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Wirtschaft: Blut, Schweiß und Tränen in Berlin

BERLIN (uwe).Wenn die Bankgesellschaft an diesem Montag zur Herbstpressekonferenz bittet, geht es um mehr als um die - bescheidenen - Neunmonatszahlen des Instituts.

BERLIN (uwe).Wenn die Bankgesellschaft an diesem Montag zur Herbstpressekonferenz bittet, geht es um mehr als um die - bescheidenen - Neunmonatszahlen des Instituts.Vom Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Rupf wird eine grundlegende Erklärung zur Neuausrichtung des Instituts erwartet, nachdem die Fusion mit der NordLB endgültig geplatzt ist.

Fällig ist eine Blut-, Schweiß- und Tränen-Rede.Allein die Ankündigung im Neunmonatsbericht, nunmehr "konkrete Schritte zur Reduktion der Verwaltungaufwendungen" zu gehen, deren Kosten das "Jahresergebnis 1998 maßgeblich beeinflussen werden", dürfte nicht nur die über 16 000 Beschäftigten des Instituts zittern lassen.Ob es bei dem für 1997 und 1998 angekündigten Personalabbau von zehn Prozent bleiben wird, ist mehr als zweifelhaft.

Auch das Land Berlin als Mehrheitsgesellschafter hat die Passage im Bericht mit Unbehagen zur Kenntnis genommen.Im vergangenen Jahr hat Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing immerhin noch 140 Mill.DM an Dividende und 1,5 Mrd.DM aus dem Verkauf der Landesbankanteile an die Bankgesellschaft kassiert.Für das kommende Jahr hatte das Land den Veräußerungserlös von rund acht Prozent der Aktien in einer fusionierten Bankgesellschaft Berlin/Hannover eingeplant.

Die hochfliegenden Hoffnungen Berlins, einen Teil des Haushaltsproblems mit einem Geldsegen aus der Bankgesellschaft beheben zu können, sind nun dahin.Schlimmer noch: Es ist nicht abzusehen, wie sich die Immobilienrisiken der Bankgesellschaft entwickeln.Bis sich der Immobilienmarkt der Region erholt, sind auch die finanziellen Risiken der Bankgesellschaft kaum kalkulierbar.Die noch einmal hochgefahrene Risikovorsorge des Unternehmens zeigt, daß die Beteuerungen, das Schlimmste sei geschafft, zumindest für die Bilanzwirksamkeit noch nicht zutreffen.

Trotzdem: Im Immobiliengeschäft wird sich die Bankgesellschaft auch in Zukunft engagieren, ebenso wie im Interbankengeschäft und im sogenannten Retailing, das sind die Transaktionen, die die Filialen machen.Doch auch in diesen drei Kernbereichen muß aufgeräumt werden, bevor das Unternehmen wieder wachsen kann.Es ist ein offenes Geheimnis, daß Rupf aus den mehr als 150 Tochterunternehmen der Bank eine straff organisierte Truppe machen will.Ein Schlüssel dazu könnte die Bewältigung des Jahr-2000-Problems sein: Noch werden unterschiedliche Softwareprogramme benutzt.Die Vorsorge für die Jahrtausendwende wurde bisher verschoben, weil die NordLB und die Bankgesellschaft ein gemeinsames Datennetz installieren wollten.Weitere Probleme, die im Zuge der Fusion gelöst werden sollten, müssen nun alleine gepackt werden: die Tatsache, daß sich die unübersichtlichen Spezialgesellschaften gegenseitig kannibalisieren.Das Problem, daß Berliner Bank und Bankgesellschaft teilweise dasselbe Geschäft machen.Die Berliner Eigenheit, daß Berliner Bank und Landesbank parallele Filialen betreiben, die sich in einer Straße die Kundschaft abjagen, ohne daß zumindest die Bearbeitung der Kundenaufträge in einer Hand läge.

Die Mitarbeiter müssen nun in einem Kraftakt zu den Leistungen motiviert werden, die in einer fusionierten Bank durch Synergien und das Bewußtsein erbracht worden wären, daß in einem neuen Institut ohnehin alles anders ist.Hätte die Bankgesellschaft beispielsweise die Sparkassenfilialen im Nordosten Deutschlands in ihr Geschäft einbeziehen können, hätte sie in der Region einen Marktanteil von um die fünfzig Prozent erreichen können.

Die spannende Frage ist nun, wie Wolfgang Rupf die Bankgesellschaft neu aufstellen will.Und spannend bleibt die Frage, ob eine Fusion - zuletzt wurden Rupf Begehrlichkeiten in Richtung BfG-Bank unterstellt - nun ein für alle Male ausgeschlossen ist.Ein Wachstum aus eigener Kraft zur viertgrößten deutschen Bank, wie sie durch die Fusion mit der NordLB zustandegekommen wäre, ist jedenfalls unmöglich.

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