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Wirtschaft: Borussia Dortmund bricht an der Börse ein

Die Aktionäre bestrafen die verpasste Champions League mit einer Verkaufswelle

Berlin (avi). Mit einem 1:1 gegen Absteiger Cottbus hat sich ExMeister Dortmund aus der Saison 2002/2003 verabschiedet. Damit erreicht der BVB in der Bundesliga nur Platz drei und kann sich die Teilnahme an der Champions-League nur über eine Qualififkationsrunde erkämpfen. Für die Borussen ist das nicht nur eine sportliche Enttäuschung, sondern auch ein finanzieller Rückschlag, der direkt auf den Kurs der einzigen an der Börse gehandelten deutschen Fußballaktie durchschlägt: Sie gab am Montag zeitweise um mehr als sechs Prozent nach und schloss um drei Prozent niedriger bei 3,15 Euro.

„Eine Halbfinalteilnahme in der Champions League ist für BVB etwa 26 Millionen Euro wert“, schätzt Ingo Süßmilch, Fußballaktien-Experte der WGZ Bank. Zwar könne der Verein finanzielle Verluste durch entgangene Prämien und TV-Rechte zum Teil durch mögliche Erfolge im UEFA-Cup kompensieren. Um diesen Pokal können die Dortmunder in jedem Fall mitspielen. Doch in der Liga der Sieger mitzukicken würde dem Verein deutlich mehr Prestige einbringen, das sich zum Beispiel beim Verkauf von Merchandising-Produkten bemerkbar machen würde.

Im Geschäftsjahr 2001/2002 hatten die Dortmunder einen Umsatz von 102 Millionen Euro erwirtschaftet. 41 Prozent der Einnahmen erzielte Borussia mit Fernsehrechten, 28 Prozent mit Sponsoring, 18 Prozent mit Ticketverkauf, 11 Prozent mit dem Verkauf des BVB-Logos auf Tassen, T-Shirts und anderen Merchandising-Produkten.

Seit dem Börsengang im Oktober 2000 hatten die Anleger nicht viel Freude an der Aktie die mit einem Ausgabekurs von elf Euro gestartet war. Trotz Fortschritten bei der Diversifizierung der Einnahmen, etwa über den selbst organisierten Trikot-Verkauf oder Paketangebote für Fanreisen, ist der Kursverlauf eng mit sportlichen Erfolgen verbunden, sagt Lars vom Cleff, Analyst der Deutschen Bank. Die hält nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters 19 Prozent an dem Verein. Als einzige Fußballaktie habe Manchester United überzeugt, was am hervorragenden Marketing liege. „Selbst in Sportgeschäften in Südafrika können sie ManU-Trikots kaufen“, sagt vom Cleff. Er vergleicht börsennotierte Clubs mit Entertainment-Aktien: Das Sportereignis müsse an der Kasse genauso überzeugen wie ein Kinofilm.

Ingo Süßmilch von der WGZ Bank sieht mittelfristig noch Chancen für deutsche Kickerpapiere: Im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006 werde das Interesse an Fußballaktien steigen. Dann seien Kursgewinne und sogar weitere Börsengänge denkbar. Als Kandidaten sieht Süßmilch Bayern München, Schalke 04, aber auch Hertha BSC.

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