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Stolzer Preis. Am Montag wurden die beiden neuen Modelle in München vorgestellt, die 40 000 bis 50 000 Euro kosten sollen. Foto: AFP

© dpa

Wirtschaft: BMW setzt auf das i

Der Münchner Autobauer produziert eine neue Elektroautoreihe in Leipzig. Der Verkauf soll 2013 starten. Die Erwartungen sind hoch

München - Es ist eine große Vision, in die BMW schon viele hundert Millionen Euro investiert hat: Der Münchner Autohersteller will 2013 eine neue Generation Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen. Sie sollen vier Personen ordentlich Platz bieten, einem herkömmlichen BMW ähnlich sein, umweltschonend hergestellt werden und dennoch 160 Kilometer weit fahren können, bis sie an die Steckdose müssen. Der Name für die neue Marke ist knapp: „i“. Am Montagnachmittag wurde der „BMW i“ in der glitzernden BMW-Welt im Münchner Olympiapark vorgestellt. BMW-Vorstandsmitglied Ian Robertson, zuständig für Marketing und Vertrieb, bezeichnete das Konzept als revolutionär. Es sei „maßgeschneidert für nachhaltige Mobilität mit Premiumanspruch“.

Das „Megacity Vehicle“ soll in zwei Modellen im Leipziger BMW-Werk produziert werden. Dafür investiert der Konzern 400 Millionen Euro und schafft 800 neue Arbeitsplätze. Der „i3“ wird das erste reine BMW-Stromauto sein. Der „i8“ hat zusätzlich einen Plug-In-Hybridantrieb – auf kurzen Strecken fährt das Auto also mit Strom, bei längeren schaltet sich ein herkömmlicher Verbrennungsmotor ein, sobald die Batterie leer ist. „Es wird ein sportlicher BMW mit großen Rädern“, sagte Adrian von Hooydonk, Chef der BMW-Designabteilung. „Die Lage auf der Straße ist gut und stabil, auch auf der Autobahn.“ Peter Ratz, Projektleiter der neuen Marke, hatte festgestellt: „Alle unsere Umfragen ergeben, dass die Kunden einen Viersitzer mit vier Türen haben wollen.“ Das Gefährt wird gut vier Meter lang sein und hat damit kaum etwas gemein mit dem elektrischen Smart von Daimler, der bisher als einer der Vorreiter des emissionsfreien Stadtautos gilt.

Zu sehen sind die Autos noch nicht. „Da müssen Sie sich noch etwas gedulden“, meinte Anderson. Allerdings ist klar, wen sie ansprechen sollen. Das zeigen schon die immer wieder auf der Leinwand eingeblendeten Filmsequenzen von New Yorker Hochhausschluchten: Menschen in der Stadt, in den „Megacities“, wie es bei BMW heißt. Anderson unterscheidet zwei Käufergruppen. Zum einen moderne Stadtbewohner, denen Nachhaltigkeit und Ökologie wichtig sind. Zum anderen Technikbegeisterte, die sich gern den neuesten Trend zulegen.

Eines müssen die „i“-Autos vor allem sein: leicht. Sonst lassen sich Fahrzeuge dieser Größe nicht konkurrenzfähig herstellen, denn die Batterie würde allzu schnell schlapp machen. Um wichtige Kilogramm einzusparen, setzt BMW auf einen neuen Werkstoff: Karbon. Die zusammengeflochtenen und gebrannten Kohlefasern sind extrem leicht und dabei extrem hart. Mit dem Karbon-Faserverstärkter-Kunststoff, so kündigt BMW-Vorstandsmitglied Klaus Draeger an, werden die „i“-Autos 300 Kilogramm Gewicht sparen. In fast jeder Hinsicht ist Karbon Aluminium und Stahl, also den Materialien, aus denen Autos bisher gebaut werden, überlegen. Nur in einer nicht: Karbon ist viel teurer. Bisher werden lediglich Rennautos, exklusive Tennisschläger oder teure Fahrräder aus dem Stoff gefertigt, und das in Handarbeit. BMW will nun bei den „i“-Modellen das Innengehäuse, in dem Fahrer und Mitreisende sitzen, ganz aus Karbon produzieren. Das wäre eine Neuheit. Am Ende dürfte er etwas mehr als eine Tonne wiegen. Damit wäre „i“ 350 Kilogramm leichter als der gegenwärtige Elektro-Mini, der in kleiner Stückzahl getestet wird.

Die BMW-Großaktionärin Susanne Klatten, investiert bereits seit Jahren, in die Karbon-Entwicklung. In dem kleinen Ort Moses Lake im Bundesstaat Washington an der Westküste der USA hat die Firma SGL Carbon eine neue Produktionsstätte für den Werkstoff errichtet. Susanne Klatten ist mit einem knappen Viertel an dem Unternehmen beteiligt. Dort wird das Material für den Elektro-BMW hergestellt.

Nicht nur der „i“ selbst soll im Idealfall mit Öko-Strom und damit klimafreundlich fahren. Auch bei der Produktion wollen die Autobauer auf ökologische Aspekte achten. So hat man sich für das Karbon-Werk im Nordwesten der USA entschieden, weil dort der Strom für die Produktion aus Wasserkraft kommt und nur ein Drittel so teuer ist wie in Deutschland.

Billig werden die Autos nicht. BMW schweigt über den Preis. Experten erwarten 40 000 bis 50 000 Euro. Deshalb ist damit zu rechnen, dass die Autos vom Kunden meist nicht gekauft, sondern geleast werden. Der Leasingpreis könnte dann abhängig von den gefahrenen Kilometern berechnet werden. Auch setzt der Konzern auf Carsharing-Modelle, bei denen man die Autos tage- oder stundenweise mieten kann. Daimler macht so etwas momentan mit dem Smart in Ulm.

Für Überraschung sorgte der Name „i“ bei Hyundai. Der koreanische Autokonzern hat seine Kleinwagenserie mit einem „i“ bezeichnet und versieht nun fast alle Modelle nach und nach mit dem Zusatz „i“, sagte eine Sprecherin von Hyundai Deutschland auf Anfrage. Es sei indes nun Sache der koreanischen Mutter zu prüfen, ob die Bezeichnung „i“ geschützt sei. Ein Sprecher des Computerbauers Apple, Hersteller von iPhone oder iPad, wollte die Namensgebung nicht kommentieren.

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