzelnen Triebwerken großer Verkehrsflugzeuge wurde probeweise Bio-Kerosin beigemischt, ohne dass es zu Beeinträchtigungen kam. Sobald der Alternativkraftstoff im Verlauf dieses Jahres offiziell zugelassen ist, will die Lufthansa in einem sechsmonatigen Versuch durch 50-prozentige Beimischung an einem Triebwerk eines zwischen Hamburg und Frankfurt am Main verkehrenden Airbusses die Langzeitwirkung testen.

Das Bio-Kerosin soll aus Pflanzen gewonnen werden, die nicht der Ernährung dienen und auf Flächen gedeihen, die nicht dem Anbau von Lebensmitteln dienen. „Wir brauchen große Mengen nachhaltig produzierter Biomasse zu bezahlbaren Preisen“, sagte Christoph Franz. Denn aufgrund hoher Ölpreise macht das Kerosin schon heute bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten einer Airline aus.

So soll die Initiative, der auch Air Berlin, Condor und Tuifly, die Triebwerkshersteller Rolls- Royce und MTU, der Flughafen München, die Deutsche Post sowie diverse Forschungseinrichtungen und Hersteller von Biokraftstoffen angehören, die gesamte Wertschöpfungskette vom Feld bis zum Flugzeug abdecken. Nittinger rechnet mit weiteren Mitgliedern aus den Bereichen Landwirtschaft und Mineralölindustrie. In sechs bis acht Jahren könnte Biomasse in ausreichender Menge bereitstehen, erwartet Klaus Becker von der Firma Jatro Solutions. Daraus möchte Johann-Dietrich Wörner, Vorstandschef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, mehr als nur Biosprit entwickeln. Er denkt an einen „Designer-Kraftstoff“, der das Kerosin nicht nur ersetzt, sondern besser ist, beispielsweise im Hinblick auf Lagerfähigkeit, Gefrierpunkt und Energiegehalt.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) bezeichnete die Gründung der Initiative als einen „Meilenstein auf der Kreuzung zwischen Luftfahrt und Energiepolitik“. Nachdem die Luftverkehrsbranche die große Herausforderung, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, angenommen habe, sei man jetzt auf dem Weg zu noch saubereren Flügen. Das passe hervorragend zur Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung. In diesem Zusammenhang unterstrich Ramsauer „ein klipp und klares Ja zum Verkehrswachstum“, das klimaverträglich und nachhaltig zu bewältigen sei.

„Ob uns ein Nachtflugverbot von 22.00 bis 06.00 Uhr in der Metropole weiterbringt, lasse ich im Raum stehen“, sagte der Minister zu den drohenden Flugbeschränkungen am künftigen Großflughafen BBI in Schönefeld. „Zurück-zur-Natur-Gesundbeter“ seien für eine praktische Politik „wenig geeignet“, sagte der Minister.

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