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Noch ist die Verwaltung nicht vollständig digitalisiert. Die Blockchain-Technologie könnte bisherige Datenbanken ersetzen.

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Blockchain-Technologie: E-Government: Blockchain in der Verwaltung noch größtenteils unbekannt

Die Bundesregierung will eine moderne Verwaltung. In Behörden weiß man dagegen kaum, was Blockchain überhaupt ist, sagt eine aktuelle Studie.

Die Bundesregierung will die Verwaltung modernisieren – So steht es im Koalitionsvertrag. Man wolle „innovative Technologien wie Distributed Ledger (Blockchain) erproben, so dass basierend auf diesen Erfahrungen ein Rechtsrahmen geschaffen werden kann“, heißt es dort. In der Realität gibt es in deutschen Amtsstuben bei Blockchain-Technologien ein großes Wissensdefizit – wie eine Studie der Unternehmensberatung BearingPoint zeigt, die heute veröffentlicht wurde.

Blockchain für die meisten Mitarbeiter Neuland

Die Umfrage unter 21 Experten aus IT- und Fachbereichen in Bund und Ländern hat ergeben: An wichtigen Schnittstellen in der Verwaltung fehlt es an Know-How für Einsatzmöglichkeiten der neuen Technologie. 62 Prozent der Befragten sagten, Blockchain sei für sie ein „unbekanntes“ oder „völlig unbekanntes Thema“. Nur fünf Prozent gaben „Expertenwissen“ als Sachstand bei Blockchain an.

Ob der Einsatz von Blockchain-Technologie eines Tages klassische Datenbanklösungen revolutionieren könnte, ist unter IT-Experten umstritten. Erst vergangene Woche hatten Berater von McKinsey in einem Bericht Zweifel geäußert, dass komplexe Blockchain-Anwendungen dauerhaft existierende Softwarelösungen verdrängen werden.

Dennoch: Bevor über den Einsatz und die Potentiale der dezentralen Softwarelösung Blockchain geurteilt werden kann, braucht es ein grundsätzliches Verständnis über die Technologie, auch in der öffentlichen Verwaltung. „Vorsichtig ausgedrückt: Der Wissensstand ist ausbaufähig“, sagt Alexander Schmid, Partner für den Bereich Public Services bei BearingPoint zu den Ergebnissen der Untersuchung.

Keine Experimente

Neben dem generellen Informationsdefizit zeigt die Studie, dass sich überwiegend Fachbereiche oder die behördeneigene IT mit dem Thema Blockchain beschäftigt: 38 Prozent der Befragten gaben einen der beiden Bereiche an, wenn Blockchain in der jeweiligen Verwaltung Thema sei. Auf Leitungs- und Organisationsebene sind es dagegen nur jeweils fünf Prozent.

Die Autoren der BearingPoint-Studie schließen daraus, dass sich Blockchain-Wissen durch eine „Graswurzelbewegung“ verbreitet. Und sehen strukturelle Probleme in der Verwaltung, wenn es um Innovation geht: Die klare inhaltliche Trennung von IT und Fachbereichen mache den Austausch schwierig.

Auch der öffentliche Vergabeprozess und der für das Verwaltungshandeln enge Rechtsrahmen seien Hürden, die Investitionen in neue Technologien ohne Erfolgsgarantie erheblich erschwere. „So eine Innovation kann nur funktionieren, wenn auch in der öffentlichen Hand die Möglichkeit des Scheiterns erlaubt ist", ist Schmid überzeugt. Allein durch eine Graswurzelbewegung könne man keine Fortschritte erwarten. „Für erfolgreiche Blockchain-Projekte braucht es strategische Vorgaben und einen Anstoß von oben.“

Blockchain-Strategie der Bundesregierung

Die Blockchain-Strategie der Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag und in der Digitalstrategie der Bundesregierung angekündigt wird, soll im Sommer 2019 erscheinen. Auf Anfrage des Tagesspiegels teilte das federführende Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit, dass eine erste öffentliche Konsultation voraussichtlich Mitte Februar stattfinden wird.

Ungeachtet des fehlenden „Anstoßes von oben“ sammeln einzelne Behörden bereits Erfahrung mit der neuen Technologie. Dazu gehört das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ), das in Burkina Faso mit der Förderbank KfW, BearingPoint und Accenture Blockchain das Management öffentlicher Finanzen erprobt.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatte bereits im Sommer 2018 eine Machbarkeitsstudie für Blockchain in behördenübergreifenden Abläufen beim Fraunhofer-Institut FIT in Auftrag gegeben. Ein entsprechender Pilotversuch läuft seit August 2018 am Anker-Zentrum in Dresden. Und die Bundesdruckerei testet Blockchain-Elemente beim Identitätsmanagement in einem Pilotprojekt mit dem Land Thüringen.

Lesen Sie mehr rund um das Thema Blockchain und E-Government in unserem wochentäglichen Entscheider-Briefing Background Digitalisierung & KI.

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