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Wirtschaft: Brandenburg zockt mit einer Öl-Anleihe

Berlin - Werden bald Ölfördertürme im Havelland, in der Uckermark oder in der Lausitz die Landschaft prägen? Der Eindruck drängt sich auf, dass die Regierung des Bundeslandes unbemerkt auf größere Vorkommen des Rohstoffes gestoßen ist.

Berlin - Werden bald Ölfördertürme im Havelland, in der Uckermark oder in der Lausitz die Landschaft prägen? Der Eindruck drängt sich auf, dass die Regierung des Bundeslandes unbemerkt auf größere Vorkommen des Rohstoffes gestoßen ist. Denn das Land hat jetzt überraschend ein „Öl-Performance-Zertifikat“ aufgelegt. So eine Anleihe bringt ihm nicht nur einen Kredit von bis zu 100 Millionen Euro. Durch eine komplizierte Finanzkonstruktion sichert sich das Land damit zugleich gegen sinkende Ölpreise ab. Und dies macht eigentlich nur Sinn für ein Land, das selber Öl fördert und sich so gegen mögliche Einnahmeausfälle wappnet.

Oder für den Anleger, der den Ölbond mit fünf Jahren Laufzeit noch bis zum 14. September zeichnen kann: Ist der Ölpreis innerhalb eines Quartals gestiegen, bekommt er 1,9375 Prozent Zins. Im besten Fall klappt es ein ganzes Jahr lang, dann wären es 7,75 Prozent. Eine üppige Maximalausbeute, die deutlich über dem risikolosen Marktzins liegt. Im Grunde ist ein solches Zertifikat eine Wette auf die Entwicklung des Ölpreises. Sinkt der Ölpreis, gewinnt das Land und bekommt zur Belohnung einen günstigen Kredit. Steigt der Ölpreis, gewinnt der Anleger und erzielt eine attraktive Verzinsung.

Wenn der Anleger sich durch das 37-seitige und schwer verdauliche Emissionsprospekt gekämpft hat, erfährt er auch noch, dass ihm die Rückzahlung des eingezahlten Kapitals garantiert wird. Bei Fälligkeit kann er demnach nichts verlieren – ein durchaus überschaubares Risiko. Doch was bringt diese Zockerei dem finanziell nicht gerade auf Rosen gebetteten Bundesland? Das Land selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die meisten Experten erwarten allerdings, dass der Ölpreis weiter zulegt. Dann ist Brandenburg doppelt gestraft: Es muss nicht nur die steigenden Energiekosten tragen, sondern auch noch viel Geld auf die Konten der Anleger überweisen.

Nur einer der Mitspieler gewinnt auf jeden Fall: UBS als konsortialführende Bank. Die Schweizer hatten die Produktidee, die Politiker ließen sich nicht lange bitten. UBS und ihre Vertriebspartner dürften die 100-Millionen-Euro-Marke spielend schaffen. Öl als Anlagethema ist sexy, in Verbindung mit einer Kapitalgarantie und der Aussicht auf ein Zinsplus noch mehr.

Da sicherlich die meisten der betuchten Investoren aus den westlichen Bundesländern kommen dürften, wird das Papier nebenbei zu einem Instrument innerdeutscher Umverteilung. Die Sparkasse Regensburg etwa bewirbt das Zertifikat schon auf ihrer Internetseite mit der „Chance auf attraktive Rendite“ und begründet dies mit der bevorstehenden Hurrikan-Saison. Hoffentlich ist das Havelland sturmfest. ina/kol (HB)

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