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BÖRSEN Ausblick: Besser als befürchtet

Trotz Finanzkrise legen deutsche Aktien deutlich zu

Am Ende ist es eines der guten Börsenjahre geworden. Ohne die ersten drei Monate wäre 2009 sogar das beste Aktienjahr der Nachkriegszeit. Seit März sind die Kurse kräftig gestiegen, im Deutschen Aktienindex Dax ging es um mehr als 60 Prozent nach oben. Aber auch mit dem schlechten Jahresauftakt bleibt ein Plus von rund 20 Prozent.

„Das Jahr 2009 war besser als der Ruf, der ihm vorausgeeilt war“, sagt Michael Beck vom Stuttgarter Bankhaus Ellwanger & Geiger. Das katastrophale Börsenjahr 2008 mit einem durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelösten Kurssturz um mehr als 40 Prozent hatte schlimme Ahnungen auch für 2009 aufkommen lassen. Die Pessimisten fürchteten einen weiteren Rückschlag um rund 30 Prozent von 4810 auf nur noch 3400 Punkte. Aber es gab auch jene, die 7000 Punkte voraussagten.

Das Horrorszenario schien sich in den ersten drei Monaten zu bewahrheiten. Die Krise machte sich in den Bankbilanzen bemerkbar. Die Deutsche Bank verbuchte für 2008 einen Rekordverlust von 3,9 Milliarden Euro. Der Dax stürzte bis Ende März auf 3666 Punkte ab, ein Rückschlag von neuerlichen 25 Prozent. Aber danach mussten die Bären, die Pessimisten, das Feld räumen. Die permanente Lockerung der Geldpolitik und die beispiellosen Konjunkturprogramme zeigten bei den Börsianern Wirkung.

Wer Ende März die 30 im Dax notierten Aktien gekauft hat, darf sich heute über einen Gewinn von 60 Prozent freuen – aus 10 000 Euro sind 16 000 Euro geworden. Unter den 100 wichtigsten deutschen Aktien gibt es nur wenige Verlierer. VW minus 70 Prozent, Q-Cells minus 60, Conergy 33 oder Tui minus 28 Prozent. Aber 80 der 100 wichtigsten deutschen Aktien liegen zum Teil sehr deutlich im Plus. Dabei gibt es Kursgewinne, die an den Hype zu Beginn des Jahrtausends erinnert. Die Aktie von Dialog Semiconductor schoss um fast 1000 Prozent nach oben, der Aachener LED-Maschinenbauer brachte es auf ein Plus von rund 400 Prozent, Infineon verbuchte 2009 einen Kursgewinn von 350 Prozent. Unter den 30 wichtigsten Konzernen legte die Deutsche Bank um mehr als 80 Prozent zu, bei Metro und BMW waren es jeweils rund 50 Prozent.

Trotz der Kursrallye aber sind die Verluste, die den Aktiensparern die Jahre 2007 und 2008 beschert haben, längst nicht aufgeholt. Vom Rekordstand Mitte 2007 mit 8152 Punkten ist der Dax noch ein gutes Stück entfernt. Und wer auf das erste Börsenjahrzehnt des neuen Jahrtausends zurückblickt, wird ernüchtert sein. Die Einbrüche der Jahre 2001und 2002 mit einem Minus von zusammen fast 64 Prozent und 2008 mit einem Einbruch von mehr als 40 Prozent hat die Aktienanlage zu einem Flop werden lassen. Ende 1999 stand der Dax bei 6958 Punkten, zehn Jahre später sind es mit knapp 6000 Punkten 15 Prozent weniger: Wer vor zehn Jahren 100 000 Euro in die 30 wichtigsten deutschen Aktien investiert hat, hat 15 000 Euro verzockt.

Was bringt das Aktienjahr 2010? Das hängt von vielen Faktoren ab: Ist die Wirtschafts- und Finanzkrise überwunden? Drohen den Banken angesichts zunehmender Pleiten Löcher in den Kreditbüchern? Sind sie bereit, die Unternehmen mit Krediten zu versorgen und damit den Aufschwung zu stützen? Füllen sich die Auftragsbücher der Unternehmen? Volkswirte und auch die Bundesbank sehen die Konjunktur wieder auf langsamer Bergfahrt, zumal die Konjunkturhilfen wohl erst 2010 ihre volle Wirkung entfalten. Das sind gute Vorzeichen für die Börse, zumal Inflation und Zinsen weiter niedrig bleiben dürften.

Die Folge dieses nicht ungünstigen Umfeldes: Düstere Prognosen für den Aktienmarkt sind rar. Fast reihum erwarten die Experten steigende Kurse, auch wenn es im Jahresverlauf erhebliche Schwankungen geben dürfte. Aber deutsche Aktien gelten immer noch als preiswert. Gleichwohl: Es wird 2010 langsamer nach oben gehen. „Wir werden keine steile Rallye sehen“, sagt Matthias Jörss, Chefstratege bei Sal. Oppenheim. Die Mehrzahl der Prognosen für den Dax pendelt zwischen 6100 und 6500 Punkten, von 7000 Punkten ist kaum die Rede. Doch das Risiko an der Börse bleibt. „Für die Börsenspekulation ist der Februar einer der gefährlichsten Monate. Die anderen sind Januar, März, April, Mai, Juni und Juli bis Dezember“, wusste Mark Twain schon vor mehr als 100 Jahren. Das gilt heute noch immer.

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