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Wirtschaft: Briefdienstleister Pin droht Zerschlagung

Hannover - Dem Briefdienstleister Pin Group droht die Zerschlagung. Die meisten der ursprünglich 30 Kaufinteressenten für die Gruppe mit rund 90 Gesellschaften und 9000 Mitarbeitern sind abgesprungen, erfuhr das „Handelsblatt“ am Rande einer Fachmesse.

Hannover - Dem Briefdienstleister Pin Group droht die Zerschlagung. Die meisten der ursprünglich 30 Kaufinteressenten für die Gruppe mit rund 90 Gesellschaften und 9000 Mitarbeitern sind abgesprungen, erfuhr das „Handelsblatt“ am Rande einer Fachmesse. Pin-Group-Vorstandschef Horst Piepenburg ist mangels eines Investors für die gesamte Gruppe gezwungen, die regionalen Pin-Töchter einzeln oder im Paket zu verkaufen. Dies dürfte zur Schließung zahlreicher unrentabler Gesellschaften führen und viele Arbeitsplätze kosten. Die Berliner Pin Mail AG, die als Perle unter den Pin-Gesellschaften gilt, dürfte davon jedoch nicht betroffen sein.

Die gesamte Gruppe aber steht als bundesweiter Konkurrent der Deutschen Post vor dem Aus. Denn Ende Februar läuft für viele der 37 insolventen Pin-Töchter mit 7500 Mitarbeitern der Anspruch auf Insolvenzgeld aus. Damit konnte Pin-Chef Piepenburg bislang die Lohnzahlungen aufrechterhalten. Ohne finanzstarken Investor wird dies unmöglich sein. Eine Sanierung der Pin Group aus eigener Kraft ist nicht machbar. Denn Hauptaktionär Axel Springer hatte der Pin Ende 2007 den Geldhahn zugedreht. Springer hatte dies mit dem gesetzlichen Mindestlohn begründet, der eine profitable Entwicklung des auf Niedriglöhne setzenden Unternehmens unmöglich mache. Den Mindestlohn hatte Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel politisch durchgesetzt, der inzwischen über den Verdacht der Steuerhinterziehung gestürzt ist. Im Januar ist das Briefmonopol der Post weggefallen, die höhere Löhne zahlt als ihre neuen Konkurrenten.

Mit der Suisse Post hat sich laut „Deutscher Verkehrs-Zeitung“ (DVZ), einer Tochter des „Handelsblatts“, bereits ein Interessent für eine große regionale Pin-Tochter gemeldet. Die Schweizer wollen laut DVZ die Ulmer Direktexpress kaufen. Ein Sprecher der Suisse Post wollte dies nicht kommentieren. Entscheidungen seien noch nicht gefallen. Die Direktexpress schreibt Gewinn und macht 24 Millionen Euro Umsatz. Die Schweizer sind bereits mit Prime Mail in Deutschland tätig, einem Briefdienstleister, der auf Werbesendungen spezialisiert ist.

Den Verkauf der Pin Group stark verzögert hat die Insolvenz der luxemburgischen Pin Holding. Inzwischen wurde der Kölner Rechtsanwalt Bruno Kübler zu deren Insolvenzverwalter bestellt. Er muss künftig alle Entscheidungen des Pin-Vorstands absegnen. agr (HB)

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