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Wirtschaft: Bremse für die Börse

Bundesregierung will schnellen Computerhandel stärker regulieren.

Berlin - Die schwarz-gelbe Koalition will den superschnellen Computerhandel an den Börsen im nationalen Alleingang regulieren: Zukünftig soll die Börsenaufsicht jederzeit den umstrittenen Hochfrequenzhandel stoppen können. Union und FDP wollen zudem Eingriffsbefugnisse und Haftungsrisiken der Aufsicht klären und so bestehende Lücken schließen. Die Erfahrungen sollen in die geplanten EU- Regeln einfließen, erklärten Finanzexperten am Dienstag.

Beim automatisierten Hochfrequenzhandel werden Computer mit Formeln und mathematischen Algorithmen gefüttert. Innerhalb von Millisekunden werden Aktien gekauft und wieder verkauft, um minimale Kursdifferenzen zu nutzen und Milliarden zu bewegen. Der stark zugenommene „Algo-Handel“ macht Kettenreaktionen und Betrugsfälle wahrscheinlicher und gilt als ein Auslöser vieler Börsenturbulenzen.

Die Koalition will laut „Financial Times Deutschland“ Händler verpflichten, die Algorithmen der Aufsicht offenzulegen, zumindest bei Nachfragen. Bisher haben Börsen und Behörden keinen Zugriff auf Software und Programmierer. Aufseher können deshalb nachträglich nur schwer nach Ursachen für extreme Preisausschläge suchen. FDP-Finanzexperte Volker Wissing kritisierte, es gebe derzeit in Deutschland unklare Eingriffsbefugnisse und unpräzise Haftungsregeln bei einem Einschreiten der Aufsicht. Nötig seien auch Zulassungsverfahren und ein Zugang zu den Algorithmus-Experten. Bis Ende Juni sollen Eckpunkte stehen, im Herbst soll es einen Gesetzesvorschlag geben. Ein Komplettverbot des Hochfrequenzhandels lehnt Wissing ab. „Das kann sich Deutschland nicht leisten.“ Es gehe auch nicht darum, diesen Handel künstlich zu verlangsamen.

Die EU-Kommission hatte im Oktober vorgeschlagen, den Hochfrequenzhandel bei raschen Kursschwankungen stoppen zu lassen. Handelsplattformen und Börsen müssten dann Sicherungssysteme in ihre Software einbauen. dpa

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