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Wirtschaft: Borussia am Boden

Verlust bringt Bundesligaverein in existenzbedrohende Schieflage/Aktie bricht zeitweise um 30 Prozent ein/Das Management hofft

Berlin/Dortmund - Die Aktie des Bundesligavereins Borussia Dortmund ist wegen der drohenden Pleite des Klubs am Donnerstag um zeitweise fast 30 Prozent abgestürzt. Sie schloss bei 2,19 Euro – ein Minus von gut 17 Prozent. Während das Management die Hoffnung auf eine Rettung des einzigen börsennotierten deutschen Fußballvereins noch nicht aufgegeben hat, halten Analysten eine Insolvenz für möglich. Sollten die Gläubiger des mit fast 100 Millionen Euro verschuldeten Vereins nicht bereit sein, die Rückzahlung von Verbindlichkeiten in Millionenhöhe zu stunden, droht dem BVB die Zahlungsunfähigkeit. Die Lizenz für die kommende Saison wäre dann gefährdet (siehe Kasten).

Der BVB teilte am Morgen überraschend mit, es sei „eine existenzbedrohende Ertrags- und Finanzsituation“ eingetreten. Die Krise hatte sich zwar schon in der vergangenen Saison abgezeichnet, als der Verein einen Rekordverlust von fast 68 Millionen Euro ausweisen musste. Nun spitzt sich die Lage aber zu. Allein in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres entstand ein neuer Verlust in Höhe von 27,2 Millionen Euro.

Unter Berücksichtigung der Verluste aus den Vorjahren seien rund 79 Prozent des beim Börsengang im Oktober 2000 eingenommenen Kapitals von knapp 180 Millionen Euro aufgezehrt, teilte die Borussia Dortmund GmbH und Co.KGaA mit. Es gebe derzeit keine finanziellen Mittel, um Verpflichtungen von 29,7 Millionen Euro im laufenden Halbjahr zu erfüllen. Scheitere die Sanierung, sei für das Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag von 68,8 Millionen Euro zu rechnen. Die Deckungslücke bis Ende der Saison beträgt nach Informationen des Handelsblatts rund zehn Millionen Euro. Jeden Monat fehlten derzeit rund zwei Millionen Euro.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht kündigte am Donnerstag an, sie werde die überraschende BVB-Mitteilung wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Bestimmungen zur unverzüglichen und vollständigen Berichterstattung überprüfen. Das BVB-Management war häufig wegen seiner Informationspolitik kritisiert worden. Aktionärsvertreter werteten die Finanzkrise als „ziemlich katastrophale Situation“ für die Aktionäre. Aussicht auf Schadenersatz gebe es nicht.

Wie die drohende Insolvenz abgewendet werden soll, erklärten BVB-Manager Michael Meier, der am Dienstag neu bestellte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und der Unternehmensberater Jochen Rölfs, am Donnerstag im Dortmunder Westfalenstadion: über eine Stundung der Stadionmiete, die Reduzierung der Spielergehälter und Personalabbau. In erster Linie geht es bei dem von Rölfs neu erarbeiteten Sanierungskonzept, das bis ins Jahr 2009 laufen soll, um eine Tilgungsaussetzung- und streckung. Der Verein hatte das Westfalenstadion 2002 an den Commerzbank-Leasing-Fonds Molsiris verkauft und anschließend gegen eine jährliche Miete von 17 Millionen Euro zurückgeleast. Dabei wurden nach Meinung von Analysten „ruinös hohe Tilgungsraten“ mit einer „extrem kurzen Laufzeit“ bis 2007 vereinbart. Der Verkauf soll teilweise rückgängig gemacht werden. Dem müssen aber die Gläubiger und die Gesellschafter des Fonds, darunter die WestLB, zustimmen. Der Verein habe seine Gläubiger „nicht um Verzicht gebeten, sondern lediglich darum, den Zeitraum auszudehnen“, erläuterte Meier. Nach 2006 „sollten wir in der Lage sein, dauerhaft Gewinne zu erzielen“, hofft der BVB-Manager. Nach seinen Angaben hat das Land Nordrhein-Westfalen einer Stundung der Landesbürgschaft von 40 Millionen Euro für den Stadionbau zugestimmt.

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