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Wirtschaft: Bloß nicht zu früh freuen

Von Ursula Weidenfeld Sieht doch so aus, als wäre das Schlimmste jetzt geschafft: Zwei Tage in Folge legten die internationalen Börsen ordentlich zu. Brasilien wird vom IWF mit rund dreißig Milliarden Dollar aus der Krise heraus gekauft.

Von Ursula Weidenfeld

Sieht doch so aus, als wäre das Schlimmste jetzt geschafft: Zwei Tage in Folge legten die internationalen Börsen ordentlich zu. Brasilien wird vom IWF mit rund dreißig Milliarden Dollar aus der Krise heraus gekauft. Die Konjunkturdaten aus den USA fielen am Donnerstag einigermaßen gut aus. Der deutsche Autohersteller BMW will in diesem Jahr zum ersten Mal mehr als eine Million Autos verkaufen. Der Chemieriese BASF ist ebenfalls optimistisch. Und selbst die Commerzbank hat zum Halbjahr noch mal so eben die schwarze Null geschafft. Alles also doch nicht so schlimm?

Leider doch. Was die Börsen jetzt zeigen, ist kaum mehr als das, was die Börsenexperten eine technische Erholung nennen. Das heißt ungefähr so viel, dass auf ein paar schwache Tage meistens ein paar starke folgen. Mehr nicht. Dass es dagegen jetzt dauerhaft und stabil nach oben geht, wagen selbst notorische Optimisten nicht zu behaupten. Denn sowohl die deutschen Konjunkturaussichten als auch das weltwirtschaftliche Umfeld sind zu düster, als dass jetzt schon Entwarnung gegeben werden könnte: Dass der Internationale Währungsfonds Brasilien hilft, ist weniger ein Zeichen für Besonnenheit und Souveränität. Es zeigt vielmehr, wie sehr sich die internationale Staatengemeinschaft über die Auswirkungen einer Destabilisierung Lateirikas erschrocken hat. Dass in den USA nun über Zinssenkungen gesprochen wird, ist auch kein Hoffnungsschimmer. Schließlich haben die Amerikaner schon jetzt die niedrigsten Zinsen seit vierzig Jahren, sie liegen schon heute faktisch bei nahe Null, wenn man die Inflation abzieht. Eine weitere Zinssenkung würde keine neuen Impulse bringen. Wenn trotzdem darüber spekuliert wird, ist das kaum mehr als ein Zeichen der Hilflosigkeit. Die große Unsicherheit über die weitere Entwicklung bleibt auch dann, wenn die Daten ausnahmsweise gut ausfallen. Wenn es stimmt, dass die Börsen der Konjunktur in etwa ein halbes Jahr voraus sind, dann hat die Weltwirtschaft - trotz der gestrigen Kursgewinne - einen heißen Herbst und einen kalten Winter vor sich.

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