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Wirtschaft: Bosch-Beschäftigte wollen Unternehmer werden

Berliner Mitarbeiter der Sparte Breitbandnetze wollen die Firma kaufen, um ihre Arbeitsplätze zu retten

Berlin - Sie fürchten, dass ein Investor kommt, ihre Firma kauft, zerschlägt und sie alle ihren Job verlieren. Um das zu verhindern, wollen die Mitarbeiter der Bosch Breitbandnetze GmbH in Berlin ihre Firma selbst übernehmen – wenigstens einen Teil davon. Das jedenfalls ist der Plan von Betriebsrat und IG Metall. Rund zwei Millionen Euro sollen die 220 Mitarbeiter aufbringen, um bis zu zehn Prozent am Grundkapital der Firma zu erwerben. Wesentlich mehr Geld muss der Investor aufbringen, der jetzt gemeinsam mit den Mitarbeitern ein Gebot für die ganze Firma abgegeben hat und die Arbeitsplätze in Berlin sichern will: Die Firma Pepcom hat am Montag ein Angebot für 325 bis 400 Millionen Euro für Bosch Breitbandnetze eingereicht.

Doch Betriebsratsvorsitzender Detlef Generich befürchtet, dass der Mutterkonzern Bosch in Stuttgart das gemeinsame Angebot nicht ernst nimmt. Für eine gründliche Prüfung der Geschäftsbücher, die üblicherweise potenziellen Käufern gewährt wird, sei von der Geschäftsleitung nur eine Frist bis kommenden Freitag eingeräumt worden. „Üblich sind acht bis zwölf Wochen“, sagt Heinz- Peter Labonte, Mitbegründer der Pepcom.

Pepcom ist eine Gesellschaft, die sich an kleinen regionalen Kabelnetzbetreibern beteiligt – neun sind es inzwischen mit zusammen 140000 Kunden. Das Geld kommt unter anderem von Labonte und zwei britischen Finanzinvestoren. Pepcom ist ein kleiner Fisch im Vergleich zu Bosch Breitbandnetze. Bosch hat 1,3 Millionen Kunden, die über das Kabel mit Fernsehprogrammen versorgt werden. Interessant ist das Kabel aber, weil darüber viel mehr als Fernsehen, nämlich auch Telefondienste, schnelles Internet und andere Informations- und Unterhaltungsangebote zum Kunden gebracht werden können. Dafür müssen aber Milliarden in die Netze investiert werden.

Bosch will die Milliarden für die Digitalisierung und Modernisierung nicht aufbringen – und daher die Tochterfirma verkaufen. „Das wirtschaftliche Umfeld im Kabelgeschäft hat sich deutlich verändert“, sagt ein Bosch-Sprecher. Auch weil im April Marktführer Kabel Deutschland (KDG) die Übernahme von zwei weiteren Kabelgesellschaften ankündigte. Damit beherrscht KDG praktisch wieder das ehemals der Deutschen Telekom gehörende Kabelnetz mit einer Reichweite von 17 Millionen Haushalten. Daneben gibt es eine Vielzahl von deutlich kleineren Kabelfirmen.

Zu den weiteren Interessenten an Bosch Breitbandnetze gehören die Finanzinvestoren BC Partner und Blackstone sowie die Kabelfirma EWT. Um sich gegen die Konkurrenz durchsetzen zu können, suchte der Betriebsrat Unterstützung beim Berliner Wirtschafts- Staatssekretär Volkmar Strauch. Doch der könne leider nicht tätig werden, sagte sein Sprecher, die Entscheidung liege bei Bosch. Auf einer offenen Mitgliederversammlung der IG Metall wollten die Mitarbeiter am Montag beraten, wie man die zwei Millionen Euro aufbringen kann.

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