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Wirtschaft: Breuer will die Deutsche Bank entlasten

Aufsichtsratschef tritt wegen Äußerungen über Leo Kirch zurück / Finanzvorstand Clemens Börsig wird Nachfolger

Berlin/Frankfurt am Main - Rolf E. Breuer tritt als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank zum 3. Mai zurück. Dies teilte der 68-Jährige dem Gremium am Sonntag in einer außerordentlichen Sitzung mit. Breuer scheidet damit zwei Jahre vor seinem erst im Mai 2008 endenden Mandat aus.

Breuer begründete seinen Schritt nach Angaben der Bank damit, dass er das Haus nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 24. Januar von weiteren Diskussionen um seine Person entlasten wolle. Der BGH hatte im Streit der Deutschen Bank mit dem ehemaligen Medienunternehmer Leo Kirch diesem teilweise Recht gegeben. Weil Breuer vor vier Jahren öffentlich Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit geäußert hatte, sah der BGH die vertraglichen Pflichten der Deutschen Bank gegenüber einer Kirch-Gesellschaft verletzt. Das Gericht hatte ferner auch eine persönliche Haftung Breuers bejaht und Kirch damit prinzipiell das Recht auf Schadensersatz zugestanden, was die Bank allerdings für unberechtigt hält.

Nachfolger von Breuer an der Spitze des Aufsichtsrats soll der bisherige Finanzvorstand Clemens Börsig werden, der seit 1999 bei dem Institut ist. In den Vorstand rücken Anthony Di Iorio und Hugo Bänziger nach. Di Iorio übernimmt die Leitung des Finanzbereichs, Bänziger wird für das Risikomanagement zuständig sein.

Der Aufsichtsrat sei überzeugt, dass den Vorsitz nur jemand übernehmen könne, der „mit den komplexen Verhältnissen eines global tätigen Kreditinstituts auf Grund eigener Leitungstätigkeit vertraut“ sei, sagte ein Sprecher der Bank dem Tagesspiegel. Börsig habe insbesondere in vielen Analystenkonferenzen die Interessen der Bank deutlich gemacht.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, erklärte, Breuer habe die Entscheidung „im besten Interesse der Bank getroffen“, dies verdiene „ein Höchstmaß an Respekt“. Er dankte Breuer „für die stets sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit über fast zehn Jahre hinweg“.

Breuer verbrachte sein gesamtes berufliches Leben bei der größten Bank des Landes. 1997 wurde er – damals noch Chef der Börsenabteilung – zum Nachfolger von Vorstandssprecher Hilmar Kopper gekürt. Der gebürtige Bonner war immer ein Mann der offenen Worte. Das Motto „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ galt für ihn nicht. Dies erwies sich nicht immer als förderlich für seine Karriere. Einen ersten Knick bekam diese, als ihm im Jahr 2000 die geplante Fusion von Deutscher und Dresdner Bank platzte – dem Vernehmen nach auch am Widerstand von Josef Ackermann. Wenige Monate danach beschloss der Aufsichtsrat, dass Ackermann Breuer im Frühjahr 2002 als Chef der Deutschen Bank ablösen werde. Immerhin wurde Breuer Vorsitzender des Aufsichtsrats.

In dieser Funktion unterlief ihm im Februar 2002 die vorschnelle Aussage über den drohenden Zusammenbruch des Imperiums von Medienunternehmer Leo Kirch. Breuer hatte erklärt: „Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“ Gut zwei Monate später musste Kirch Insolvenz anmelden.

Auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Börse musste Breuer im vergangenen Jahr eine schwere Schlappe hinnehmen. Nach der gescheiterten Übernahme des Konkurrenten London Stock Exchange musste er seinen Posten zusammen mit dem Vorstandschef der Börse, Werner Seifert, auf Druck von Großaktionären räumen.

Der Rücktritt Breuers stärkt indirekt die Position seines Nachfolgers Ackermann. Immerhin hatte Breuer noch zum Jahreswechsel in einem britischen Wirtschaftsblatt laut darüber nachgedacht, ob nicht Ackermann ausgewechselt werden müsse. Der Vorstandsvorsitzende erwartet als Angeklagter im Mannesmann-Prozess ebenfalls ein Urteil des Bundesgerichtshofs. Die Bank unterstellte der britischen Zeitung später eine „bösartige Verdrehung“ von Breuers Äußerungen.

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger zeigte sich überrascht von dem Schritt. Vorstandsmitglied Markus Straub sagte dem Tagesspiegel, er erwarte jedoch keine Änderung der Geschäftspolitik der Deutschen Bank. mit ro

Daniel Rhee-Piening

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