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Freie Rede. Philipp Rösler sprach beim Bitkom-Kongress nicht vom Pult aus.

© dpa

Bitkom-Trendkongress: Experten diskutieren Potenzial der Smartphones

Die emotionale Bindung an digitale Helfer aller Art wird sich abschwächen, sagen IT-Trendforscher. Die Möglichkeiten der digitalen Welt hingegen könnten die Industrie revolutionieren, sagt Wirtschaftsminister Rösler.

In Londoner Vorstadtzügen auf dem Weg zur Arbeit hat Stephen Prentice es beobachtet: Die Leute lassen ihr Gepäck fallen, manchmal rutscht ihnen sogar ein Kind vom Arm. Aber das Mobiltelefon? Nein, das haben sie fest umklammert. „Wir haben eine Liebesbeziehung zu den Geräten, eine Obsession“, beschrieb der Vice President des US-Marktforschers Gartner am Dienstag auf dem Trendkongress des IT-Branchenverbands Bitkom in Berlin das Verhältnis der Nutzer zu ihren Smartphones.

Diese Obsession wird aber nicht mehr lange bestehen, wie Prentice den rund 600 IT-Experten erläuterte. Sie werde einer weitgehend natürlichen Interaktion zwischen Mensch und Maschine weichen. Sprache und Gesten würden nach und nach die bislang übliche Bedienung mit Maus, Tastatur oder Fingerwisch ablösen. Künftig gehe es mehr um funktionierende technische Ökosysteme als um einzelne Geräte. In der Tat kämpfen Apple mit iOS und Google mit Android um die Vorherrschaft unter den Betriebssystemen für mobile Geräte. Auch Microsoft hat mit Windows 8 erkannt, dass es eine Software anbieten muss, die mehrere Geräte miteinander vernetzt und Datenaustausch in Echtzeit ermöglicht. Das Sammeln immer größerer Datenmengen in der Cloud – also in riesigen Serverfarmen – und der Zugriff auf diese Daten von überallher, werde auch die Industrie revolutionieren, zeigte sich Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) überzeugt.

Jim Hagemann Snabe, Kochef des Softwarekonzerns SAP, macht sich Sorgen, dass Europa auf der Strecke bleibt. Unternehmen und Politik dürften sich nicht von der Debatte um die Schuldenkrise lähmen lassen. Derzeit würden zum Beispiel in Indien jährlich 300 000 Ingenieure ausgebildet. Zum Ende des Jahrzehnts würden es eine Million jährlich sein. Dem habe Europa wenig entgegenzusetzen. Doch nicht nur in der Ausbildung sei mehr Elan gefragt. Hagemann erinnerte daran, dass das heute gängige MP3-Format in Deutschland entwickelt worden sei.

Die Musikindustrie habe das Potenzial damals nicht erkannt. Inzwischen sei eine solche Revolution durch digitale Innovation in vielen Bereichen der Wirtschaft möglich. Sie dürfe nicht verschlafen werden.

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