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Briefmonopol: Post senkt das Porto

Mit dem Wegfall des Briefmonopols senkt die Deutsche Post zum Jahreswechsel das Briefporto für Firmenkunden – und macht damit Konkurrenten wie der Pin Group das Geschäft noch schwerer als bisher.

Düsseldorf/Berlin -  „Wir senken die Preise für Massenversender und erweitern außerdem den Kreis der Begünstigten für Rabatte auf das Briefporto“, bestätigte ein Post-Sprecher.

Wenn Post-Chef Klaus Zumwinkel Firmenkunden beim Porto entgegenkommt, schwächt er gleichzeitig die durch den drohenden Mindestlohn ohnehin gebeutelten Konkurrenten TNT Post und die Pin Group, eine Tochter des Springer-Verlags. Beide hatten der Post im lukrativen Markt für Geschäfts- und Werbebriefe bislang durch Niedrigpreise erfolgreich Marktanteile abgejagt. Doch ein relativ hoher Mindestlohn und Preissenkungen der Post engen ihren Spielraum für Preiskämpfe ein.

Springer hatte als direkte Reaktion auf den von der Bundesregierung geplanten Mindestlohn angekündigt, etwa jeden Zehnten der 9000 Pin-Mitarbeiter – davon arbeiten rund 1000 in Berlin – zu entlassen, und erwägt jetzt sogar die Schließung der Brieftochter. Der Aufsichtsrat des Verlags könnte bereits am heutigen Montag eine Vorentscheidung treffen. Auch andere Post-Konkurrenten sehen den Mindestlohnbeschluss als existenzgefährdend an.

Die Deutsche Post signalisierte unterdessen Bereitschaft, entlassene Pin-Mitarbeiter zu übernehmen, wie Konzernsprecherin Barbara Scheil dem Tagesspiegel sagte. Dass der Konzern dies in einem Brief an SPD-Parteichef Kurt Beck zugesagt habe, wie von Beck behauptet, wollte die Sprecherin aber nicht bestätigen. Zu der Frage, wie viele Pin-Mitarbeiter die Post übernehmen könnte, wollte sich Scheil noch nicht äußern. Es sei auch zu früh, über die Konditionen zu reden, sagte sie, stellte aber klar: „Wir zahlen grundsätzlich über Mindestlohn.“ Die bundesweit rund 80 000 Post-Briefträger erhielten „ab elf Euro die Stunde“. Der Mindestlohn, auf den sich die Koalition verständigt hat, soll bei 9,80 Euro liegen.

Politiker und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi werfen Pin-Großaktionär Springer vor, mit der Androhung von Entlassungen und Insolvenz Druck auf die Politik aufbauen zu wollen. Im Bundestag steht das Thema am kommenden Donnerstag auf der Agenda, der Bundesrat will am 20. Dezember über die Einführung des Postmindestlohns abstimmen. Ein Mitschuld der Deutschen Post an einer möglichen Pin-Insolvenz wies die Konzernsprecherin zurück. Pin versuche damit lediglich, eine „verfehlte Geschäftspolitik zu kaschieren“, sagte sie.

Im Gegensatz zu den Konkurrenten ist die Post allerdings immer noch im Vorteil – nicht nur, weil sie auch künftig von der Umsatzsteuer befreit bleibt. Ab 2008 hat der frühere Staatskonzern auch größere Freiheiten in der Preispolitik, weil er nach dem Wegfall des Briefmonopols die Briefpreise für große Versender nicht mehr von der Bundesnetzagentur vorab genehmigen lassen muss. In der nicht regulierten Paketsparte hatte der Bonner Konzern die Preise für Privatkunden bereits deutlich gesenkt. Damit reagierte er auf die aggressive Preisstrategie des Konkurrenten Hermes-Logistik, einer Tochter des Versandhändlers Otto.

Für Firmenkunden will die Post zum Jahreswechsel das Briefporto senken: Unternehmen, die ihre Briefe nach den Vorgaben der Post vorsortieren und bei der Post abgeben, erhalten künftig – nach der Anzahl der Sendungen gestaffelt – Rabatte auf das Porto zwischen 8 und 26 Prozent. Bisher waren es zwischen 3 und 21 Prozent. Deutlich nach unten reduziert wird die Mengenstaffelung, ab der Rabatte fällig werden. Beispielsweise müssen künftig in der Klasse der Groß- und Maxibriefe nur noch 500 statt bisher 5000 Stück für eine bundesweite Zustellung auf einmal bei der Post abgegeben werden. Sind die Briefe nur für eine Region bestimmt, reichen künftig 100 statt 500 Stück, um Rabatt zu erhalten. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern kommt die Post damit vor allem mittleren und großen Kunden entgegen. „Durch die neue Staffelung wird Postcon neue Kunden gewinnen“, erwartet Jens Gunter Greve, Vorstand der zum holländischen TNT-Konzern gehörenden Postcon, dem Branchendienst KEP-Nachrichten. Er geht von einer „Sogwirkung auf das Netz der Post“ aus. Doch werde Postcon wegen der sinkenden Mindesteinliefermengen auch Kunden verlieren, die ihre Briefe künftig selbst zur Post bringen würden, um die Rabatte einzustreichen.

Auch in Holland ist eine Diskussion über den Mindestlohn in der Postbranche voll entbrannt. Der gesetzliche Mindestlohn wird im Briefmarkt zunehmend von den Briefdiensten umgangen. So zahlt die Deutsche-Post-Tochter Selekt Mail, die einer der Hauptkonkurrenten von TNT ist, ihren 12 000 Beschäftigten Stücklöhne. Nur 300 Mitarbeiter sind fest angestellt. Alle anderen tragen Briefe im Nebenjob oder in Teilzeit aus. mit HB

Axel Granzow, Maren Peters

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