Börse: Dax springt über 11.000 Punkte
Der Dax ist am Donnerstag über die Marke von 11.000 Punkten gesprungen.
Der deutsche Leitindex Dax ist am Donnerstagmorgen über 11.000 Punkte gesprungen. Um 9 Uhr 43 lag er bei 11.092 Punkten. Die Terrorsorgen, die seit den Anschlägen von Paris in der Bevölkerung Europas um sich greifen, wurden damit weiter ignoriert. Schon am Vorabend waren die US-Börsen deutlich gestiegen. Hintergrund ist die Veröffentlichung der Fed-Protokolle am Vorabend nach Schließung der deutschen Börse.
Diese Protokolle des Offenmarktausschusses der US-Notenbank - genannt "Minutes" - legten nahe, dass es Mitte Dezember zu einer ersten Leitzinserhöhung in den USA kommen wird. Die meisten Führungsmitglieder gehen demnach davon aus, dass die Bedingungen dafür im kommenden Monat wohl erfüllt sein dürften. Wie aus den Mitschriften der Sitzung hervorgeht, waren sich die Fed-Banker weitgehend einig, dass sie ein klares Signal für eine nahende Zinserhöhung setzen mussten.
Normalerweise führen erste Leitzinserhöhungen kurzfristig zu Abschlägen an den Börsen, mittelfristig zu Anstiegen. Dass die "Minutes" die Börsen zunächst steigen lassen, erscheint au0ergewöhnlich, allerdings wird eine Leitzinserhöhung in den USA seit langem erwartet, weshalb die Börsianer kaum noch überrascht sein können.
Leitzinserhöhung in den USA hätte große Auswirkungen
Eine erste US-Leitzinserhöhung seit der Finanzkrise hätte erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, Europa, die Sparer und die Währungen.
Eine Leitzinserhöhung in den USA würde bedeuten, dass die Zinsen in den USA und in Europa in entgegengesetzte Richtungen laufen. EZB-Chef Mario Draghi hat in den vergangenen Wochen mehrfach deutlich gemacht, dass die EZB ihre lockere Geldpolitik auweiten möchte. Die Zinsen in der Eurozone würden weiter sinken, möglicherweise könnten sogar zehnjährige deutsche Staatsanleihen negative Renditen erwirtschaften.
Draghi hatte gesagt, es gebe die Möglichkeit, das Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen über den September 2016 hin zeitlich auszudehnen, außerdem könnte der Umfang der Käufe vergrößert werden. Außerdem brachte er die Möglichkeit ins Spiel, jene negativen Zinsen weiter zu senken, die Banken zahlen müssen, wenn sie über Nacht Geld bei der EZB parken wollen.
Was bedeutet das für Sparer und Anleger?
Für deutsche Sparer und Anleger sind das keine guten Aussichten, es sei denn, sie kaufen US-Aktien und US-Staatsanleihen. Zu beidem kann man derzeit kaum raten. Der Aufwärtstrend bei den Aktien dauert nun schon seit sechseinhalb Jahren an, das ist ungewöhnlich lange, außerdem neigt sich der Konjunkturzyklus seinem Ende zu. Wer jetzt zehnjährige US-Staatsanleihen kauft, bekommt zwar etwa zwei Prozent Zinsen, eineinhalb Prozent mehr als in Deutschland, aber bei weiter steigenden Zinsen in den USA sinkt automatisch der Kurs der gekauften Staatsanleihe. Man muss dann schon zehn Jahre durchhalten, bis die Anleihe fällig wird.