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Wirtschaft: Börsenaussicht: Die nächste Nagelprobe steht im Juli bevor

Das Gröbste haben die Börsen für dieses Jahr hinter sich. So zumindest sehen es Aktien-Strategen einiger deutscher Großbanken.

Das Gröbste haben die Börsen für dieses Jahr hinter sich. So zumindest sehen es Aktien-Strategen einiger deutscher Großbanken. Spannend für die Märkte könnte es allerdings Ende Juni Anfang Juli werden, wenn viele US-Unternehmen ihre Zahlen zum zweiten Quartal vorlegen. Dann wird sich zeigen, ob sich ihre wirtschaftliche Lage und damit auch die Börse stabilisiert hat, oder ob es einen Abschwung gibt. Mit dem Kauf von Aktien weiter zu warten, ist nach Ansicht der Aktien-Spezialisten allerdings die falsche Strategie.

Für Privatanleger könne es schon heute sinnvoll sein, gezielt in gute Einzelwerte zu investieren. Jeder Anleger sollte sich aber für den Sommer noch genügend flüssige Mittel aufbewahren. Weit auseinander liegen die Fachleute allerdings bei der Frage, ob Anleger jetzt Technologie-, Medien- und Telekommunikationsaktien kaufen sollten. Einig sind sie sich dagegen in der Einschätzung, dass der Dax bis zum Jahresende noch zehn bis 15 Prozent auf rund 7000 Punkte und der Euro Stoxx 50 ähnlich stark auf rund 4800 Punkte steigen werde.

So glaubt auch Markus Dörr, Aktienstratege bei der Deutschen-Bank Private Banking in Frankfurt am Main, dass das Schlimmste an den Märkten überstanden ist und sich die Börse bis zum Jahresende nach den Tiefständen im März und April erholen wird. Allerdings sieht auch er für Juni noch mögliche Rückschläge für die Börse, falls bedeutende Unternehmen in den USA ihre Ergebniserwartungen für das zweite Quartal revidieren müssen. Privatanlegern rät er, jetzt schon an schwächeren Tagen die eine oder andere Aktie zu kaufen. Dabei empfiehlt er, "europäische Aktien stärker als US-Werte aufzustocken." Von Japan rät er ab. Privatanlegern, die die Spekulationsfrist von mindestens einem Jahr im Auge haben und an längerfristigen Anlagen interessiert sind, empfiehlt er den Kauf von Banken- und Versicherungsaktien. Interessant seien auch große Medienwerte. Technologieaktien sind seiner Ansicht nach derzeit eher etwas für risikofreudige Anleger. Für Telekommunkationswerte sieht er das Chancen-Risiko-Verhältnis insgesamt schlechter als bei Medien- und Technologietiteln.

Auch Christian Müller, Aktienspezialist im Anlagemanagement der Dresdner Bank in Berlin sieht die Talsohle überwunden: Standardwerte hätten in den vergangenen vier Wochen um rund 15 Prozent, Technologiewerte sogar um rund 40 Prozent zugelegt. Eigentlich Zeit für eine kurze Verschnaufpause, wie er meint.

Privatanlegern rät er, schon jetzt etwa die Hälfte ihrer liquiden Mittel zu investieren. "Mit dem Rest würde ich noch den Sommer abwarten", sagt er. Da die konjunkturellen Daten sowohl in den USA als auch in Europa wieder nach oben zeigten, seien auch zyklische Aktien, etwa Chemie-, Stahl oder auch Rohstoffwerte interessant. Bei nicht-zyklischen Werten sieht er gute Chancen bei Banken- sowie Telekommunikationskonzernen. Gerade für Bankentitel spreche viel: Durch die Allfinanz-Diskussion gebe es hier durchaus Fusionsfantasien. Außerdem würden Banken im Zuge der Steuerreform, sich von einigen ihrer Industriebeteiligungen trennen und die frei werdenden Mittel lukrativer investieren. Sollte außerdem die Notenbank in nächster Zeit die Zinsen senken, profitierten inbesondere die Banken davon.

Bei großen Telekommunikationstiteln sieht Müller den Tiefstand schon überwunden. "Nachdem viele kleinere Unternehmen durch den harten Wettbewerb langsam die Luft ausgeht, wird der Wettbewerb abnehmen und die Ergebnisse besser werden." Anders schätzt Müller Technologie- und Medienwerte ein: Mehr als in anderen Branchen sollten die Anleger hier vorsichtig sein und Einzelwerte ganz genau prüfen.

Auch Rolf Elgeti, Aktien- und Anlagestratege bei der Commerzbank-Securities in London sieht durchaus Potenzial bei europäischen Aktien: Anders als die Aktien in Japan und den USA seien die europäischen Blue-Chips noch unterbewertet.

Dabei sieht Elgeti durchaus Chancen bei zyklischen Werten, nachdem einige die Konjunkturdaten in Europa und USA wieder langsam nach oben zeigten. Elgeti denkt dabei vor allem an Aktien, die nahe am Endverbraucher sind, beispielsweise die von Auto-Konzernen oder Luftfahrtgesellschaften. Von nicht-zyklischen Werten, wie Pharma- oder Ölaktien - rät er dagegen ab. Gerade institutionelle Investoren hätten diese in den vergangenen Monaten übergewichtet. Dagegen seien M-Dax-Werte durchaus interessant. Diese Unternehmen seien eher unterbewertet und würden in den nächsten Monaten von der Unternehmens-Steuerreform profitieren. Sie bezahlten einmal weniger Steuern und seien zum anderen mögliche Übernahmekandidaten. Alles in allem also gute Möglichkeiten, die man nicht verstreichen lassen sollte, wie Elgeti meint.

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