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Wirtschaft: Börsenfieber: Schwierige Materie - Stephan Lebert mischt leider noch nicht mit und erklärt, warum

Jeder weiß ja, wie wichtig heutzutage das Image ist. Jeder sollte sich Gedanken machen, wie einen andere beurteilen, was sie so alles über einen denken.

Jeder weiß ja, wie wichtig heutzutage das Image ist. Jeder sollte sich Gedanken machen, wie einen andere beurteilen, was sie so alles über einen denken. Das ist längst nicht mehr eine Frage des menschlichen Zusammenlebens. Nein, mit einem guten Image verdient man Geld. Wo weiß man das besser als an der Börse. Und über die Welt der Börse habe ich ja zu schreiben, hier an dieser Stelle, wenigstens irgendwie.

Mit meinem Image sieht es börsenbezüglich bislang nicht so toll aus. Denn was gibt es Schlimmeres im Kosmos der Wirtschaft, als einer, der dauernd von etwas redet und nichts tut? Einer, der mitspielen will, aber nicht spielt. Dabei liegt der Fall in Wahrheit anders. Ich versuche lediglich in einer schwierigen Materie gründlich vorzugehen.

Neulich hätte ich mich beinahe in Sachen Biotechnologie engagiert. Das ist die große Zukunftsbranche, überall liest man das. Dann hat mir ein Experte erklärt, wie der Boom dieser Firmen so funktioniert. Da hat jemand eine Idee, sagen wir, für die Entwicklung eines neuen Medikaments. Dafür findet er Geldgeber, dann baut er eine Fabrik. Für ein Medikament, das es noch nicht gibt. Nichts als eine Idee befindet sich also an der Börse. Man kann sicher sagen: Deshalb heisst es ja Zukunftsbranche. Aber, und es mag ja feige klingen: Ein bisschen blöd kann man sich doch schon vorkommen, wenn man in eine schöne Seifenblase investiert.

Verstehen Sie meine Bedenken? Man kennt den Chef dieser Firma nicht, man begreift die Idee nicht wirklich - und dafür soll man sein Geld lassen? Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken, das ist an der Börse ganz schlecht, heißt es.

Mein nächster Versuch heisst Peter. Der ist auch Journalist und eine Art Freund, und mir fällt ein, dass er mir mal eine Geschichte erzählt hat, die damit anfängt, dass er irgendwo einem Supertypen begegnet ist. Supertyp deshalb, weil er, wie Peter sagte, dauernd ziemlich viel Geld an der Börse verdient. Der habe nun meinem börsentechnisch eher skeptischen Peter ein Angebot gemacht. Peter solle ihm 10.000 Mark geben und er werde damit spekulieren, in ein paar Monaten werde er sein Geld vervielfachen. Und so geschah es. Nach einem halben Jahr, erzählt Peter, hatte Peter 30.000 Mark, einige Monate darauf 50.000 Mark, dann 60.000. Ich habe irgendwann aufgehört dieser Erfolgsstory genauer zuzuhören...

Man muss sagen, Peter hat sich durch diese und ähnlich lautende Geschichten verändert. Er zeigt einem plötzlich und ungefragt seine Kontoauszüge ("Schau mal her, wie das gut läuft"), er redet von Wohnungen, die er kaufen will, und besonders gerne von irgendwelchen neuen Steuersparmodellen. Man muss also ganz klar feststellen, dass sich Peter seinerseits wirklich nicht gerade zu seinem Vorteil entwickelt hat.

Andererseits habe ich ihn neulich, nach längerer Abstinenz, mal wieder angerufen. Es war nur die Mailbox an. Ich habe draufgesprochen, ob er mir vielleicht die Telefonnummer von dem Supertypen geben kann. Bislang hat Peter noch nicht zurückgerufen.

Der Autor ist Redakteur dieser Zeitung.

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