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Wirtschaft: Biotech-Unternehmer ausgezeichnet

Burghardt Wittig ist zwar Unternehmer, aber richtiges Geld verdient der studierte Mediziner und Physiker mit seiner Firma noch nicht. Trotzdem ist der Chef des Berliner Biotech-Unternehmens Mologen Holding AG zum "Unternehmer des Jahres 1999" gekürt worden.

Burghardt Wittig ist zwar Unternehmer, aber richtiges Geld verdient der studierte Mediziner und Physiker mit seiner Firma noch nicht. Trotzdem ist der Chef des Berliner Biotech-Unternehmens Mologen Holding AG zum "Unternehmer des Jahres 1999" gekürt worden. "Wir sind von seinem Weg überzeugt", sagte Günter Jucho, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer, die den Preis jährlich vergibt. "Und wir wollten seinen Mut zur Innovation herausstellen."

Mut hat Burghardt Wittig schon vor einem Jahr bewiesen, als er sein nur wenige Monate zuvor gegründetes Forschungsunternehmen an die Börse führte - als eine der ersten deutschen Biotechnologie-Firmen überhaupt. Der Professor hat es nicht bereut: der Wert der Aktie hat sich im Berliner Freiverkehr auf aktuell 19,50 Euro verdoppelt. Demnächst soll die gesamte Belegschaft, zur Zeit sind es 20 Mitarbeiter, mit Aktien versorgt werden.

Wittig hat sich an der Freien Universität in der Gentherapie und Bioinformatik einen Namen gemacht. Nach Forschungsaufenthalten in Japan und den USA, unter anderem als Heisenberg-Fellow und Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology, gründete der FU-Professor vor zehn Jahren "Soft Gene", eine Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft für molekularbiologische Software. Schon der erste Schritt in die Selbstständigkeit war ein Erfolg: Mit "BioConstructor" hat die Firma eine Software entwickelt, die sie seit Jahren gewinnbringend an Forschungsinstitute verkauft.

Neben der Bioinformatik hat die Mologen AG mit der Krebsforschung und der Gentechnologie noch zwei weitere Standbeine, die eine vielversprechende Zukunft verheißen. Wittig setzt vor allem auf MIDGE (Minimalistic Immunogenic Defined Content Vector for Gene Expression), eine Schlüsseltechnologie, die gute Chancen hat, die genetische Impfung zu revolutionieren. Während bei der herkömmlichen Impfung abgeschwächte Krankheitserreger in den Körper eingeschleust werden, die ihn dazu bringen, Antikörper gegen die Krankheit zu bilden, kann man sich MIDGE als eine Art Spritze vorstellen, die genetische Informationen in den Körper befördert. Dank dieser Informationen lernt er Krankheiten wie die Grippe zu bekämpfen. "Mit dem Verfahren sind wir praktisch konkurrenzlos", sagt Wittig.

Noch ist es nicht so weit, dass die Genspritze auch beim Menschen zum Einsatz kommt. Das Wittig-Team arbeitet derzeit gemeinsam mit der Universität Zürich an einem genetischen Impfstoff für die Haustiererkrankung FIV, einer Art Katzen-Aids. Am Ende des kommenden Jahres soll er auf den Markt kommen. "Wir hoffen, die Impfung irgendwann auch auf menschliches HIV anwenden zu können", sagt Wittig. Die Impfstoffe zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten sollen später in Lizenz von großen Pharmakonzernen vermarktet werden.

Die intensive Forschung ist nur dank der engen Kooperation mit der FU Berlin möglich. Unmittelbar neben dem Institut für Molekularbiologie hat die Mologen AG vor einem halben Jahr ihren neuen Laborkomplex bezogen. Wittig hat eine in Deutschland einzigartige Public-Private-Partnerschip ausgehandelt, die Idee stammt aus den USA. Für drei Jahre hat der forschende Unternehmer das FU-Institut samt Mitarbeitern quasi gemietet, im Gegenzug wird er nach Ablauf der Frist der FU sein vier Millionen Mark teures Haus zur Verfügung stellen. "Ich gehe davon aus, dass wir dann sowieso nicht mehr hineinpassen", sagt Wittig. Denn langsam kann der Unternehmer des Jahres auch ans richtige Geldverdienen denken: Spätestens 2001 soll das Biotech-Unternehmen schwarze Zahlen schreiben.

pet

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