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Wirtschaft: Bosch greift nach Buderus – diesmal klappt es Nach gescheitertem Übernahmeversuch erwirbt der Autozulieferer das Aktienpaket der Deutschen Bank

Berlin (fo). Der Automobilzulieferer Robert Bosch GmbH ist in einem zweiten Anlauf beim börsennotierten Heizungsbauer Buderus eingestiegen.

Berlin (fo). Der Automobilzulieferer Robert Bosch GmbH ist in einem zweiten Anlauf beim börsennotierten Heizungsbauer Buderus eingestiegen. Vor gut einem Jahr war Bosch, die bereits mit der Marke Junkers im Heizungsgeschäft ist, mit einem feindlichen Übernahmeversuch gescheitert. Jetzt kaufte Bosch der Deutschen Bank ihr 7,47Prozent-Aktienpaket für rund 100 Millionen Euro ab. Weitere Aktien wurden über die Börse erworben. Das Stuttgarter Unternehmen kontrolliert nun 13,35 Prozent von Buderus. Nach Angaben eines Bosch-Sprechers handelt es sich um eine reine Finanzbeteiligung.

Im Jahre 2001 hörte sich das noch ganz anders an. Bosch wollte Buderus gegen den Willen des Managements übernehmen. Damals verhandelte der Elektronikspezialist mit dem Baukonzern Bilfinger Berger aus Mannheim, der gut 30 Prozent der Buderus-Aktien besitzt. Der Vorstand von Buderus wehrte sich heftig gegen die Übernahme und begründete dies unter anderem mit den fehlenden Synergieffekten. Außerdem wurde Bosch gedrängt, ein öffentliches Übernahmeangebot für alle Aktien abzugeben obwohl dies erst später gesetzlich verpflichtend wurde. Nach dem neuen Übernahmegesetz müssen Investoren, die mehr als 30 Prozent einer Aktiengesellschaft kaufen, den restlichen Aktienbesitzern ein vergleichbares Angebot machen (siehe Lexikon auf Seite 18).

Buderus wird derzeit an der Börse mit 1,38 Milliarden Euro bewertet. Vor einem Jahr, als Bosch den Übernahmeversuch aufgab, war allein das Aktienpaket der Deutschen Bank noch zwischen 130 und 140 Millionen Euro wert. Am Donnerstag reagierte die Buderus-Aktie auf den Paketwechsel mit einem steilen Kursanstieg und notierte zum Börsenschluss mit einem Plus von neun Prozent bei 23,98 Euro.

Zur Zeit gibt es offenbar keine weiteren Verhandlungen unter den Buderus-Aktionären. Neben Bilfinger halten noch die Commerzbank sowie ein US-Investor jeweils zehn Prozent. Sowohl die Commerzbank als auch Bilfinger machten am Donnerstag deutlich, dass sie derzeit nicht an einem Verkauf der Aktien interessiert seien. Die Buderus-Großaktionäre hatten ihre Pakete im Zuge des Börsengangs von Buderus Mitte der 90er Jahre erworben. Buderus gehörte früher zur Metallgesellschaft (heute MG Technologies). Bilfinger Berger schließt nach Aussagen eines Sprechers aber nicht aus, dass sich das Unternehmen bei Liquiditätsbedarf von Buderus trennen könnte. Der Konzern hatte unter einem anderen Management selbst einmal erwogen, weitere Aktien zu kaufen. Durch den Ausbau der Sparte Gebäudeausrüstung sollte der Baukonzern krisenfester und profitabler gemacht werden.

Dass Buderus sowohl für Bilfinger als auch für Bosch selbst als reine Finanzinvestition interessant ist, steht außer Frage. Der Heizungsbauer aus Wetzlar zählt zu den profitablen und finanzstarken Aktiengesellschaften. So liegt die Eigenkapitalquote inzwischen bei 41 Prozent. Buderus wollte immer auf Einkaufstour gehen, fand allerdings nicht die richtigen Kandidaten. So blieben die Reserven im Unternehmen. Das Ergebnis vor Ertragsteuern schwankt seit Jahren zwischen soliden sieben und zehn Prozent. Die Aktionäre werden mit ansehnlichen Dividenden (um 20 Prozent Dividendenrendite) verwöhnt. Buderus macht knapp zwei Milliarden Euro Umsatz und ist in Deutschland Marktführer bei hochwertigen Heizungsanlagen. Bosch (32 Milliarden Euro Umsatz) stellt vor allem Elektronikteile für die Autoindustrie her, diversifiziert aber verstärkt in andere Sparten. So kontrollieren die Stuttgarter bereits den Heizungsbauer Junkers, der jedoch in der Branche keine entscheidende Rolle spielt. Mit Buderus könnte Bosch in die Spitzengruppe aufsteigen, die europaweit derzeit von Viessmann angeführt wird.

Die Deutsche Bank baut mit dem Verkauf ihre Industriebeteiligungen weiter ab. Seit dem Amtsantritt von Bankchef Josef Ackermann im Mai 2002 hat das Geldhaus den Verkauf von Industriebeteiligungen und Randaktivitäten im Wert von gut acht Milliarden Euro angekündigt. Ackermann will mit den Erträgen aus den Verkäufen das Kerngeschäft besser für den internationalen Wettbewerb rüsten. Mit einem Teil der Mittel kauft die Bank auch eigene Aktien zurück.

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