zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bochumer Protest legt GM-Werke lahm

Die Opel-Beschäftigten wollen am Montag über eine Fortsetzung der wilden Streiks beraten

Düsseldorf Führende Vertreter des Automobilkonzerns General Motors (GM) haben am Sonntag erklärt, es gebe eine realistische Chance, den Opel-Standort Bochum auch langfristig zu erhalten. „Um Bochum als Automobil-Standort über 2010 hinaus zu erhalten, muss das Werk wettbewerbsfähig gemacht werden. Dazu gibt es eine realistische Chance“, sagten Opel-Chef Hans Demant und der Vizechef des Mutterkonzerns General Motors, Carl-Peter Forster, der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Die Beschäftigten allerdings wollen ihren Protest erst beenden, wenn der Vorstand auch betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.

General Motors hatte am Donnerstag ein Sparprogramm vorgelegt, dass bis 2006 in Europa den Abbau von rund 12000 Stellen vorsieht – den Großteil davon in Deutschland. Allein in den Opel-Werken in Rüsselsheim und in Bochum sind jeweils 4000 Arbeitsplätze bedroht. Die Bochumer Mitarbeiter haben auf die Ankündigung mit wütenden Protesten reagiert und seit Donnerstagnachmittag ihre Arbeit niedergelegt.

Sollte der Protest in Bochum noch länger andauern, dann droht auch die Produktion in den wichtigen GM-Werken im belgischen Antwerpen, im englischen Ellesmere Port sowie im polnischen Gleiwitz kurzfristig zum Erliegen zu kommen. Denn in Bochum werden die Achsen für den Opel Astra gefertigt. Ein Stillstand der Werke würde GM nach Angaben des Betriebsrats bis zu 30 Millionen Euro pro Tag kosten. Bereits jetzt werden wegen der Proteste in Bochum rund 1200 Autos pro Tag nicht gebaut. In Unternehmenskreisen hieß es aber, GM habe die Lager der betroffenen Werke aufgefüllt und deshalb könne die Produktion noch ein paar Tage fortgeführt werden. Der Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer warnte die Bochumer dennoch vor dem Spiel mit dem Feuer: Er erwartet, dass das GM-Management das Werk gleich ganz schließen werde, wenn die Belegschaft die Produktion längere Zeit stillstehen lasse.

„Die Produktion geht erst weiter, wenn die Signale heißen: Die Streichung von 4000 Arbeitsplätzen ist vom Tisch, keine betriebsbedingten Kündigungen und Erhalt des Werks über 2010 hinaus“, sagte Betriebsrat Lothar Marquardt. Am Montagmorgen wollen die Mitarbeiter in Bochum entscheiden, ob sie ihre Arbeit wieder aufnehmen. GM-Europachef Fritz Henderson warnte die Belegschaft vor einem unbedachten Arbeitskampf. „Was schlecht für das Geschäft ist, ist auch schlecht für die Mitarbeiter“, sagte er dem „Handelsblatt“.

„Ich rate zur Mäßigung“, appellierte auch der nordrhein-westfälische Regierungschef Peer Steinbrück an die Arbeitnehmer in Bochum. Bei Opel stünden derzeit Entscheidungen an, die vermutlich bei der Mutter General Motors in Detroit fallen würden. „Da muss man aufpassen, dass man den eigenen Standort auch in seinem Image, in seinem Wert, in seiner Ausstrahlung nicht beschädigt“, so Steinbrück. Um die Proteste zu kanalisieren, riefen Gewerkschaft und Betriebsrat für Dienstag zu einer europaweiten Protestaktion an allen GM-Standorten auf.

Zudem treffen sich am heutigen Montag der Betriebsrat und der Opel-Vorstand zu Gesprächen. „Schon jetzt zeichnet sich wirklich eine Annäherung ab“, sagte Klaus Franz, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Opel. Das Verhandlungsergebnis bei Karstadt sei dabei das Vorbild. Bei dem angeschlagenen Warenhauskonzern soll die Sanierung ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Allerdings fürchtet Franz, dass die seit Tagen anhaltende Blockade des Bochumer Opel-Werks eine Verhandlungslösung erschweren werde. Die Arbeitsniederlegungen in Bochum seien emotional zwar nachvollziehbar, so Franz. „Aber wir brauchen jetzt eine intelligente Strategie auf der Arbeitnehmerseite, die Verhandeln und Kämpfen gleichzeitig einschließt.“hz/zel/HB

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false