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Wirtschaft: Biotechnologie-Standort Deutschland: Bundesregierung will "strategisch wichtigen Bereich" stärker fördern

Die Bundesregierung will die Biotechnologie im nächsten Jahr noch stärker fördern als bisher, um Deutschland zu einem führenden Biotech-Standort in Europa auszubauen. "Ich sehe noch Raum für Verbesserungen", sagte Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) am Dienstag am größten Berliner Biotech-Standort in Buch.

Die Bundesregierung will die Biotechnologie im nächsten Jahr noch stärker fördern als bisher, um Deutschland zu einem führenden Biotech-Standort in Europa auszubauen. "Ich sehe noch Raum für Verbesserungen", sagte Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) am Dienstag am größten Berliner Biotech-Standort in Buch. Insbesondere die Anstrengungen in der Humangenomforschung sollten verstärkt werden. Bis 2003 werde die Bundesregierung zusätzlich 350 Millionen Mark aus UMTS-Zinserlösen in diesen "strategisch wichtigen Bereich" investieren.

Bezogen auf die Zahl der Biotechnologie-Firmen liegt Deutschland mit 279 schon jetzt an der europäischen Spitze, wie die Unternehmensberatung Ernst & Young in ihrem Biotech-Report 2000 feststellt. In der Reife liegen deutsche Firmen nach Branchenschätzungen aber noch fünf Jahre hinter britischen und zehn Jahre hinter US-Firmen zurück.

Um den Biotech-Standort weiter auszubauen, müsse ein investitionsfreundliches Klima geschaffen werden, sagte Müller. Dabei stehe die Förderung von Beteiligungskapital im Vordergrund. Schon 1999 habe der Bund hierfür 1,7 Millionen Mark zur Verfügung gestellt, rund 20 Prozent davon entfielen auf Biotechnologie-Unternehmen. Für die nächsten drei Jahren stünden weitere 105 Millionen Mark bereit, mit denen der Wissenstransfer zwischen Forschung und Wirtschaft verbessert werden soll.

Um auch die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland zu verbessern, sei es notwendig, die europäische Biopatentrichtlinie in deutsches Recht umzusetzen. Dies "wird ein wichtiges Signal für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland", sagte Müller. Gegner der Richtlinie lehnen die Umsetzung mit dem Argument ab, sie ermögliche "Patente auf Leben". Müller versicherte, das vom Kabinett verabschiedete Konzept habe diese Bedenken berücksichtigt. "Es zieht eine notwendige Grenze zwischen der Nicht-Patentierbarkeit menschlicher Gene als solcher einerseits und der anwendungsorientierten Forschung andererseits."

Die Biotechnologie habe das Potenzial, das Leben der Menschen radikal zu verändern. Deshalb sei ein breit angelegter Dialog zwischen Wissenschaft, Industrie, Staat, Verbraucher- und Umweltschützern dringend erforderlich. "Wir dürfen die Fehler der Energiedebatte in den 70er-Jahren nicht wiederholen", mahnte Müller. Auch im Streit um die Atomenergie hätten die Menschen nicht alle relevanten Informationen bekommen und seien misstrauisch geblieben.

Bei der Entwicklung des Biotech-Standortes Deutschland dürfe Bürokratie nicht zum Hemmschuh werden, sagte Müller - in Anspielung auf Klagen Berliner Biotechfirmen über schleppende Entscheidungsprozesse im Berliner Senat. "Wenn ich höre, dass amerikanische Start-ups hier tätig werden wollen - die fassen sich ja an den Kopf, wenn sie sehen, wie hier alles versandet."

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