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Wirtschaft: Bolle bleibt Bolle

Keine Stellenstreichungen nach Eigentümerwechsel

Berlin - Der Eigentümerwechsel bei der Supermarktkette Extra und den Bolle- Märkten soll keine Schließungen oder Kündigungen in Berlin zur Folge haben. „Wir haben keine Schließungspläne in der Schublade“, sagte Rewe-Sprecher Andreas Krämer am Freitag dem Tagesspiegel. Man wolle „mit der bestehenden Mannschaft eine schnelle Integration erreichen“. Die als Franchisemärkte geführten Bolle-Filialen „bleiben unter diesem Markennamen vorerst präsent“, schließlich sei dieser in Berlin sehr bekannt und mit einer langen Tradition verbunden.

Wie berichtet, hat die Metro-Gruppe die bundesweit 245 Extra-Märkte und insgesamt 61 Franchisebetriebe der regionalen Marken Bolle und Comet an den Mitbewerber Rewe verkauft. „In den Verträgen ist vereinbart, dass Rewe alle Mitarbeiter übernimmt“, stellte auch Sprecher Markus Jablonski von der Real SB Warenhaus GmbH klar, zu der die Extra-Gruppe bisher gehört.

Die Übernahme ist zum 1. Juli geplant, das Kartellamt muss noch zustimmen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. In der Region Berlin geht es um 32 innerstädtische Extra-Märkte und zwei Filialen im Umland. Als „Bolle“ firmieren acht Märkte in der Stadt und einer im Umland. Die Geschichte der Marke reicht bis 1881 zurück, als Carl Bolle seine Meierei gründete, die später zur Lebensmittelfilialkette wurde. Ende der 90er Jahre verschwand die Marke, als die Berliner Konsum-Genossenschaft die Filialen abstieß. 2004 kam es – wenn auch in geringem Ausmaß – dann zu einem Comeback unter dem Dach der Extra-Kette.

Die Gewerkschaft Verdi befürchtet trotz der Zusagen beider Handelskonzerne, dass es zu Schließungen und Entlassungen kommt. „Das geschieht vielleicht nicht sofort, aber sukzessive“, sagte die Einzelhandelsexpertin im Verdi-Landesbezirk Berlin, Erika Ritter. Sie habe „noch keine Übernahme erlebt, bei der alles beim Alten bleibt“. In Rewe- Märkten gebe es zum Beispiel „kaum noch Wurst- und Fleischtheken“ mit Personal – anders als in vielen Extra-Filialen. „Also sind die Arbeitsplätze der Kollegen an den Theken potenziell gefährdet.“

Die Rewe-Gruppe hat in Berlin rund 40 Rewe- und 60 Penny-Märkte. Laut Sprecher Krämer gibt es „relativ geringe Überschneidungen“ bei den Standorten von Extra- und Rewe-Märkten. Sofern diese aber nah beieinander liegen, müssten sie künftig „miteinander in Konkurrenz treten“. Eine langfristige Garantie könne für solche Standorte nicht gegeben werden: „Was in vier oder fünf Jahren ist, kann ich nicht sagen.“ Cay Dobberke

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