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Wirtschaft: Börsen hoffen auf niedrigere Zinsen

Schwache Konjunktur in USA und Euro-Land setzt Notenbanken unter Druck

Berlin (hop/os). Die Börsen in Europa und den USA erwarten in dieser Woche eine deutliche Absenkung der Zinsen sowohl durch die amerikanische Notenbank Fed als auch durch die Europäische Zentralbank (EZB). Die neu entfachte Zinsfantasie trieb am Montag die Notierungen nach oben. Der Deutsche Aktienindex Dax stieg bis zum Börsenschluss auf 3327,94 Punkte – ein Plus von 5,14 Prozent. Auch die Börsen in New York verzeichneten Kursgewinne. Die Industrieaufträge hatten dort weniger stark als erwartet nachgegeben. Charttechniker erwarten an den Börsen in den nächsten Tagen und Wochen einen weiteren Sprung nach oben.

Grund für eine Zinssenkung könnte die schwächelnde Konjunktur liefern. Die Wirtschaft in den USA erholt sich bei weitem nicht so schnell wie noch vor wenigen Monaten von den meisten Experten erwartet. Auch die Wachstumsprognosen in Europa – insbesondere in Deutschland – werden laufend nach unten korrigiert. Am Montag veröffentlichte das Handelsblatt seinen Konjunkturindikator für den November. Er ist zum fünften Mal in Folge gesunken. Es gebe kaum Anzeichen für eine Belebung im Westen. In Ostdeutschland gehe es sogar in Richtung Rezession. Eine Reihe von Finanzinstituten erwartet für Mittwoch eine deutliche Zinssenkung der USNotenbank. Die UBS kommt in einer aktuellen Einschätzung zu dem Schluss, die Fed werde den Satz von 1,75 Prozent auf 1,5 Prozent senken. Eine Reihe weiterer Institute geht sogar von einer Absenkung auf 1,25 Prozent aus. Das dürfte wiederum die EZB, die am Donnerstag tagt, unter Druck setzen, da sie die Zinsen für den Euro-Raum trotz schwacher Wirtschaftszahlen seit knapp einem Jahr bei 3,25 Prozent belassen hat.

Für die USA erwartet Udo Ludwig, Konjunkturexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, eine Absenkung um 0,5 Prozentpunkte. Die EZB werde den bisherigen Zinssatz aber beibehalten, da bei einer Senkung mit einer höheren Inflation zu rechnen sei. „Wirtschaftlich wäre ohnehin erst in der zweiten Hälfte 2003 ein Effekt zu spüren“, sagte Ludwig. Außerdem sei die Konjunktur nicht überall in Europa so schwach wie in Deutschland. „Die EZB macht europäische Politik, keine für Deutschland.“

Noch zurückhaltender ist Michael Hüther, Chefvolkswirt der DGZ Deka Bank. Er sagte dem Tagesspiegel: „Weder bei der Fed noch bei der EZB besteht Handlungsbedarf.“ Auch wenn sich die Erholung in den USA abgeschwächt habe, sei der Aufwärtstrend weiterhin intakt. Eine Zinssenkung sei also nur nötig, wenn sich die Einschätzung der Fed für die weitere Wirtschaftsentwicklung fundamental verschlechtert hätte. In Europa hindere die „unsägliche Debatte um den Stabilitätspakt“ die EZB an einem Zinsschritt nach unten. Das wäre ein falsches Signal.

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