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Teuer und abgasfrei. Der BMW-Roller "C Evolution" kostet 15.000 Euro.

© dpa

BMW C Evolution: Serienproduktion des BMW Elektro-Rollers startet

BMW fährt jetzt auch auf zwei Rädern elektrisch. Im Berliner Motorradwerk läuft seit Freitag der Maxi-Roller "C Evolution" vom Band - in kleiner Stückzahl.

Einen Moment lang wippen auch die Herren aus den Bundesministerien mit den Knien, als am Freitagmorgen im BMW-Motorradwerk Spandau die Show beginnt. „Volle Konzentration“, ruft Projektleiter Thomas Wujecki den Gästen zu. Dann gleiten zwei brandneue Elektro-Scooter BMW „C Evolution“ lautlos in die Produktionshalle 6. Vom Band läuft ein Elektrobeat. Zwei junge Männer in blauen Latzhosen, die wie BMW-Mechaniker aussehen, aber eingekaufte Profis sind, beginnen zu tanzen. Endlich fällt der große Vorhang – und Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer kann zur Schere greifen. Zusammen mit Werkleiter Marc Sielemann durchtrennt sie ein grünes Band. „Was gibt es Schöneres für einen Standort wie Berlin als den Start einer Serienproduktion!?“, sagt Yzer. Der Weg ist frei: Nach drei Jahren Entwicklungszeit läuft in Spandau der erste elektrisch betriebene Maxi- Scooter eines Autoherstellers vom Band. In der 800 Quadratmeter großen Produktionsstraße fertigen Mitarbeiter seit Freitag zehn „C Evolution“-Roller pro Tag. Zehn von 600 Motorrädern, die täglich das Werk verlassen, in dem BMW alle seine weltweit verkauften Zweiräder fertigt. Mehr als 115.000 waren es im vergangenen Jahr. 50 von 1900 Mitarbeitern sind in die E-Scooter-Produktion involviert. „Wir produzieren so viel, wie der Markt hergibt“, sagt Marc Sielemann.

BMW fährt elektrisch - auf vier und auf zwei Rädern

Wie groß dieser Markt tatsächlich ist, weiß auch bei BMW niemand mit Gewissheit. „Wir schlagen ein neues Kapitel auf“, sagt Sielemann. Aber BMW hat inzwischen Erfahrung mit riskanten Manövern im unsicheren Zukunftsmarkt der Elektromobilität – auf zwei und auf vier Rädern. Seit Ende 2013 verkaufen die Münchener das Elektroauto i3, nach eigener Auskunft gibt es mehr als 10.000 Bestellungen. Im zweiten Quartal kommt der supersportliche i8 hinzu. Autos, in deren Entwicklung BMW mehrere Milliarden Euro investiert hat und von denen sich der Konzern viel verspricht. Zum Beispiel eine „Antwort auf die einspurige urbane Mobilität“, wie Werkleiter Sielemann mit Blick auf den „C Evolution“ sagt. Abgasfreie Mobilität, für die man heute noch tief in die Tasche greifen muss: 15.000 Euro kostet der BMW-Roller, der vom 2. Mai an bei den Händlern steht. Dafür kann man „beim Fahren die Vögel zwitschern hören“, wie Projektleiter Christian Ebner schwärmt. Für 100 Kilometer hat der Akku Leistung, dann muss die Batterie an der Steckdose aufgeladen werden. 120 km/h Spitze, von null auf 100 in 6,2 Sekunden. Das „Lächeln unterm Helm“ hat Christian Ebner am Freitag mitgebracht. In der blitzsauberen Produktionshalle ist von der komplizierten Entwicklungsarbeit für den „C Evolution“ nur wenig zu sehen. Beim Rundgang mit Senatorin Yzer sowie Politik- und Wirtschaftsvertretern aus Bund und Land zeigt Thomas Wujecki, wie um einen „ziemlich dicken Aluminium-Block“ herum ein E-Roller entsteht. 125 Kilo wiegt der Hochvoltspeicher, in dem die gleichen Batterie- Module wie im i3 verbaut werden – dort sind es acht, hier nur drei. Produziert werden die Module im BMW-Werk in Dingolfing, die Batteriezellen liefert Samsung. Die große Box aus Druckguss-Aluminium macht die Hälfte des Gesamtgewichts aus und dient als Rahmen für die Anbauteile des „C Evolution“.

Wirtschaftssenatorin Yzer freut sich: Die Industriestadt wächst

Die fertigen Scooter stehen aufgereiht dicht an dicht. Cornelia Yzer nimmt für die Fotografen Platz auf einem Modell. „Das Berliner BMW-Werk ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Industriestadt wieder wächst“, sagt sie. Als Referenzstadt der Elektromobilität wolle Berlin die gesamte Wertschöpfungskette abbilden – von der Produktion bis zur Praxis. „Upscaling-Lösungen für die Megacities“ findet die Wirtschaftssenatorin in Berlin und meint wohl, dass auch BMW vom „C Evolution“ künftig mehr als zehn Stück pro Tag produzieren möchte. <SB190,65,140>Vor Augen haben die Ingenieure und Produktmanager China: Dort werden jedes Jahr 20 Millionen E-Scooter verkauft. Hierzulande waren es zuletzt 5600 Krafträder mit Elektroantrieb. Industriepionier ist BMW also nicht mit seinem noblen Maxi-Scooter. Aber der einzige deutsche Autobauer, der es auch auf zwei Rädern elektrisch wissen will. Von vergleichbaren Projekten bei Volkswagen und Daimler war zuletzt nichts mehr zu hören.

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