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Wirtschaft: Breuer steht vor dem Rücktritt Aufsichtsratschef der Börse könnte bereits heute sein Amt zur Verfügung stellen

Frankfurt am Main Bei der Deutschen Börse wird ein Führungswechsel wahrscheinlicher. In Frankfurter Finanzkreisen verdichteten sich am Wochenende die Anzeichen, dass Aufsichtsratschef Rolf Breuer schon während der heutigen Sitzung des Gremiums sein Amt zur Verfügung stellen könnte.

Frankfurt am Main Bei der Deutschen Börse wird ein Führungswechsel wahrscheinlicher. In Frankfurter Finanzkreisen verdichteten sich am Wochenende die Anzeichen, dass Aufsichtsratschef Rolf Breuer schon während der heutigen Sitzung des Gremiums sein Amt zur Verfügung stellen könnte. „Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch“, hieß es im Umfeld des Aufsichtsrats. Bei den jüngsten Gesprächen mit kritischen Aktionären habe sich abgezeichnet, dass die aktuelle Führungsspitze keine ausreichende Unterstützung genieße. Sollte Breuer tatsächlich aufgeben, wäre auch der Vorstandschef des Unternehmens, Werner Seifert, kaum noch zu halten. „Das Schicksal beider ist eng verbunden“, hieß es in Finanzkreisen.

Eine Aufgabe Breuers wäre das Eingeständnis, dass der Machtkampf mit den kritischen Aktionären verloren ist. Eine Gruppe von angelsächsischen Investoren unter Führung der Hedge-Fonds TCI und Atticus hatte die Frankfurter zunächst zur Absage der Übernahme der Londoner Börse gezwungen. Um die Kritiker zu besänftigen, hatte die Börse vergangene Woche außerdem die Ausschüttung von 1,5 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren angekündigt. Dies war eine der zentralen Forderungen der Kritiker. Seifert und Finanzchef Mathias Hlubek hatten die Ausschüttungspläne in den letzten Tagen britischen Aktionären vorgestellt. Auch Breuer hat sich mit kritischen Aktionären getroffen.

Doch brachten diese Gespräche offenbar nicht den gewünschten Erfolg. Nach Informationen des Handelsblatts fordern mehrere angelsächsische Investoren ausdrücklich die Demission Breuers und Seiferts. Ein Großaktionär der Börse nannte die Vorschläge „vom Grundsatz her gut, aber noch nicht befriedigend“. Konkret geht der Manager davon aus, „dass es Veränderungen im Aufsichtsrat und der Geschäftsführung gibt“.

Im Umfeld des Aufsichtsrates hieß es am Wochenende, Breuer wolle sich einem „geordneten Übergang“ zum Wohle des Unternehmens nicht entgegenstellen. Zwar sei nicht ausgeschlossen, dass der Aufsichtsrat heute versuchen könnte, den früheren Chef der Deutschen Bank noch einmal umzustimmen. Als sehr wahrscheinlich gilt dies aber nicht. Breuer selbst strebe die Einsetzung eines Aufsichtsrats-Ausschusses an, der neue Mitglieder des Gremiums aussuchen solle, hieß es. Dabei sollen die kritischen Aktionäre mit eingebunden werden.

Mit einem derartigen Schritt würde Breuer einer Kampfabstimmung während der Hauptversammlung am 25. Mai zuvorkommen. Dann will TCI Breuer abwählen lassen. In Presseberichten wurde des Öfteren kolportiert, dass die Kritiker 35 Prozent des Kapitals hinter sich wissen. Ob diese Zahl stimmt, ist zwar unbekannt. Aber offenbar haben Breuer und Seifert lange den Unmut unterschätzt, der außer bei TCI auch bei etablierten und traditionsreichen Großinvestoren wie Fidelity, Capital Group oder Merrill Lynch herrscht. Moniert wird unter anderem, dass der gegenwärtige Aufsichtsrat die Interessen der Anteilseigner nicht richtig wahrnehme. Die aktuellen Aktionäre sind in dem Gremium praktisch nicht vertreten. Mittlerweile liegen nur noch sieben Prozent der Anteile in deutscher Hand, fast die Hälfte der Aktien liegt bei britischen Fondsgesellschaften. Aber selbst hier zu Lande stößt die Börse auf Widerstand. So ließ die Deka, die Fondsgesellschaft der Sparkassen, am Wochenende wissen, sie werde sich bei der Abstimmung über Breuer bei der Hauptversammlung der Stimme enthalten. fs/mm/pot/HB

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