zum Hauptinhalt
Heuer

© dpa

Börsengang: Großes Debüt, wenig Freude

Die Tognum-Aktie enttäuscht die Anleger. Der Chef des Motorenherstellers Volker Heuer aber gab sich optimistisch.

Der größte Börsengang seit knapp sieben Jahren verlief am Montag eher holprig. Die Aktie des Motorenherstellers Tognum fiel gleich in den ersten Handelsminuten an der Frankfurter Börse unter den Ausgabepreis von 24 Euro und bewegte sich auch im weiteren Verlauf kaum. Am späten Nachmittag notierte der Börsenneuling bei 23,99 Euro. Tognum-Chef Volker Heuer gab sich trotzdem optimistisch: „Für uns wird der Kurs nicht in der ersten Minute festgelegt, wir sehen das langfristig.“ Tognum ist eine Dachgesellschaft und umfasst im Wesentlichen die frühere Daimler-Chrysler-Tochter MTU Friedrichshafen.

Die Zurückhaltung der Anleger ist für viele Experten nicht überraschend. Auch die beiden anderen großen Börsengänge des laufenden Jahres waren nur mäßig erfolgreich: Die Aktien des Telekommunikations-Unternehmens Versatel und des Verpackungsherstellers Gerresheimer notieren heute unter dem jeweiligen Ausgabepreis. Allen drei Unternehmen ist gemein, dass sie von einem Finanzinvestor an die Börse gebracht wurden. Bei Versatel hieß er Apax, bei Gerresheimer Blackstone und bei Tognum ist es der schwedische Investor EQT.

„Die Finanzinvestoren machen Kasse, da sind die Anleger ein bisschen skeptisch“, erklärt Börsenhändler Guiseppe Amato vom Handelshaus Lang & Schwarz. Im Fall Tognum gehen von den gut zwei Milliarden Euro Einnahmen durch den Börsengang rund 1,8 Milliarden Euro an EQT. Die Investmentgesellschaft aus dem Umfeld der Familie Wallenberg hatte MTU Friedrichshafen erst Anfang 2006 für 1,5 Milliarden Euro von Daimler-Chrysler gekauft. Neben dem Verkaufsgewinn bleibt EQT ein Anteil von rund 35 Prozent an Tognum, der nach dem Börsenkurs rund eine Milliarde Euro wert ist.

Dem Unternehmen selbst fließen nur rund 270 Millionen Euro zu. Damit will Konzernchef Heuer die Schuldenlast reduzieren. Sie war auf mehr als 700 Millionen Euro angestiegen, nachdem EQT dem gekauften Unternehmen einen Teil des Kaufpreises aufgebürdet hatte – bei Finanzinvestoren eine gängige Praxis.

Tognum ist die größte Neuemission in Deutschland seitdem die Deutsche Post im November 2000 an die Börse ging. Experten rechnen mit einer baldigen Aufnahme in den Nebenwerteindex M-Dax. Nach dem Zusammenbruch der Aktienmärkte in 2001 und 2002 hatten sich nur wenige Unternehmen an die Börse gewagt.

2006 war mit 74 Neuemissionen aber schon wieder ein Wert erreicht, der an alte Zeiten erinnerte. Allerdings sind schnelle Gewinne heute nicht mehr programmiert. „Die Anleger schauen sich die Unternehmen genauer an“, sagt Börsenhändler Amato.

Im laufenden Jahr verzeichnete die Deutsche Börse in Frankfurt bisher 32 Neuemissionen. Wie viele noch hinzu kommen, hängt auch von der allgemeinen Marktentwicklung ab. „Die Börsengänge werden sich wieder beleben, wenn die momentan stattfindende Korrektur ausgestanden ist“, meint Amato. Bis zu 40 Unternehmen seien noch „in der Pipeline“. Auch der Tognum-Börsengang könnte an Größe noch in diesem Jahr übertroffen werden, wenn Siemens seine Autozuliefer-Tochter VDO aufs Parkett bringt.

Stefan Kaiser

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false