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Feier auf einem Rad. Der vierfache Stuntriding-Weltmeister Chris Pfeiffer zeigte waghalsige Akrobatik.

© Thilo Rückeis

BMW feiert: Zwei Millionen Motorräder aus Berlin

BMW feiert mit dem Regierenden Bürgermeister das zweimillionste Motorrad, das am Freitag während eines Festaktes im Spandauer Werk vom Band lief. Ein Ende der Branchenkrise ist aber noch nicht in Sicht.

Von Sabine Beikler

Berlin - Beim 125-jährigen Ku’damm-Jubiläum am Vortag hatte sich Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) noch getraut und in einem historischen Motorradbeiwagen Platz genommen. Auf das zweimillionste BMW-Motorrad, das am Freitag während eines Festaktes im Spandauer Werk vom Band lief, setzte sich Wowereit, der keinen Motorrad-Führerschein hat, dann doch nicht.

Dass BMW seit 42 Jahren Motorräder und die 2012 auf den Markt kommenden Maxi-Scooter in Spandau baut, sei ein „Bekenntnis zum Standort Berlin“, sagte Wowereit. Es beweise, „welche Qualität hier geleistet wird“. Solche lobenden Worte gehören zur Bestandspflege von Industrieunternehmen in Berlin – erst recht so kurz nach der Entscheidung von Siemens, die neue Infrastruktursparte nicht in der Hauptstadt, sondern in München anzusiedeln.

2300 Mitarbeiter hat BMW in Berlin, darunter 1900 im Spandauer Werk. Mehr als 100 000 Motorräder werden in diesem Jahr produziert. Der Konzern hat in diesem Jahr 34 Millionen Euro in seinen Berliner Standort investiert, darunter sieben Millionen Euro in den Umbau einer Produktionshalle. „Damit sichern wir die Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Werksleiter Hermann Bohrer. Allerdings kritisierte er auch die komplizierten behördlichen Genehmigungsverfahren in Berlin „im Gegensatz zu den bayerischen Standorten“. In Berlin habe man mit „mehr Formalismus und Ansprechpartnern zu tun“. In München gebe es konkrete Ansprechpartner für BMW, die bestimmte Genehmigungsverfahren kontinuierlich begleiten würden. Direkte Kontaktpersonen in den Verwaltungen würden in Berlin dagegen fehlen.

Auch der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), Eric Schweitzer, sagte am Rande der Veranstaltung, dass Bürokratieabbau in Berlin notwendig sei. „Der Unternehmer will zügig klare Aussagen für Anliegen“, sagte Schweitzer dem Tagesspiegel. Man erwarte zu Recht von Unternehmern, dass sie möglichst viele Arbeitsplätze schaffen und erhalten. Im Gegensatz dazu dürfe der Unternehmer aber auch auf Respekt gegenüber seiner Arbeit und seines Engagements hoffen. Schweitzer zeigte sich erfreut, dass alle Parteien in diesem Jahr mit einem wirtschaftspolitischen Schwerpunkte in den Wahlkampf ziehen.

Erst am Dienstag beschloss der Senat, den Unternehmensservice dauerhaft zu etablieren. 2010 hatte der Senat einen Modellversuch mit dem Ziel gestartet, die Unternehmen in den Stadtteilen zu betreuen – als Ergänzung zu den bestehenden Wirtschaftsförderungen der Bezirksämter. Künftig erhält Berlin Partner dafür langfristig eine Million Euro pro Jahr. 24 zusätzliche Mitarbeiter sind in der Bestandspflege tätig. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) sagte, das Modell sei von den Bezirken positiv aufgenommen worden. Laut einer Umfrage hätten sich bisher 90 Prozent der befragten Firmen in der Hauptstadt zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Service gezeigt.

Zufrieden ist auch Berlin Partner mit dem zweimillionsten Motorrad als Leihgabe. Das speziell mit der Berlin-Silhouette designte Motorrad, eine BMW R 1200 GS, wird über ein Industriequiz von Berlin Partner im Internet verlost. Bis Ende Mai ist das Fahrzeug auch im Ludwig-Erhard-Haus in der Fasanenstraße zu besichtigen. BMW ist einer von 15 Partnern der Industriekampagne „Be Berlin“. BMW-Motorradchef Hendrik von Kuenheim betonte, dass BMW am Standort Berlin weiterhin festhalte. Auch der Elektro-Scooter, den der Konzern bereits angekündigt hatte, werde künftig in Berlin gebaut. 2013 will BMW wie berichtet damit auf den Markt kommen.

Das BMW-Werk in Berlin-Spandau produziert täglich bis zu 510 Motorräder aller Modellreihen sowie rund 24 000 Bremsscheiben für die Automobilwerke des bayerischen Weltkonzerns. Die Produktion betrug im vergangenen Jahr rund 97 000 Motorräder. Im ersten Produktionsjahr 1969 waren es noch 12 000 Motorräder. Kuenheim, der Sohn des einstigen Vorstandschefs Eberhard von Kuenheim, sagte, dass BMW weiter expandieren wolle. Doch sei der Motorradmarkt noch nicht aus der Krise. Wann die Talsohle erreicht sei, sagte Kuenheim, sei aber noch ungewiss.

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