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© picture-alliance / dpa

Wirtschaft: Boom im Bausparland

In Deutschland werden wieder mehr Wohnungen gebaut. Doch die Kassen warnen vor Knappheit

Berlin - Die Deutschen bauen wieder mehr Häusle. „Es gibt erste Anzeichen für eine Trendwende zum Besseren im Neubau“, sagte Hartwig Hamm, Verbandsdirektor der Landesbausparkassen (LBS), am Mittwoch. Im letzten Quartal 2009 rechnen die Bausparkassen erstmals wieder mit zweistelligen Wachstumsraten bei den Baugenehmigungen. Für das Krisenjahr zeichne sich trotz des schlechten Anfangs insgesamt sogar ein leichtes Plus ab, verglichen mit 2008.

In den ersten beiden Quartalen des Jahres waren die Baugenehmigungen noch deutlich gegenüber dem Vorjahr gesunken. Von Juli bis August aber stiegen sie erstmals wieder um 6,6 Prozent. Für das Winterquartal sagten die LBS jetzt einen Anstieg von 13 Prozent voraus. Damit würde das Jahr 2009 mit einem Plus von knapp einem Prozent abschließen. Insgesamt sind 176 000 Wohnungen genehmigt worden. Mehr als zwei Drittel entfallen auf Eigenheime und Eigentumswohnungen.

Für 2010 rechnen die Bausparkassen wieder mit einem deutlichen Anstieg der Baugenehmigungen um elf Prozent. Das wäre der höchste Wert seit vier Jahren. 2006 war der Neubau von 248 000 Wohneinheiten auf 182 000 eingebrochen und seitdem stagniert. Schuld daran war nicht nur die Wirtschaftskrise, sondern vor allem die Streichung der gesetzlichen Eigenheimzulage. Als „Nackenschlag“ für den Wohnungsbau bezeichnete Hamm den Verlust der Subventionen. Seit 2008 gibt es neue Förderungen. Die staatlichen Riester-Zulagen für die private Altersvorsorge gibt es nicht mehr nur für Banksparpläne, sondern auch für den Wohnungsbau. Die LBS lobten die Initiative der Regierung, forderten aber niedrigere Mindestschwellen.

„Für Euphorie gibt es noch keinen Anlass“, betonte Hamm. „Tatsächlich sehen wir den Neubaubedarf sogar eher in der Größenordnung von 300 000 Einheiten pro Jahr.“ Das wären 50 Prozent über dem aktuellen Niveau. Laut einer Umfrage der LBS sähe die Mehrheit der Wohnbauexperten in Deutschland den jährlichen Neubaubedarf bei rund 270 000 bis 350 000 Einheiten. Das Berliner Forschungsinstitut Empirica sagt in den nächsten zehn Jahren ein Wohnflächenwachstum von 14 Prozent voraus. „Rechnerisch bedeutet das einen Neubau in der Größenordnung von 300 000 Wohneinheiten, wenn es nicht zu Problemen kommen soll“, ergänzte LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm.

Wozu braucht man immer mehr Wohnungen, wenn doch hierzulande immer weniger Kinder geboren werden? Die Zahl der Haushalte werde noch viele Jahre über zunehmen, meinte Hamm. Und: „Die Haushalte werden kleiner, aber sie wollen deshalb nicht bescheidener wohnen“, sagte der Verbandsdirektor. Auch würden die Menschen immer älter und würden zunehmend länger in ihrem eigenen Haus leben.

Im Vergleich mit den europäischen Nachbarländern würde in Deutschland wenig gebaut. Beim Spitzenreiter Frankreich kämen 5,6 neue Wohnungen auf 1000 Einwohner, hierzulande seien es gerade einmal zwei. Damit sei Deutschland das Schlusslicht in Europa.

Hamm zeigte sich zuversichtlich, dass die Bautätigkeit der Deutschen in den nächsten Jahren wieder steigen werde. Dafür würde das historisch niedrige Zinsniveau sorgen. Auch die Preise für Wohnimmobilien, die in Deutschland seit Mitte der neunziger Jahre sehr stabil seien, sprächen für den Neubau. „Wenn der Neubau nicht bald deutlich reagiert, sind die Folgen über kurz oder lang unausweichlich“, sagte Hamm: „Steigende Mieten und steigende Immobilienpreise.“

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