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Blitz

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Blitze: Unter Hochspannung

Teure Blitze: Überspannungsschäden kosten die Versicherer 240 Millionen Euro im Jahr. Tendenz steigend.

Berlin - Nicht nur Stürme und Überschwemmungen, auch Gewitter machen der Versicherungswirtschaft zunehmend zu schaffen. Rund 240 Millionen Euro haben die Versicherer im vergangenen Jahr allein für die sogenannten Überspannungsschäden bezahlt, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Montag in Berlin mit. Diese entstehen, wenn der Blitz nicht direkt in das versicherte Haus einschlägt, sondern in dessen Nähe oder in eine Versorgungsleitung (Strom, Telefon, TV-Kabel). Das Problem: Durch die dadurch entstandene Überspannung können Geräte, die am Netz sind, durchbrennen. Besonders betroffen sind Computer und Fernseher, die nicht nur am Strom-, sondern auch noch am Kabel- oder Telefonnetz hängen und dadurch doppelt gefährdet sind.

Das Problem wächst: „Wir hatten im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Blitze in Deutschland“, sagte Klaus Ross, Sprecher der vom GDV gebildeten Arbeitsgruppe „Blitz und Überspannung“, „in den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es bereits 1,5 Millionen Euro“. Als Folge des Klimawandels geht Ross davon aus, dass es in Zukunft noch mehr Blitze und Überspannungsschäden geben wird. Dabei haben die Versicherer bereits in den vergangenen fünf Jahren rund eine Milliarde Euro für deren Regulierung ausgegeben.

Denn viele Kunden sind versichert, obwohl Überspannungsschäden in der Hausratversicherung meist nicht enthalten sind. Diese deckt in aller Regel nur die Schäden, die durch direkten Blitzeinschlag entstehen. Nur die alte DDR-Haushaltversicherung erfasst auch Überspannungsschäden. Wer eine solche Police nicht hat, muss eine Zusatzversicherung abschließen. Drei Viertel aller Hausratkunden haben das inzwischen getan. Aber Vorsicht: Viele Policen sehen vor, dass Überspannungsschäden nur in Höhe von fünf Prozent der Versicherungssumme gedeckt sind. Bei 50 000 Euro würde die Versicherung dann maximal 2500 Euro zahlen.

Versicherer können oft nicht erkennen, ob wirklich ein Überspannungsschaden vorliegt oder ob das Gerät aus anderen Gründen defekt ist und der Kunde die Schuld nur auf das Gewitter schiebt. Daher hat der GDV die Fachhochschule Aachen beauftragt, zu untersuchen, in welchem Radius von Blitzeinschlägen Überspannungen möglich sind.

Das Ergebnis: Einzelne, frei stehende Gebäude (Bauernhöfe) können bis zu einer Entfernung von drei Kilometern betroffen sein. Bei Häusern in dörflicher Umgebung sinkt der Abstand auf zwei Kilometer, in der Stadt sind es maximal 1,5 Kilometer. Obwohl es den Versicherungsgesellschaften freisteht, sich an diese Regeln zu halten, dürften Kunden, die Versicherungsschäden außerhalb dieses Radius geltend machen, künftig in Erklärungs- und Beweisnöten sein.

Versicherungsnehmern empfiehlt Ross den Einbau von Überspannungsschutz. Oder sie sollten einfach den Stecker ziehen. „Das Gerät auszuschalten oder bei Mehrfachsteckdosen den Aus-Knopf zu drücken, reicht nicht“, warnt er. Auch Autofahrer müssen aufpassen: Zwar sind Autos vor Blitzen geschützt, das gilt aber nicht für Cabrios. Und auch mit anderen Ammenmärchen räumt der Experte auf: Im Wald sollte man nicht nur Eichen weichen, sondern auch Buchen nicht aufsuchen. „Bei einzeln stehenden Bäumen ist höchste Vorsicht geboten“, rät Ross, dort schlägt der Blitz gerne ein. Sein Tipp: Ein paar Meter weggehen und sich aufs Feld hocken.

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