zum Hauptinhalt
Außen Bavaria, innen Holland. Bayerische Brauer streiten mit Niederländern über eine Biermarke.

© promo

Brauer kämpfen vor Gericht: Streit um Bavaria-Bier: Holland schlägt Bayern

Der Europäische Gerichtshof hat entschieden: Der Bayerische Brauerbund darf der niederländischen Brauerei Bavaria nicht verbieten, ihr Bier unter dieser Marke zu verkaufen.

Luxemburg/Berlin - Diese Geschichte handelt von Liebe, Eifersucht, Verschwörung, Sturheit. Und es geht um handfeste Wirtschaftsinteressen – ganz nebenbei: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am Mittwoch entschieden, dass der Bayerische Brauerbund der niederländischen Brauerei Bavaria NV nicht verbieten darf, ihr Bier unter dieser Marke zu verkaufen.

Auf den ersten Blick kaum nachvollziehbar, schließlich muss man davon ausgehen, dass die Holländer – wie im Fußball oft gezeigt – falsch gespielt haben, nur um ihren Lieblingsfeinden eines auszuwischen. Sicher wollten sie sich nur am guten Ruf des bayerischen Bieres bereichern. Und doch bekamen sie Recht.

Die Richter stellten nun amtlich fest: Die niederländische Brauerei hat den Markennamen Bavaria eintragen lassen, bevor die Ursprungsbezeichnung „Bayerisches Bier“ geschützt wurde (Rechtssache C-120/08). Die Niederländer verstoßen daher nicht gegen den Schutz der geografischen Angabe „Bayerisch“.

Um das herauszufinden, hat es lange gebraucht. Bereits 1994 hatte der Brauerbund den Antrag gestellt, „Bayerisches Bier“ als geografische Angabe schützen zu lassen. Aber der Antrag wurde offenbar auf dem Weg von München über Berlin (Preußen) nach Brüssel (in der Nähe von Holland) abgefangen, verwässert, blockiert und verändert. Der Brauerbund sprach in einer ersten Reaktion von „erheblichen Widerständen aus den Niederlanden“, die den Antrag verzögert hätten. Erst 2001, sieben Jahre später, wurde ein entsprechender Beschluss veröffentlicht. Eine Verschwörung also?

Nach der Deutung der komplizierten EU-Rechtslage durch den Gerichtshof liegt die Entscheidung über den weiteren Rechtsstreit jetzt beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe (Baden). Der muss dabei das Veröffentlichungsdatum berücksichtigen. Dies würde bedeuten, dass die niederländische Brauerei die Marke „Bavaria“ weiter verwenden darf.

Warum die bayerischen Brauer überhaupt so stur sind, scheint rätselhaft. Schließlich verwenden die Niederländer die Bezeichnung für ihr Bier schon seit 1925.

Zudem ist die Liebe der Niederländer zum bayerischen Bier schon viel früher urkundlich erwähnt: Bereits 1897 wurde in Hamburg-Altona die „Bavaria Brauerei AG“ gegründet. Als ihr Urvater gilt der Niederländer Peter I. de Voss, der bereits 1647 in Altona Bier braute. Das letzte Werk der späteren Bavaria- St. Pauli-Brauerei wurde 2003 geschlossen. Hätten die Bayern doch einfach auf den freien Markt vertraut. Helmut Moller, Inhaber des Bier-Spezialitäten-Ladens in der Berliner Karl-Marx-Allee, der Hunderte Biere im Sortiment hat, sagte am Mittwoch als Reaktion: „Bavaria aus Holland? Kenn’ ich. Führ ich aber nicht. Aus Prinzip nicht. Das schmeckt viel zu wässrig.“ Kevin P. Hoffmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false