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Wirtschaft: BMW fühlt sich in Leipzig wohl

Konzernchef Panke: Neues Werk zeigt Verpflichtung gegenüber Standort Deutschland/Mehr Flexibilität gefordert

Leipzig - Die BMW-Führungsspitze hat sich am Freitag bei der Eröffnung des neuen Werks in Leipzig zum Standort Deutschland bekannt. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der neben einer Reihe weiterer prominenterPolitiker nach Sachsen gekommen war, freute sich über einen „riesigen Erfolg für die Region und die deutsche Autoindustrie, die zum Feinsten gehört, was es auf der Welt gibt“. BMW-Chef Helmut Panke sprach von einer „Standortentscheidung für die nächsten 40 bis 50 Jahre“. Vor allem die variable Arbeitszeit habe die Entscheidung für Leipzig ermöglicht, sagte Panke, der „mehr Flexibilität und weniger Regeln“ für Deutschland insgesamt forderte. Vor knapp vier Jahren hatte Leipzig den Zuschlag für das neue Werk erhalten und sich dabei gegen rund 250 Wettbewerber aus ganz Europa durchgesetzt.

In der neuen Fabrik produziert BMW derzeit mit knapp 2000 Mitarbeitern den neuen 3er. Rund 500 weitere Arbeitsplätze sind bei Lieferanten entstanden, die sich rund um das Montagewerk niedergelassen haben. Wenn die Fabrik im Jahr 2007 voll ausgelastet ist, sollen dort inklusive Zulieferern rund 5500 Personen arbeiten. Gegenwärtig verlassen jeden Tag 250 Autos das Werk, in zwei Jahren werden es voraussichtlich 650 Autos sein.

Die Investitionskosten belaufen sich auf 1,3 Milliarden Euro, wovon 360 Millionen als Subventionen vom Steuerzahler stammen. BMW-Chef Panke verteidigte die Beihilfen, da sie „vorhandene Nachteile ausgleichen“. Und da mit jedem Modellwechsel in den nächsten Jahrzehnten weitere Investitionen folgten, seien Fördermittel „selten besser angelegt“ worden.

Schröder, neben dem auch die Ministerpräsidenten von Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt an der Eröffnung teilnahmen, äußerte sich zur aktuellen Kapitalismusdebatte, indem er BMW als Vorbild für ein „faires“ Unternehmen hervorhob. Der Münchener Konzern habe nicht nur die Dividende für die Aktionäre, sondern auch die Sonderausschüttung für die Mitarbeiter erhöht. „Aber diese Fairness ist nicht gang und gäbe in Deutschland“, sagte der Kanzler. Und das sei wiederum „Kern der Auseinandersetzung“. BMW verpflichtete sich auch gegenüber dem Internationalen Metallgewerkschaftsbund (IMB) an seinen weltweiten Standorten zur Einhaltung von Grundprinzipien und Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation. Das teilte die IG Metall am Freitag mit.

Als „ein Zeichen für unsere Verpflichtung gegenüber dem Standort Deutschland“ bezeichnete BMW-Chef Helmut Panke das neue Werk. Hätte man allein die Kosten betrachtet, sei Leipzig „nicht der beste Standort“ gewesen. Ausschlaggebend war schließlich das Zusammenspiel verschiedener Kriterien. Panke betonte zwar, in Deutschland produzierende Firmen hätten „nach wie vor beste Voraussetzungen für Erfolge im internationalen Wettbewerb“. Allerdings müssten die hohen Kosten und Regulierungen durch ein „Höchstmaß an Flexibilität“ zumindest teilweise ausgeglichen werden. In dem Leipziger Werk sei das gelungen.

Der Vorstandsvorsitzende machte keine präzisen Angaben über Kosten- und Produktivitätsvorteile der neuen Fabrik gegenüber den westdeutschen BMW-Standorten Regensburg oder Dingolfing. Schätzungen zufolge liegt aber die Produktivität in Sachsen um mindestens 15 Prozent über bayerischem Niveau; auf eine ähnliche Größenordung dürfte sich der Kostenvorteil belaufen.

Ohne großen Mehraufwand „können wir die Nutzung der installierten Kapazität bei Bedarf um bis zu 40 Prozent erhöhen“, sagte Panke. Daneben sind auf dem gut 200 Hektar großen Gelände im Norden Leipzigs reichlich Flächen für Erweiterungen vorhanden. Bislang belegt die neue Anlage nur ein Sechstel des Grundstücks. „Wir sind gut beraten, uns Flächen zu sichern“, sagte Panke. In den letzen zehn Jahren habe der Konzern mit den Marken BMW, Rolls-Royce und Mini schließlich seinen Absatz mehr als verdoppelt – „und es geht ja weiter“, sagte der BMW-Chef. „Deshalb werden wir die Flächen in den nächsten 20 bis 30 Jahren brauchen.“

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