zum Hauptinhalt

BÖRSEN Ausblick: Die Analysten trauen dem Frieden nicht

Auch wenn es am Freitag mit den Kursen nur seitwärts ging – es dürfte nach dieser Woche kaum einen Groß- und Kleinanleger geben, der nicht mit froher Miene auf die Aktienkurse geschaut hat. Auf Wochensicht ein Plus von gut sechs Prozent und mehr als 6300 Punkte im Deutschen Aktienindex Dax, das hat es schon seit fast drei Monaten nicht mehr gegeben.

Auch wenn es am Freitag mit den Kursen nur seitwärts ging – es dürfte nach dieser Woche kaum einen Groß- und Kleinanleger geben, der nicht mit froher Miene auf die Aktienkurse geschaut hat. Auf Wochensicht ein Plus von gut sechs Prozent und mehr als 6300 Punkte im Deutschen Aktienindex Dax, das hat es schon seit fast drei Monaten nicht mehr gegeben. Für den traditionell schwierigen Börsenmonat Oktober steht unter dem Strich sogar ein Plus von 15 Prozent. Vor allem bei Bankaktien ging nach den Entscheidungen des EU-Gipfels am frühen Donnerstagmorgen rasant nach oben. Um 15 Prozent legte etwa der Kurs der Deutschen Bank zu. Obwohl die Institute mit Blick auf Griechenland auf die Hälfte ihres Geldes verzichten müssen. Aber zum einen waren zumindest die deutschen Geldhäuser auf einen solchen Schnitt vorbereitet, zum anderen herrscht endlich etwas mehr Klarheit.

Es waren aber nicht nur die guten Nachrichten aus Brüssel, die die Laune der Börsianer beförderten. Reihenweise gab es zuletzt auch erfreuliche Zahlen großer deutscher Konzerne, etwa von SAP, Linde oder VW. In der Realwirtschaft jedenfalls hat die Staatsschuldenkrise bislang noch keinen Schaden angerichtet. Ob dies so bleibt, stellen freilich etliche Beobachter infrage, die Konjunkturaussichten sind derzeit eher gedämpft. „Wir sehen die Indexgewinne als Erleichterungsrallye“, sagt Johannes Müller, Chefvolkswirt der Deutsche Bank-Investmentfonds-Tochter DWS. Viele Anleger hätten keine allzu großen Erwartungen an den Gipfel gehabt und seien jetzt eben erleichtert. „Diese Rallye könnte bald auslaufen.“ Auch bei der DZ Bank heißt es vor allem mit Blick auf die unklaren Details der Brüsseler Beschlüsse und die weiter hohe Verschuldung nicht nur Griechenlands: „Die Krise ist noch nicht vorbei.“ Die Zeit für größer angelegte Aktienkäufe sehen die DZ-Banker noch nicht gekommen.

Die Dax-Bullen, also die Optimisten auf dem Börsenparkett, träumten von einem Szenario wie 1998, hat Andreas Hürkamp von der Commerzbank festgestellt. Damals erholte sich der Dax angetrieben von Impulsen aus den USA schnell von einer länger anhaltenden Talfahrt. „Für dieses optimistische Szenario müssten sich jedoch viele Trends positiv entwickeln.“ Nicht nur in der EU müsste die Wende in der Staatsschuldenkrise erkennbar werden, auch in den USA müsste es eine überzeugende Lösung für das Schuldenproblem geben.

Die Skepsis ist weiter groß. 60 Prozent der Deutschen sehen Parallelen zur Krise 2008, zwei Drittel erwarten sogar, dass es noch schlimmer kommt, sagt Gianni Hirschmüller von der Analysefirma Cognitrend. Auch die Stimmung der großen Investoren, Fonds und Versicherungen, weise eher nach unten. „Die schauen von der Seitenlinie zu“, sagt ein Börsianer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false