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Wirtschaft: Börsenfieber: Die Bullen wetzen die Hörner (Kommentar)

Sie wissen, wenn Sie meine Kolumnen verfolgt haben, dass ich seit April vor einer Schaukelbörse warne. 300 bis 500 Punkte rauf oder runter, also ein Handel im Dax zwischen 6900 und 7400 Punkten.

Sie wissen, wenn Sie meine Kolumnen verfolgt haben, dass ich seit April vor einer Schaukelbörse warne. 300 bis 500 Punkte rauf oder runter, also ein Handel im Dax zwischen 6900 und 7400 Punkten. In den vergangenen Wochen warnte ich noch vor einer Sommerrallye. Leider war auch das richtig, der Markt kam deutlich zurück.

Seit ein paar Tagen baut sich eine Stimmung auf, die vermuten lässt, dass die Ängstlichen den Markt verlassen haben. Es geht sogar einen Schritt weiter. Einige Analysten trauen sich wieder, für die nächsten drei bis sechs Monate Prognosen in Richtung 7500 bis 7600 oder sogar 7800 Punkten auszusprechen. Natürlich gibt es auch ein paar "Gurus", die den Markt schon weit über 8400 Punkte reden - zuletzt gesehen in einem Börsen-TV-Sender.

Meine Hoffnung auf einen anziehenden Markt hat sich seit dem vergangenen Wochenende verstärkt. Ich war zu einer Büroeinweihung in Frankfurt (Main) eingeladen. Dort traf ich auf sehr interessante technische Analysten, die in Deutschland zu den Besten zählen. Auch sie waren positiv gestimmt: Alle erwarten einen steigenden Markt. Was sollte da noch passieren? Die Bullen werden die Hörner wetzen und versuchen, den Dax auf 7500 Punkte zu holen. Sollten wir diese Schwelle lässig erreichen und der Markt wirklich "bullish" werden, kann neu einfließendes Kapital den Dax auf 7600 bis 7800 Punkte hieven. Kommt hinzu, dass sich der Euro festigt, könnte der Dax im Herbst der Oktober-Angst trotzen und die 8000er-Marke testen.

Leider gibt es aber einen Wermutstropfen. Wenn der Bulle auf das rote Tuch zuläuft, könnte dahinter auch der Säbel lauern, der ihn zur Strecke bringt. Obwohl der Markt technisch gut aussieht und fundamental der Mut wächst, kann es passieren, dass sich die Ängstlichen an die starken Korrekturen der Monate April und Juli erinnern. Der Schrecken sitzt möglicherweise tiefer, als sich viele eingestehen wollen. Hinzu kommt die erwähnte Furcht vor den traditionell schwachen Börsenmonaten im Herbst. Und nicht zu vergessen: Alan Greenspan. Noch ist die Inflation nicht endgültig gebändigt. Und auch hierzulande lässt die Versteigerung der UMTS-Lizenzen die Fantasie der Zinsspekulanten in die eine oder andere Richtung laufen. Bei einem Erlös von rund 100 Milliarden Mark spart die Regierung etwa drei Milliarden Mark an Zinsen im Jahr, wenn Sie ihre Staatsverschuldung tilgt. Die Banken werden auf diese Einnahme sicher nicht tatenlos verzichten, und die Zinsschraube anderswo anziehen. All dies könnte genügend Nahrung für die Bären sein, die stets auf ihre Chance zum Gegenschlag lauern.

Seien Sie also vorsichtig und schnell. Wenn es nach oben nicht klappt, werden wir wohl diesmal in die 6000er-Tiefen im Dax, die 3000er im Nasdaq und auch kurz unter die 10 000 Punkte im Dow Jones rutschen. Leider werden wir auch einige Vorstände des Neuen Marktes in der freien Wirtschaft als Stellensuchende wiedertreffen. Es wird wieder spannend. Lassen Sie sich die Freude und den Spaß am Handeln nicht nehmen.

Der Autor ist Daytrader, Trading-Coach (im Inte

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