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Wirtschaft: BMW wird zum Spekulationsobjekt an der Börse - Rover ist die Achillesferse der Bayern

Fast täglich hinterlassen hartnäckige Übernahmegerüchte neue Kratzer im Lack der Bayerische Motoren Werke (BMW) AG. Der einst glanzvolle und vor Selbstsicherheit strotzende Luxuswagenbauer ist zumindest an der Börse zum Spekulationsobjekt verkommen.

Fast täglich hinterlassen hartnäckige Übernahmegerüchte neue Kratzer im Lack der Bayerische Motoren Werke (BMW) AG. Der einst glanzvolle und vor Selbstsicherheit strotzende Luxuswagenbauer ist zumindest an der Börse zum Spekulationsobjekt verkommen. Schuld daran sind der britische Patient Rover und die Probleme des BMW-Vorstands, ihre hoch defizitäre Tochter zu kurieren. Als Interessenten für BMW werden General Motors (GM), Ford, VW oder Fiat genannt. Nach Absagen von GM und Ford gelten die Münchener allerdings noch als unverkäuflich.

Auch der Vorstandsvorsitzende von VW, Ferdinand Piëch, bezeichnete nun BMW als unverkäuflich. Die Familie Quandt als Besitzer stehe zu BMW, "wie massiv die Angebote aus den USA auch sein mögen", sagte Piëch der "Welt". Zu dieser Überzeugung sei er nach Gesprächen mit den Quandts gekommen; daher hege auch Volkswagen keine Übernahmeabsichten mehr.

Und prompt begrüßte die Familie Quandt die Äußerungen von Piëch. Es gebe weder einen Grund noch ein Interesse, die Anteile der Familie zu verkaufen, hieß es selbstbewusst. "In zehn Jahren werden wir so unabhängig sein wie heute," ließ auch BMW-Chef Joachim Milberg mitteilen.

Das muss kein Dauerzustand bleiben, wenn Rover weiter Horrorverluste produziert. 1,9 Milliarden Mark Defizit haben die Briten 1998 verbucht. Im Vorjahr dürfte das Minus sogar noch höher ausgefallen sein. Rund zehn Milliarden Mark hat BMW bislang auf der Insel ausgegeben. Innerlich scheinen sich zumindest Teile des BMW-Management schon von Rover verabschiedet zu haben. "Ich fürchte, dass wir die Zeit nicht haben, die wir brauchen," bekannte vor Monatsfrist BMW-Verkaufsvorstand Henrich Heitmann. Eigentlich brauche die Tochter acht bis zehn Jahre, um ganz auf die Beine zu kommen. Andererseits müsse das Jahr 2000 die Wende bringen, wozu BMW angesichts aktuell steigender Rover-Verkäufe erste Anzeichen sieht. Noch sei eine Schließung maroder Werke der Pkw-Sparte von Rover zwar nicht geplant, so Heitmann. Wer praktisch an das Geschäft herangehe, könne diese letzte Möglichkeit aber nicht ganz von der Hand weisen.

Als rein hypothetische Diskussion und unglückliche Aussagen, die zwischen Tür und Angel gefallen seien, will BMW diese Äußerungen heute verstanden wissen. Sie gäben wirklich nur den allerletzten Ausweg wieder, wenn alle Sticke reißen.

Indessen ist das von Milberg bislang hartnäckig verkündete Ziel, mit den Briten 2002 die Gewinnzone zu erreichen, sogar im BMW-Vorstand nicht mehr unumstritten. "Ich kann nicht sagen, dass wir es unter allen Umständen schaffen," ruderte BMW-Finanzchef Helmut Panke im Januar zurück. Gerüchte, Rover habe 1999 drei Milliarden Mark Verlust eingefahren, bestätigt BMW bislang nicht. Während bei den Briten im Urteil vieler Experten nur die Geländewagensparte Land Rover überlebensfähig ist, dreht die Stammmarke BMW unbeirrt Rekordrunde um Rekordrunde.

Die eigentliche Frage ist nicht "Was geschieht mit Rover?" sondern "Was geschieht mit BMW nach Rover?" Garant für eine Selbstständigkeit ist bislang die Quandt-Familie, die knapp 50 Prozent der Firmenanteile hält. Insider sehen hinter dem Bekenntnis zu BMW vor allem Johanna Quandt, die Witwe des einstigen BMW-Retters Herbert Quandt. Andere Teile der Familie sollen dem Konzern nicht so eng verbunden sein.

Thomas Magenheim Hörmann

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