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BÖRSEN Ausblick: Verunsicherung, aber auch Zuversicht

Die US-Notenbank dreht den Geldhahn zu / Der Dax unter 8000 lockt Anleger.

Frankfurt - Die meisten Experten haben sich nur kurzzeitig wirklich verunsichern lassen. Die Ankündigung des US-Notenbank-Chefs, bald nicht mehr ganz so üppig wie bislang Geld in die Wirtschaft und in die Finanzmärkte zu pumpen und bis Mitte 2014 wieder zu normaleren Notenbank-Zeiten zurückzukehren, hat die Aktienkurse am Donnerstag nach unten gezogen. Zum Wochenschluss aber hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Mittel- und langfristig bleiben die allermeisten Aktienstrategen zuversichtlich, auch für die Börse in Frankfurt und damit für den deutschen Aktienindex Dax, trotzdem er am Donnerstag um mehr als drei Prozent auf deutlich unter 8000 Punkte abgerutscht ist – und sogar am Freitag nicht einmal 7900 Punkte halten konnte.

Die Nachrichten aus den USA haben zwei Seiten: Die Fed dreht zwar den Geldhahn etwas zu und nimmt auch der Börse ein wenig Stoff. Aber die Notenbanker tun dies auch, weil es mit der Wirtschaft jenseits des Atlantiks aufwärts geht. Wenn es in der weltgrößten Volkswirtschaft besser läuft, profitiert die gesamte Weltwirtschaft. Auch die exportstarken Firmen in Deutschland. Außerdem: In Europa gibt es von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt eher gegenläufige Signale. Dort wollen die Währungshüter möglicherweise neue Maßnahmen einleiten, um die Rezession vor allem in Südeuropa zu überwinden. Eventuell senkt die EZB auch den Leitzins noch weiter, obwohl er mit 0,5 Prozent schon so tief steht wie noch nie.

Allerdings bereitet die Situation in den Schwellenländern nicht wenigen Experten Kopfzerbrechen: Die Unruhen in der Türkei, die Proteste in Brasilien und Probleme bei den Banken in China drohen das Wachstum in diesen Ländern zu bremsen. Was mittelfristig auch auf die Konjunktur, insbesondere auf die Exporte aus den Industrieländern ausstrahlen könnte.

Trotz des schwierigen Umfeldes bleiben viele Aktienstrategen aber zuversichtlich. „Die Leitindizes sowohl aus den USA als auch aus Deutschland befinden sich weiterhin nur in einer Konsolidierungsphase innerhalb eines langfristigen Aufwärtstrends“, sagt Sascha Rehbein von der Berliner Weberbank. Die Commerzbank-Strategen raten bei einem Dax-Niveau von unter 8000 Punkten, wieder Aktien zu kaufen. Gewinnschätzungen für die Unternehmen entwickelten sich positiv, auch ihr Eigenkapital sei gestiegen, betont Andreas Hürkamp. Ein Dax unter 8000 ziehe Anleger in Scharen an, glaubt Gianni Hirschmüller von der Analysefirma Cognitrend. Auch David Kohl, Chefvolkswirt der Bank Julius Bär, erwartet, dass die Geldpolitik der Notenbanken expansiv bleibt und damit auch den Börsen weiterhilft.

Jüngste Umfragen zum Aktienmarkt für das zweite Halbjahr unter knapp 60 Banken und Vermögensverwaltern besagen, dass der Dax im Durchschnitt aller Vorhersagen bis Jahresende auf 8590 Zähler steigen wird – höher als der im Mai erreichte Rekordstand. Allerdings ist die Bandbreite groß: Sie reicht von 9750 bis hinunter zu 6930 Punkten.

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