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Wirtschaft: BMW will eigenständig bleiben

MÜNCHEN (Tsp).Einen Tag nach der Teilübernahme des schwedischen Autobauers Volvo durch Ford hat der Münchner BMW-Konzern eine Fusion erneut ausgeschlossen.

MÜNCHEN (Tsp).Einen Tag nach der Teilübernahme des schwedischen Autobauers Volvo durch Ford hat der Münchner BMW-Konzern eine Fusion erneut ausgeschlossen.In einem am Freitag veröffentlichten Brief an die Aktionäre schrieb Vorstandschef Bernd Pischetsrieder, BMW werde weiterhin auf allen Marktsegmenten und Weltmärkten präsent sein."Dies bleibt auch in Zukunft die Grundlage für die wirtschaftliche Stärke und Eigenständigkeit des BMW-Konzerns."

Angesichts der Probleme bei der britischen Tochter Rover sei das Konzernergebnis 1998 aber geringer als im Vorjahr ausgefallen.Zugleich wies BMW erneute Spekulationen über eine Ablösung Pischetsrieders als "totalen Quatsch" zurück.

Nach dem Megadeal zwischen Ford und Volvo waren Spekulationen neu angeheizt worden, daß der Münchner Konzern der nächste Übernahmekandidat sei.Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Bernd Gottschalk, sprach am Donnerstag weitere Zusammenschlüsse in der Branche, hielt BMW jedoch auch allein für überlebensfähig.

Angesichts einer geschätzten Überkapazität auf dem Weltmarkt von jährlich 22 Millionen Fahrzeugen reißen die Gerüchte über neue Konstellationen und Fusionen nicht ab.Vor dem überraschenden Kauf von Volvo für 11 Mrd.DM wurde Ford auch Interesse an BMW und Honda zugeschrieben.Auch die bislang enttäuschende Zusammenarbeit von BMW und Rover wird bereits um Honda ergänzt.VW hat sich selbst mit BMW ins Gespräch gebracht und ständig den Blick auf die schwedischen Schwerlaster von Scania geworfen.

Um den zahlreichen Spekulationen auch um BMW entgegenzutreten, hatte die Quandt-Familie als Hauptaktionär sämtliche Verkaufsabsichten dementieren müssen.Das weiß-blaue Management hat offensichtlich aus Fehleinschätzungen gelernt: Der Sanierungsbedarf für das Rover-Abenteuer wird auf mehrere Milliarden DM geschätzt.

Pischetsrieder räumte im Aktionärsbrief erhebliche Belastungen durch die britische Tochter Rover ein."Begünstigt durch den hohen Kurs des britischen Pfundes kam es im englischen Markt zu einem deutlichen Preisverfall, der die Wettbewerbssituation von Rover erheblich verschlechterte." Die Folge sei ein Absatzrückgang um elf Prozent auf 205 000 Einheiten gewesen.Bis zum Jahresende wurden im Vergleich zum Vorjahr 2350 Stellen gestrichen.Damit sollen jährliche Personalkosten in Höhe von 400 Mill.DM gespart werden.

Den Angaben zufolge schuf BMW im vergangenen Jahr in Deutschland 3700 neue Arbeitsplätze und beschäftigte mit 69 100 Mitarbeitern mehr Personal als jemals zuvor.Weltweit stieg die Mitarbeiterzahl um 2300 auf knapp 120 000.Konzernweit wurden 1,2 Millionen Fahrzeuge produziert.Der Absatzrückgang durch die Asienkrise sei durch zusätzliche Verkäufe in Nordamerika und Europa mehr als ausgeglichen worden.Für das laufende Jahr erwartet Pischetsrieder in den ostasiatischen Krisenländern ein Ende der Rezession.Die Bedingungen in Deutschland und Westeuropa werden als günstig eingeschätzt, "die wirtschaftliche Entwicklung wird sich trotzdem verlangsamen".

BMW kündigte für 1999 drei Neueinführungen an: Im April soll das 3er Coupe auf den Markt kommen, der 3er Touring im Herbst und das neue "Sports Activity Vehicle" X5 zum Jahresende.1997 hatte das Konzernergebnis bei 1,246 Mrd.DM (640 Mill.Euro) gelegen, 1996 bei 820 Mill.DM.

Einen Bericht in der "Welt", wonach Eigentümervertreter in einer vertraulichen Runde die Entlassung des Vorstandsvorsitzenden gefordert hätten, nannte ein BMW-Sprecher als "von vorne bis hinten" erfunden.Ein solches Treffen habe nicht stattgefunden.Die Hauptgesellschafter, die Familie Quandt, habe den Bericht bereits dementiert.Gerüchte über einen Machtkampf im BMW-Vorstand würden immer wieder gezielt lanciert, sagte der Sprecher.

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