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Wirtschaft: Börse: Keine Rede von Jahresendrallye an den Aktienmärkten

Die Euphorie währte nur kurz: Noch am Dienstag hatte US-Notenbankchef Alan Greenspan einen Boom an den amerikanischen Aktienmärkten ausgelöst. Die US-Technologiebörse Nasdaq hatte mit einem Plus von über zehn Prozent einen der höchsten Zuwächse ihrer Geschichte verzeichnet.

Die Euphorie währte nur kurz: Noch am Dienstag hatte US-Notenbankchef Alan Greenspan einen Boom an den amerikanischen Aktienmärkten ausgelöst. Die US-Technologiebörse Nasdaq hatte mit einem Plus von über zehn Prozent einen der höchsten Zuwächse ihrer Geschichte verzeichnet. Schon am Mittwoch allerdings hielten die Märkte nur noch das Vortagsniveau; der Startschuss zur Jahresendrallye endete als Strohfeuer.

Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch nach einer leichteren Eröffnung der US-Börsen einen Teil seiner Gewinne vom Vormittag abgegeben. Trotz des Kursrückgangs halten Händler eine Fortsetzung des positiven Trends jedoch für nicht unwahrscheinlich. Der Deutsche Aktienindex (Dax) stieg bis zum Nachmittag 0,7 Prozent auf 6680,94 Zähler, und der alle Technologiewerte umfassende Nemax All Share tendierte 2,24 Prozent im Plus bei 3334 Zählern.

Die US-Technologiebörse Nasdaq hatte am Dienstag - beflügelt von Äußerungen des US-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan - mit dem höchsten Zuwachs in der Geschichte des Börsenbarometers seit 1971 den Handel beendet. Die Äußerungen Greenspans hatten Analysten als Zeichen gewertet, dass Zinssenkungen bald wieder möglich seien. Greenspan sprach in New York von "spürbar" zurückgegangenem Wirtschaftswachstum.

Die Aktienstrategen und Volkswirte der großen Banken bleiben allerdings skeptisch. Laut Stefan Bielmeier von der Research-Abteilung der Deutschen Bank in Frankfurt bleiben die Börsen äußerst schwankungsanfällig. "Eine oder zwei schlechte Unternehmensnachrichten können wieder zu Kursrückgängen führen", sagte er. Morgan-Stanley-Stratege Funnell verwies darauf, dass in diesen Tagen die Saison der vorläufigen Quartalsmeldungen beginnt. "Wir erwarten weitere negative Überraschungen", sagte er. Bei enttäuschenden Unternehmensmeldungen und Konjunkturdaten könnte der positive "Greenspan-Effekt" schnell verpuffen, sagte auch Volkswirt Thomas Mayer von Goldman Sachs.

Das erhoffte "Soft Landing", also eine sanfte Konjunkturberuhigung in den USA, sei keineswegs schon geschafft, betont Holger Schmieding, Volkswirt der US-Investmentbank Merrill Lynch in Frankfurt. Seiner Ansicht nach steht den Börsen noch eine Zitterpartie von rund drei Monaten bevor. Erst wenn die US-Notenbank die Zinsen erstmals wieder senke, deute dies auf ein erfolgreiches "Soft Landing" hin. Dann werde auch die Angst weichen vor einem krassen Nachfrageeinbruch und in der Folge einem "Hard Landing" der US-Wirtschaft.

Vorerst hielt die Entwicklung bei EM.TV den deutschen Aktienmarkt in Atem. Der Kurs des angeschlagenen Medienkonzerns hat am Mittwoch am achten Börsentag in Folge schwere Kursverluste hinnehmen müssen. Im Xetra-Handel sackte die Aktie bis zum Nachmittag zwischenzeitlich um 25 Prozent auf 6,70 Euro ab. Nach den Kursturbulenzen will das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) nun die Kursbewegungen untersuchen. Das Amt analysiere vor allem den Handelsverlauf vor der am Freitag von EM.TV bekannt gegebenen Gewinnwarnung, sagte ein BAWe-Sprecher am Mittwoch. Es handele sich aber nicht um eine formelle Prüfung. Um das nicht nur durch EM.TV angeschlagene Vertrauen in den Frankfurter Neuen Markt wiederherzustellen, ist nach mehrheitlicher Einschätzung von Experten eine Verschärfung des Regelwerks des Wachstumssegments nötig. Insbesondere die Offenlegungspflicht von Anteilsverkäufen durch das jeweilige Unternehmensmanagement sei wünschenswert, sagten Fondsmanagern. Dies würde auch vom Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) begrüßt, sagte ein Sprecher. Die Deutsche Börse überprüft nach eigenen Angaben bereits die derzeit gültigen Regelungen des Neuen Marktes, so etwa die Pflicht zum Bekanntgeben von Aktienverkäufen durch Personen in führenden Positionen.

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