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Wirtschaft: Börsenfahnder haben viel zu tun

DÜSSELDORF (nac/HB).Als Hans-Günther U.

DÜSSELDORF (nac/HB).Als Hans-Günther U.morgens auf die Abrechnung seines Wertpapiergeschäfts vom Vortag blickte, schmeckte ihm das Frühstück nicht mehr.Statt der anvisierten 68 Euro hatte er nur zwischen 65 und 61 Euro für seine Computec-Media-Aktien erhalten.Das war der absolute Tagestiefstkurs, und der galt nur einige Minuten."Da hat der Makler wohl den richtigen Zeitpunkt abgepaßt, um sich bei mir günstig einzukaufen und die Papiere danach mit Gewinn wieder loszuwerden", zürnt er heute noch.Er wandte sich an die Handelsüberwachungsstelle der Frankfurter Börse.Mit Erfolg: Schon bald fand Hans-Günter U.einen Scheck mit einem Schreiben im Briefkasten, in dem sich der Kursmakler für den Fehler entschuldigte.

Für August Schäfer sind solche Fälle nicht selten.Täglich landen bei dem Leiter der Frankfurter Handelsüberwachungsstelle Beschwerden auf dem Schreibtisch.Tendenz steigend: Schließlich können auch normale Anleger dank neuer Techniken und Bankangebote zu jeder Zeit an den Märkten aktiv werden - wenn der Kursmakler es zuläßt.Er legt fest, zu welchem Zeitpunkt und zu welchem Kurs Wertpapiere verkauft und gekauft werden.Dabei kann es schnell zum Streit kommen.Denn oft geht es dabei um Sekunden: Viele Notierungen schwanken innerhalb kürzester Zeit erheblich im Wert.Daß bei der Kursfeststellung niemand benachteiligt wird, darauf achten die Handelsüberwachungsstellen, die an jeder Börse angesiedelt sind.

Wer den Verdacht hat, daß sein Wertpapiergeschäft zu spät, gar nicht, oder falsch abgewickelt wurde, sollte sich zunächst an seine Bank wenden.Vielleicht liegt der Fehler ja auch da.Er kann aber auch direkt an die Handelsüberwachung schreiben."Wir gehen jeder Anfrage genau nach, schließlich liegt es ja in unserem eigenen Interesse, daß der Handel fair abläuft", sagt Jürgen Brockhausen von der Düsseldorfer Börse.Die Befugnisse der Stelle ähneln denen einer Staatsanwaltschaft.Die Makler haben ihr gegenüber eine Auskunftspflicht.Oft reicht schon die bloße Vermittlung der Stelle, damit Makler und Kunde sich einigen.Etwa zehn Prozent der Fälle an der Frankfurter Börse enden mit einem Erfolg der Anleger.

Einige Beschwerden sind allerdings auf schlichte Unkenntnis zurückzuführen: "Oft wird bei Kunden von Direktbanken deutlich, daß hier an der Beratung gespart wird", sagt Brockhausen.Einige Anleger wissen nicht, daß es einen Geld- und einen Briefkurs gibt und beschweren sich, daß sie eine Aktie nicht zum Geldkurs bekommen haben.

Viele Anleger beschweren sich auch bei der Handelsaufsicht, weil sie nicht den gleichen Kurs bekommen haben, den sie gerade noch auf dem n-tv-Kursticker gelesen haben.Was sie nicht wissen: Die Werte landen mit einigen Minuten Zeitverzögerung auf dem Laufband.Wer Kurs-Ärger bereits im Vorfeld vermeiden will, sollte seine Order mit einem Limit versehen.

Lob erhalten die Überwacher von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW)."Die machen ihren Job ganz gut und sind für Anleger eine wichtige Adresse", sagt DSW-Sprecher Jürgen Kurz.Aktionäre sollten sich nicht scheuen, bei Ungereimtheiten den Kontakt zu den Stellen aufzunehmen.

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