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Die Börse in Frankfurt am Main. Ob die Deutsche Börse AG mit der Londoner LSE fusionieren kann, ist fraglich.

© dpa

Börsen in Frankfurt und London: LSE: Fusion bis Sommer 2017 - aber machen die Behörden mit?

Die Londoner Börse zeigt sich optimistisch, dass die Fusion mit der Deutschen Börse bis Sommer 2017 über die Bühne geht. Aber es gibt da noch einige Fragezeichen.

Die Fusion der Deutschen Börse mit der Londoner LSE soll nach Ansicht des britischen Partners spätestens im Sommer 2017 unter Dach und Fach sein. Der Chef der London Stock Exchange (LSE), Xavier Rolet, sagte am Donnerstag, mit dem Abschluss des 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschlusses der beiden Branchengrößen in Europa sei im ersten Halbjahr 2017 zu rechnen. Vom Votum Großbritanniens, die EU zu verlassen, will sich Rolet nicht aufhalten lassen. Die Zustimmung der Aktionäre beider Firmen wertet die LSE als "guten Fortschritt". Doch die größte Hürde stehe noch bevor: Nun werde daran gearbeitet, die Genehmigung der Wettbewerbsbehörden zu bekommen.

Das wird schwierig. Die hessische Landesregierung hat große Vorbehalte. Ohne ihre Zustimmung geht gar nichts.

Die Genehmigungen hängen angesichts des Brexit unter anderem an der Frage, wo die fusionierte Börse ihren Hauptsitz haben wird. "Ich weiß es einfach nicht", räumte Rolet ein. Wie auch immer die Entscheidung ausfallen werde: Die Aktionäre sollen noch einmal darüber abstimmen dürfen. Aus Sicht deutscher Politiker und der Finanzaufsicht BaFin ist eine Fusion schwer vorstellbar, wenn die Mega-Börse anschließend wie geplant aus London gesteuert wird. Die Deutsche Börse spricht deshalb Insidern zufolge mit der LSE über einen Firmensitz in der EU oder über die Schaffung eines Doppel-Sitzes für die Holding.

Die Börsen wollen ihre Position stärken

Erwartet wird auch, dass die EU darauf pocht, dass Euro-Geschäfte nach einem Austritt Großbritanniens in der Euro-Zone abgewickelt werden. Bisher findet das Clearing überwiegend in London statt. Rolet sagte, er sehe keine unmittelbare Gefahr, dass die Abwicklung aus London abgezogen werden könnte.

Die Börsen in Frankfurt und London wollen mit dem Deal ihre Position in der Branche stärken, in der vor allem Größe zählt. Sie wollen so den größeren Rivalen aus den USA und Asien Paroli bieten. Der US-Konkurrent ICE, zu dem auch die New Yorker Börse gehört, hatte monatelang offen mit einer Gegenofferte für die LSE geliebäugelt. Am 4. Mai machte er einen Rückzieher. Nach dem Brexit-Votum ist die ICE froh, sich nicht auf ein Bietergefecht mit der Deutschen Börse eingelassen zu haben. Man habe sich auch deshalb gegen eine Offerte entschieden, weil das Management erwartet habe, dass die Briten für einen EU-Austritt stimmten und damit viel Unsicherheit entstehen werde, sagte ICE-Chef Jeffrey Sprecher am Mittwoch. "Und ich kann ihnen sagen, dass wir glücklich sind, diese Entscheidung getroffen zu haben." Im Mai hatte er die Absage noch mit dem Unwillen des LSE-Managements begründet, mit der ICE zu verhandeln.

Die LSE-Gruppe, zu der auch die Börse in Mailand gehört, erzielte im ersten Halbjahr auch ohne einen Partner deutliche Zuwächse. Der Umsatz kletterte um neun Prozent auf 722 Millionen Pfund (862 Millionen Euro). Der um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinn stieg ebenfalls um neun Prozent auf 333,3 Millionen Pfund (398 Millionen Euro). Bei den Einnahmen wurden die Analystenerwartungen übertroffen, beim Ergebnis lagen sie im Rahmen der Schätzungen. (Reuters/Tsp)

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