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Wirtschaft: BMW macht das Rennen um Rolls-Royce

Duell mit VW ist offenbar beendet / Vickers-Chef Chandler spricht von einer "besseren Zukunft" mit den Bayern DÜSSELDORF (tor/rie/wis/HB).Die Schlacht zwischen BMW und VW um Rolls-Royce scheint entschieden.

Duell mit VW ist offenbar beendet / Vickers-Chef Chandler spricht von einer "besseren Zukunft" mit den Bayern DÜSSELDORF (tor/rie/wis/HB).Die Schlacht zwischen BMW und VW um Rolls-Royce scheint entschieden.Der Mutterkonzern der britischen Nobelmarke hat sich am Mittwoch für die Bayern entschieden.Jetzt müssen noch die Aktionäre auf einer Hauptversammlung im Juni den Deal absegnen.Die Briten erklärten, mit BMW sei ein Kaufvertrag geschlossen worden, der Preis betrage gut eine Milliarde DM.VW will sich aber nicht geschlagen geben und kündigte ein nochmals verbessertes Kaufangebot an. Vickers-Chef Colin Chandler sagte am Mittwoch: "Wir sind erfreut, unser Ziel erreicht zu haben, für die Vickers-Aktionäre ein sehr gutes Geschäft abzuschließen und einen sehr starken neuen Eigentümer für Rolls-Royce zu finden." Der Verkauf von Rolls-Royce ist Teil einer Neuausrichtung des britischen Vickers-Konzerns.Der vereinbarte Preis von 340 Mill.Pfund betrifft nach Vickers-Angaben den Verkauf von Entwicklung, Fertigung und Verkauf von Luxus-Autos unter den Marken Rolls-Royce und Bentley.Die Details des Geschäfts sollen den Vickers-Aktionären Anfang Mai mitgeteilt werden.Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung Anfang Juni sollen die Vickers-Eigentümer endgültig über den Rolls-Royce-Verkauf entscheiden.Vickers ist zu 95 Prozent in Besitz von Großanlegern.Nach der Entscheidung der Vickers-Führung stieg der Kurs der BMW-Aktie um 44 DM auf 1945 DM, die VW-Titel legten um 54 DM auf 1435 DM zu.Die Vickers-Aktie gab bis zum Nachmittag um zwei auf 236 Pence nach. Dabei bewerten Analysten den Übernahmekampf besonders für VW negativ, da VW insgesamt weit mehr investieren müßte als BMW.Die Wolfsburger müßten nicht nur einen höheren Kaufpreis bezahlen, sondern auch noch die Namensrechte für die edlen Autos vom Triebwerkhersteller Rolls-Royce Plc erwerben, der ansonsen mit den Luxusautos nichts zu tun hat.Dazu kommen hohe Investitionskosten und die Entwicklung neuer Zulieferteile.Das Hypobank-Research schätzt die bei VW notwendige Investitionssumme für Rolls-Royce auf mehr als vier Mrd.DM.Die Analysten befürchten, daß sich die Wolfsburger mit dieser Summe überfordern würden. Auf der gestrigen Hauptversammlung räumte Vickers-Chef Colin Chandler allerdings ein, daß das Tauziehen um Rolls-Royce noch immer nicht beendet ist."Sollte es ein weiteres Angebot für Rolls-Royce geben, werden wir es im Interesse unserer Aktionäre prüfen", versicherte er den zum Teil aufgebrachten Vickers-Kleinaktionären.Bislang habe VW jedoch noch keine neue, bessere Offerte auf den Tisch gelegt.Die endgültige Entscheidung soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung Anfang Juni fallen, auf der die Aktionäre den Deal mit BMW absegnen müssen.Ob es dazu kommt, ist jedoch ungewiß.Den Ausschlag werden die Großaktionäre geben.Dabei handelt es sich in erster Linie um Investmentbanken und Kapitalanlagegesellschaften wie Schroder, die knapp 20 Prozent der Vickers-Anteile besitzt.Zweitgrößter Aktionär ist die Großbank National Westminster mit knapp zehn Prozent vor der Capital Group mit sechs Prozent der Anteile.Unklar ist, ob der Vertragsabschluß mit BMW durch alle Großaktionäre gedeckt ist. Klarer scheint die Stimmungslage dagegen bei den Kleinaktionären von Vickers zu sein.Viele Anteilseigner zeigten am Mittwoch offen ihren Unmut über den Verkauf der Nobelmarke ins Ausland.Der Verlust von Rolls-Royce sei eine "Tragödie" und ein "weiterer Nagel im Sarg der britischen Industrie", hieß es.Chandler hielt dem entgegen, daß es kein ernsthaftes Angebot von britischer Seite gegeben habe.Weit verbreitet ist das Mißtrauen unter den Aktionären, daß Vickers bereits bei Abschluß des Motorenvertrages mit BMW den Münchenern quasi vor einigen Jahren bereits ein Vorkaufsrecht für den Autobauer eingeräumt haben könnte.Chandler bestritt das, dennoch kommt das Mißtrauen der Kleinaktionäre nicht von ungefähr. Denn die Ereignisse der letzten Wochen lassen nur einen einzigen Schluß zu: Niemand anderes als der Münchener Autohersteller war jemals dazu auserkoren, neuer Eigner von Rolls-Royce zu werden.Potentielle Mitbewerber - zuletzt nur noch Volkswagen - dienten allenfalls dazu, den Kaufpreis ein wenig nach oben zu korrigieren.So banal es klingt: Die technische Verbundenheit beider Marken - BMW liefert wesentliche Teile und die Motoren für die neuen Rolls-Royce-Fahrzeuge - sowie die unternehmerische Nähe - BMW baut mit der Rolls-Royce plc, die die Namensrechte an der Nobelmarke hält, gemeinsam Flugzeugtriebwerke im brandenburgischen Dahlewitz - war offensichtlich ausschlaggebend. Für Vickers bringt der Verkauf von Rolls-Royce auf jeden Fall einen warmen Geldregen.Von den 340 Mill.Pfund will der Konzern rund 200 Mill.Pfund in Form einer Sonderausschüttung an die Aktionäre zurückgeben.Mit dem Rest wollen die Briten ihren Konzern umbauen und sich auf ihre Kernbereiche in der Antriebs- und Verteidigungstechnik konzentrieren.

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