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Wirtschaft: Boss hat Erfolg bei den Frauen

Modekonzern hält sich aus den Preiskämpfen im Textilhandel heraus

Berlin - Der Modekonzern Hugo Boss ist nach zwei Jahren der Stagnation wieder auf Wachstumskurs. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr 2004 dank einer weltweit steigenden Nachfrage und der erfolgreichen neuen Damenkollektion um neun Prozent auf 554 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewinn stieg um fünf Prozent auf 39 Millionen Euro. Damit übertraf der Konzern die Erwartungen der Finanzmärkte. Der Kurs der im M-Dax notierten Boss-Aktie kletterte in einem freundlichen Markt um 3,49 Prozent auf 19,30 Euro.

Boss profitierte im ersten Halbjahr nach eigenen Angaben von weltweit wieder wachsenden Modemärkten. Selbst auf dem Heimatmarkt Deutschland, wo Boss ein Viertel seines Geschäfts macht, konnte sich der Konzern gegen die Konsumflaute stemmen. Der Umsatz stieg hier um ein Prozent, während der gesamte deutsche Modemarkt erneut um vier Prozent einbrach.

Ein Drittel des Umsatzzuwachses von neun Prozent geht nach Angaben von Boss auf die Eingliederung von Lizenzprodukten wie Socken, Schuhen oder Lederaccessoires zurück. Boss hatte die Lizenzen vor Jahren an Fremdfirmen vergeben, um neue Vertriebswege zu erschließen und die Marke bekannter zu machen. „Inzwischen kann Boss die Distribution der Lizenzprodukte viel effektiver selbst übernehmen“, sagt Jörg Frey, Branchenanalyst beim Bankhaus Sal. Oppenheim. Boss verfügte Ende 2003 weltweit über 960 Verkaufsstellen und 44 eigene Shops. „Zudem bringt der Eigenvertrieb höhere Gewinne als die Lizenzvergabe an Fremdfirmen.“

Boss ist als Hersteller von Herrenkonfektionen gestartet. Neben der Kernmarke Boss verkauft der Konzern weitere Kollektionen wie Hugo für trendige Mode oder die Luxuslinie Baldessarini. Einen Grund für den Erfolg im ersten Halbjahr sehen Branchenexperten in der konsequenten Markenführung von Boss. „Dem Konzern gelingt es, die Marke aus den Preiskämpfen im Handel herauszuhalten“, sagt Frey. Wenn Textilketten wie Peek und Cloppenburg in Prospekten Sonderrabatte ankündigen, steht häufig im Kleingedruckten: „Gilt nicht für Produkte der Marke Boss.“

Erst seit einigen Jahren entwirft der Modekonzern eine eigene Damenkollektion. Boss Woman überraschte im ersten Halbjahr mit einem kräftigen Umsatzanstieg von 47 Prozent im Jahresvergleich. Diesen Erfolg musste sich Boss-Vorstandschef Bruno Sälzer allerdings mit viel Beharrungsvermögen und hohen Investitionen hart erarbeiten. Allein in den ersten sechs Monaten investierte Boss 23 Millionen Euro in den Aufbau von Produktionsanlagen für Boss Woman in der Türkei.

Die erste Damenkollektion, die vor vier Jahren auf den Markt kam, war ein Flop. Die Kleider waren schlecht auf die Herrenkollektion abgestimmt und passten den deutschen Frauen nicht. Ein Grund dafür war, dass Boss Woman in Mailand entworfen wurde, was zu Abstimmungsproblemen mit der Zentrale im schwäbischen Metzingen führte. Sälzer holte das Design wieder in die Zentrale und überarbeitete die Kollektion. Wie sich jetzt zeigt, mit Erfolg. „Die Damenmode wird ein wichtiger Wachstumstreiber für Boss“, sagt Frey. Bisher beträgt der Umsatzanteil von Boss Woman allerdings erst sechs Prozent. Für den Verlauf des Gesamtjahres ist Vorstandschef Sälzer optimistisch. Die Vorbestellungen für die Herbst-/Winterkollektion liegen um drei Prozent über dem Vorjahr.

Maurice Shahd

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