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Nicht nur Fans. 900 Millionen Nutzer sind

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Börsengang: So riskant ist der Kauf von Facebook-Aktien

Mit Facebook-Aktien reich werden? Schön wär's - in zwei Wochen geht das soziale Netzwerk an die Börse. Doch vor dem Kauf sollte man genau hinschauen, denn ein Blick auf die Risiken lohnt sich.

In knapp 14 Tagen geht der Rummel los: Facebook-Aktien werden wahrscheinlich am 18. Mai zum ersten Mal an der US- Börse gehandelt. Am Donnerstagabend gab der Internetkonzern die Rahmendaten des Spektakels bekannt: Zwischen 28 und 35 Dollar sollen die Papiere kosten, der genaue Preis wird noch festgelegt. Wahrscheinlich wird er niedrig ausfallen, damit der erwartete Kurssprung am ersten Handelstag größer aussieht. Statt wie ursprünglich geplant fünf Milliarden Dollar will das weltgrößte Online- Netzwerk bis zu 11,8 Milliarden Dollar einnehmen (neun Milliarden Euro), wie aus dem neuen Börsenprospekt hervorgeht. Es ist der größte Börsengang einer Internetfirma. Obwohl deutsche Anleger beim Börsenstart in den USA nur mit großem Aufwand dabei sein können, lohnt sich ein Blick auf die Risiken, die ein Facebook-Investment birgt. Sobald die Aktie gehandelt wird, ist der Kauf leichter. Am Montag beginnt Firmengründer Mark Zuckerberg die „Roadshow“ bei Investoren.

Facebook ist teuer

Rechnet man alle im Börsenprospekt genannten Aktien (70 bis 87 Milliarden Dollar) sowie Optionen oder Aktien zusammen, die beim Kauf des Bilderdienstes Instagram unlängst ausgegeben wurden, kommt Facebook acht Jahre nach seiner Gründung auf eine Börsenbewertung von knapp 100 Milliarden Dollar (76 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Die Deutsche Bank erreicht gut 29 Milliarden Euro. Entscheidender als die absolute Höhe der Marktkapitalisierung ist das Verhältnis von Gewinn und Aktienkurs. Bei einem Ergebnis von rund einer Milliarde Dollar wäre Facebook mit dem Hundertfachen seines Gewinns bewertet. Um diese auch für ein Technologieunternehmen hohe Bewertung zu rechtfertigen, müsste Facebook nach Meinung von Experten so schnell weiterwachsen wie bisher und einen Umsatz von rund 70 Milliarden Dollar erzielen. 2011 waren es 3,7 Milliarden Dollar. Google und Apple sind bei ungleich höheren Umsätzen und ähnlich hohen Wachstumsraten niedriger bewertet.

Facebook wächst langsamer

Bei gut 900 Millionen Nutzern weltweit, von denen 526 Millionen jeden Tag auf der Webseite aktiv sind, kann das weitere Wachstum des Netzwerks nicht mehr so stürmisch verlaufen wie bisher. Zumal Facebook auf großen Märkten wie China und Russland nicht die Nummer eins ist und in Indien oder Brasilien weniger profitabel arbeitet. Auf diesen Umstand weist das Unternehmen auch in seinem Börsenprospekt hin – auf 24 von 163 Seiten werden dort die Risiken des Geschäftsmodells dargelegt. „Wir erwarten, dass die Zahl unserer aktiven Nutzer in dem Maße langsamer wächst, wie unsere Nutzerbasis sich vergrößert“, heißt es. Ende April gab Facebook den ersten Umsatzrückgang zum Vorquartal seit zwei Jahren bekannt. An der Frage, ob Facebook seine Erfolgsgeschichte im mobilen Internet – also auf Smartphones und Tablet-PCs – fortsetzen kann, entscheidet sich, ob das Geschäftsmodell nachhaltig ist. Bisher schalten Werbekunden lieber auf herkömmlichen Computern Anzeigen. Zudem sind sie bereit, dafür mehr zu zahlen als für Handy-Werbung. „Der Verlust von Werbekunden oder die Verringerung von Marketingausgaben könnte unser Geschäft ernsthaft gefährden“, warnt Facebook künftige Aktionäre. Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen außerhalb des Werbegeschäfts rückt Facebook auch den Online-Handel stärker ins Blickfeld. Einige Investoren setzen bereits darauf, dass Facebook zu einer Internet- Handelsgröße wie Amazon oder Ebay aufsteigen kann. So deutete Facebook kürzlich an, die virtuelle Währung „Facebook Credits“ künftig nicht mehr nur in Online-Spielen einzusetzen. Vor kurzem kaufte Facebook den Coupon-Spezialisten Tagtile, über dessen System Kunden bei Einzelhändlern Rabattcoupons erwerben können.

Facebook macht wenige reich

Von den erwarteten Einnahmen aus dem Börsengang fließt Facebook selbst nur etwas mehr als die Hälfte zu – der Rest geht an Zuckerberg, Mitarbeiter und Geldgeber wie Silicon-Valley-Investoren, die das Potenzial von Facebook früh erkannten und nun für ihre Beteiligung belohnt werden. So kann die Risikokapital-Firma Accel voraussichtlich mehr als eine Milliarde Dollar einstreichen. Der 27-jährige Zuckerberg selbst wird ebenfalls eine Milliarde seines Reichtums auf dem Papier in bares Geld umwandeln, muss davon allerdings einen Großteil an das Finanzamt weiterreichen. Zugleich wird Zuckerberg seine Firma weiter fest im Griff behalten, dank „Super-Aktien“ mit zehnmal mehr Stimmrechten. Sein verbleibender Anteil am Unternehmen könnte auf dem Papier anfangs rund 18 Milliarden Dollar schwer sein. Die dominierenden Stimmrechte machen den wahren Wert von Zuckerbergs Aktien jedoch kaum messbar. Der Investmentbank Goldman Sachs werden rund 415 Millionen Dollar zufließen. Anlegerschützer kritisieren Börsengänge, bei denen die Alteigentümer Kasse machen, weil dem Unternehmen dann weniger Mittel für Investitionen zur Verfügung stehen.

Facebook bekommt Konkurrenz

Aufwendungen für die Erweiterung des Geschäftsmodells werden aber auf Facebook zukommen, denn die Konkurrenz schläft nicht. Schon jetzt steckt Zuckerberg mehr Geld ins Marketing und in neue Funktionen für das Netzwerk. Das alles schmälert den Gewinn. Die Übernahme des Fotodienstes Instagram, für die Facebook kürzlich eine Milliarde Euro bezahlte, zeigt, wie ernst der US-Konzern den Wettbewerb nimmt. Instagram war rasant gewachsen, hatte eine bessere Foto- App (Anwendung) als Facebook im Angebot und damit das Interesse von Google oder Twitter geweckt. Ein Alarmzeichen, denn Facebook kämpft gegen Google & Co. um die wertvolle Zeit der Internetnutzer, die sich wiederum bei Werbekunden in bares Geld verwandeln lässt.

Wie gefährlich es sein kann, wenn Nutzer eine angesagte Website plötzlich uncool finden, zeigen Beispiele wie Yahoo, My-Space, Lycos oder das deutsche Netzwerk Studi- VZ. Die Gefahren sieht auch Facebook: „Eine Reihe anderer Social-Network-Unternehmen, die frühzeitig populär waren, mussten einen steilen Absturz seiner aktiven Nutzerzahlen hinnehmen“, heißt es im Börsenprospekt. „Es gibt keine Garantie, dass nicht auch wir eine ähnliche Erosion erleben.“ mit dpa, rtr

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